Claudia Springsklee (links) und Ulrike Ott-Probst haben einen Verein gegründet, der Menschen mit Autismus wie dem zwölfjährigen Zeon (Mitte) zur Seite stehen will. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuer Verein NavigAutik steht Menschen mit Autismus hilfreich zur Seite

Villingen-Schwenningen (bn). NavigAutik heißt der Verein, der sich jetzt gründete, um Menschen mit Autismus und deren Angehörigen Hilfen im Alltag und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. In Baden-Württemberg leiden rund 2000 Schüler an Autismus. "Das sind mehr als Seh- und Hörbehinderte zusammen", sagt die Vereinsvorsitzende Ulrike Ott-Probst aus Rottweil. Sie und ihre Villinger Stellvertreterin Claudia Springsklee möchten die durchaus vorhandenen Unterstützungsstrukturen vieler Ämter und Wohlfahrtsverbände bündeln und den Betroffenen den Zugang erleichtern.

Entstanden ist die Idee zur Vereinsgründung durch die Irrwege der Familie Springsklee, bis sie die Sozialpädagogin und mit Autismus vertraute Expertin Ott-Probst als Schulbegleiterin für ihren zwölfjährigen autistischen Sohn Zeno fand.

Autismus wird mit "Wahrnehmungsbesonderheiten" definiert, was Betroffene wie Unwissende gleichermaßen unbefriedigt lässt. Das Spektum dieser "Besonderheiten" ist riesig, der Umgang mit ihnen in jedem Fall schwierig und bedarf geschulter Therapeuten und Begleiter in einem möglichst frühen Stadium. Nur dann können Autisten Verhaltensweisen trainieren, die ihnen ein einigermaßen soziales Leben ermöglichen. "Je früher dieses Training beginnt, desto größer sind die Chancen, ein Leben in der Gesellschaft führen zu können", weiß Claudia Springsklee.

Ihr Sohn ist ein aufgeweckter Junge mit überdurchschnittlich hoher Intelligenz. Er geht in die siebte Klasse des Gymnasiums in Gosheim-Wehingen, eine Schule mit kleinen Klassen und verständnisvollen Lehrern. Zeon rezitiert lateinische und englische Sprüche mit Leichtigkeit, ist ein wenig laut, ein wenig sprunghaft und kann mit der Frage, wen er in seiner Klasse nett findet, nichts anfangen. Aggression und Tränen wechseln rasant – Zeno ist anstrengend. Seit Ulrike Ott-Probst, die den "vorbeugenden Umgang mit herausforderdem Verhalten" beherrscht, in der Schule täglich bei ihm sitzt, ist alles für alle leichter geworden.

Schul- und Studienbegleiter will der Verein "NavigAutik" anwerben, ausbilden und den Betroffenen ohne bürokratisch unüberwindliche Hindernisse an die Seite stellen. Neben ausgebildeten Pädagogen können auch Quereinsteiger durch entsprechende Aus-und Fortbildung tätig werden, sagt Ott-Probst, die solche auch anbietet. Die erste findet am 21. Mai, 10 bis 16.30 Uhr, im Schwenninger Jugendhaus Spektrum statt.

Weitere Informationen: Anmeldung: navigautik@web.de oder Telefon 0152/08 35 38 23