Beim 15. Villinger Rechtsgespräch der Arbeitnehmer Baden-Württembergs sprach Ralph Wurster, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau. g Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Chef der Südwestmetallarbeitgeber befürchtet durch VW-Skandal Imageschaden

Schwarzwald-Baar-Kreis (bn). Zum 15. Villinger Rechtsgespräch hatte der Metallarbeitgeberverband Südwestmetall im Namen des Landesverbandes der Arbeitgeber Baden-Württembergs in die Neue Tonhalle eingeladen.

Rund 150 Arbeitgebervertreter tauschten sich aus. Einig war man sich darin, dass trotz vermeintlich robuster Konjunktur in der Region davor gewarnt werden müsse, industrielle Standortbedingungen weiter zu verschlechtern. Ralph Wurster, Geschäftsführer der Südwestmetall Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau, sagte: "Eine Wirtschaftskrise wie 2008 würde uns heute härter treffen. Denn aktuell haben wir zu hohe Löhne und eine deutlich stärkere Konkurrenz."

Wurster sieht die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen in Gefahr. Vor diesem Hintergrund kritisierte er die von Politik und Gewerkschaften geforderten Arbeitnehmerrechte. "Mehr Zeit für Familie und Weiterbildung zu haben ist ein verständlicher Wunsch", so Wurster, widersinnig sei es jedoch, dass den Betrieben zeitgleich Ausgleichsinstrumente wie Zeitarbeit, Befristungen und Werksverträge erschwert zugänglich werden sollen. Die Flüchtlingszuwanderung sieht Wurster als Chance. Fachkräftelücken können geschlossen und der demographische Wandel aufgehalten werden.

Für eine erfolgreiche Integration sei jedoch Spracherwerb, Bildung und berufliche Qualifizierung notwendig. Und das brauche seine Zeit. "Einer Untersuchung zufolge dauert es in Europa im Schnitt fünf bis sechs Jahre, bis Flüchtlinge tatsächlich in den Arbeitsmarkt integriert sind". Die Unternehmen seien bereit, brauchen aber auch rechtliche Rahmenbedingungen, zum Beispiel die Regelung des Bleiberechtes. Um die Herausforderung der immensen Zuwanderung bewältigen zu können, sieht Wurster aber noch einen zweiten Schritt als zwingend an: "Wir müssen ein klares Signal an diejenigen senden, die derzeit ohne realistische Chance auf Asyl zu uns kommen".

Der Geschäftsführer des Verbandes, zu dem viele Unternehmen in der Autozuliefererindustrie gehören, ging auch auf den Abgasskandal bei VW ein. Er reagierte mit Unverständnis: "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist." Der Schaden sei nicht nur für VW immens, sondern auch für viele Zulieferer; unter Umständen sogar für das Gütesiegel "Made in Germany". Sollte letzteres eintreten, wären die Auswirkungen für Beschäftigung und Wohlstand im Land gravierend. Dies gelte es zu verhindern.