Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: "Mein schönster Sommerplatz in VS": Franziskanergarten mit Wehrmauer mit Henry Greif

Egal ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, besonders im Sommer. Persönlichkeiten dieser Stadt stellen ihren schönsten Sommerplatz vor – und der Schwarzwälder Bote stellt ihnen einen Liegestuhl hin. Im Franziskanergarten wird es mit Henry Greif heute historisch.

VS-Villingen. Barfuß steht er auf dem Gras, mit einem dunkelweißen Kittel und dem typischen Gugel-Hut: "Wir sind des Geiers schwarzer Haufen, wir wollen mit Tyrannen raufen!" Darauf strömen Bauern mit Fackeln und Gebrüll hinab von der Wehrmauer am Franziskanergarten, wo Bauernführer Henry Greif die streitlustige Meute in Empfang nimmt. Die Bauern rebellieren. – Eine nächtliche Szene, an die sich der langjährige Stadtführer Greif immer gerne erinnert, wenn er im Franziskanergarten weilt.

"Die haben im Mittelalter schon mit ihrer ganzen Person dabei sein müssen. Die Bauernführer mussten halt echte Kerle sein, wie man in Villingen sagt", berichtet er über sich selbst lachend. Schließlich seien die Aussichten auf den Erfolg eines solchen Aufstands Mitte des 15. Jahrhunderts eher gering.

Dabei hätten die Bauern allen Grund zur Klage: "Ich erzähle dann von ihrem Leid. Die hatten ja nix zu melden, aber ohne die ging’s halt auch nicht."

Eine Nebelmaschine sollte seine gespielte Wutrede noch drastischer wirken lassen. Doch die Verblüffung war groß, als die Maschine auf einmal weg war – jemand hat sie nachts zuvor gestohlen. "Dann haben wir ein Feuer mit nassem Reisig gemacht. Das macht auch viel Rauch", erzählt er mit einem Lachen im Gesicht – damit war die Vorstellung im Franziskanergarten gerettet.

Für den historisch beflissenen Henry ist dieser Ort eine "ganz besondere Ecke": "Der Platz ist lauschig, aber auch nicht zu klein." Es sei die Mischung aus Geschichte, Größe und Begrenzung. Von der Wehrmauer fällt sein Blick auf das Franziskaner links und auf den Romäusturm rechts. Und geradeaus wartet die Brunnenstraße mit den "ältesten Häusern in Villingen" auf. Doch die Mauer biete nicht nur herrliche Blicke in Richtung Stadt.

Wenn er in Richtung Hubenloch schaut, erinnere sie ihn auch an den 30-Jährigen-Krieg. "An einer anderen Stelle war ein Angriff nicht möglich, nur hier", berichtet er auf der Mauer stehend. "Hier hat’s richtig gekracht." Überliefert sei aus dieser Zeit eine ganz kuriose Geschichte: Die Frauen wären bei der Stadtverteidigung genauso wie die Männer dabei gewesen, sie kochten Grießbrei und schütteten die siedende Masse von oben auf die Feinde.

"Das hat mich so fasziniert. Das ist etwas ganz Irres!", ruft er freudig. Die Angreifer hätten sich bei der Mauer am Franziskanergarten zweimal "voll den Kopf eingerannt". "Wo ist die Zeitmaschine, mit der man mal zurück kann?", fragt er und beeilt sich mit der Antwort: "Es gibt ja viele Dokumente aus der Zeit."

Und sie belegten auch, welche Anstrengung die Stadtgründung gewesen sei: "Das war ein Riesending. Wenn das heute jemand machen würde, würde man sagen, der hat einen Knall." Nicht umsonst seien viele Villinger stolz, in Villingen zu leben. "Wenn man in so einem Ding aufwächst, kann man schon stolz auf die Stadt sein. Da ist man dann ganz schnell am Überziehen", sagt er humorvoll.

Doch der Franziskanergarten ist für Henry mehr als nur geschichtsträchtig. "Das war ja mal ein Garten der Mönche. Hier begegne ich mir selbst. Das sind die schönsten Momente", witzelt er. Es sei aber schon wahr: "Man hat Zeit, für sich selbst zu sein und kann in seinen Gedanken schwelgen", sich an unvergessliche Momente erinnern.

Zum Beispiel an den Augenblick, wenn auf das Kommando des Bauernführers die Menge heranstürmt. Aus der Dunkelheit kommend, durch den dichten Nebel, der Weg beleuchtet vom Schein der Fackelfeuer – auf dem Lieblingsplatz Henry Greifs.