Bundespräsident Joachim Gauck will auf eine zweite Amtszeit verzichten. Der 76-Jährige begründet diese Entscheidung mit seinem Alter. Foto: Gentsch

Was meinen Bürger und Politiker im Kreis dazu? Exzellenten Ruf erarbeitet, einzigartige Aura.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Bundespräsident Joachim Gauck will auf eine zweite Amtszeit verzichten. Der 76-Jährige begründet diese Entscheidung mit seinem Alter. Was meinen Bürger und Politiker im Kreis dazu?

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei meint: "Ich finde es sehr schade, dass Joachim Gauck, den ich persönlich kennen und schätzen lernen durfte, auf eine zweite Amtszeit verzichtet. Schließlich hat er sein Amt mit Kraft und Intellekt ausgefüllt und bei aller politischen Neutralität an der richtigen Stelle wichtige gesellschaftliche Diskussionsimpulse gesetzt. Damit hat er sich über Parteigrenzen hinweg einen exzellenten und respektablen Ruf erarbeitet. Allerdings kann ich seine persönliche Entscheidung angesichts der Umstände nachvollziehen. Notwendige Diskussionen über eine mögliche Nachfolge für Joachim Gauck erachte ich im Moment und ganz besonders heute allein aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten als fehl am Platz."

Bundespräsident Joachim Gauck hat kürzlich anlässlich des Jubiläums des Verkündungstags des Deutschen Grundgesetzes rund 750 Kommunalpolitiker aus allen Teilen Deutschlands nach Berlin eingeladen. Jörg Frey zählte zu den ausgewählten Gästen. Für ihn war die Einladung ein besonderer Moment in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Bürgermeister des Schwarzwald-Baar-Kreises und als Bürgermeister der Gemeinde Schonach. "Der Empfang im Schloss Bellevue, das persönliche Gespräch mit dem Bundespräsidenten und die Atmosphäre in Berlin waren einzigartig", schwärmt Frey. Gauck sei ein großer und beeindruckender Repräsentant des deutschen Staates. Seine Aura und seine Ausstrahlung seien einzigartig. Frey bedauert es daher sehr, dass Gauck nicht mehr kandidieren möchte. Er hätte eine erneute Kandidatur gerne gesehen. Doch er habe aufgrund seines Alters auch Verständnis für seine Entscheidung. Wichtig sei, dass wieder ein sehr guter Repräsentant Nachfolger als Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland werde.

Michael Rieger, Bürgermeister von St. Georgen, findet es schade, dass Gauck aufhört. "Wir müssen aber auch den Hut ziehen, wenn er so ehrlich ist", betont er. Vielleicht wisse der Bundespräsident mehr, als er gesagt habe. Er habe dem Land ganz gut getan. Mit 76 Jahren merke man aber auch, wo die Wehwehchen seien. Vom Amtsinhaber werde eine unglaubliche Leistung erwartet. Jetzt mache er den Weg frei für jemand, der in den nächsten Jahren alle Aufgaben wahrnehmen könne. Auf die Frage, wer Nachfolger werden soll, zeigt sich Rieger offen: "Keine Ahnung – es muss halt jemand sein, den man vorne hinstellen kann."

Fußballtrainer Urban Klausmann aus Furtwangen meint: "Man muss diese Entscheidung mit Respekt akzeptieren, weil er vom Alter her das Anrecht hat, diesen Schritt zu tun. Ich denke, er hat in dieser Amtsperiode auch erfahren, was es heißt, diese Aufgabe auszuüben. Wahrscheinlich hat er auch das Gefühl, dass die Kraft und Energie nicht mehr so da sind, wie sie da sein sollten, um weiterhin so praktizieren zu können, dass alle zufrieden sind damit. Soweit ich es beurteilen kann, denke ich, dass er diese Rolle sehr gut ausgefüllt hat. Es wird schwierig sein, jemanden zu finden, der in diese Fußstapfen treten kann. Es gibt sicher den einen oder anderen, die jetzt noch andere Aufgaben wahrnehmen, wie beispielsweise Steinmeier. Er ist in seiner jetzigen Position auch nicht unwichtig."