Einen guten Eindruck hinterlassen Chor, Orchester und Solisten unter Leitung von Christof Wünsch (links). Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Bedeutungsvoller Kantatengottesdienst dreht sich um die Themen Gnade, Dank und Wahrheit

Einen bedeutungsvollen Gottesdienst erlebten zahlreiche Gläubige in der Schwenninger Stadtkirche am Reformationsfest. Im Zentrum stand die Bach-Kantate "Gott, der Herr, ist Sonn’ und Schild".

VS-Schwenningen. Die Reformationskantate BWV 79 entstand 1725. Das Werk mit seiner instrumentalen Ausschmückung strahlt prächtigen Barock aus und beweist theologische Kenntnis und christliches Bekennertum.

In relativ knappem Rahmen wird alttestamentarische Kunde von Schutz, Gnade und Ehre Gottes ganz im Sinne Luthers formuliert. Der Dank der Menschen wird genau so ausgedrückt, wie die Hoffnung auf steten Beistand, ewige Freiheit und Wahrheit durch die Befreiungstat Jesu Christi. Eine lebendige Gestaltung gelang unter der Leitung von Bezirkskantor Christof Wünsch, der mit sichtlicher Freude und begeisternden Engagement Kirchenchor, Instrumentalisten und Vokalsolisten leitete.

Prägnant gelang der Eingangs-Chor mit jubelnden Gesang und strahlendem Schluss. Für barockes Kolorit sorgten satte Streicherklänge, durchdringende Oboen, angenehme Hörner, mächtige Pauken und bestens angeglichene Truhenorgel (Eun-Ah Cho-Nitschke). Wohlklingend wurde die Alt-Arie durch Seda Amir-Karayan mit sicher-feinem Timbre der Stimme gestaltet, gefördert durch die liebliche Oboe (Sylvia Drömer).

Mit swingendem Charakter erklang der vierstimmige Choral "Nun danket alle Gott", und für eine deutliche Textgestaltung sorgte Michael Vogelmaier mit zuverlässiger Intonation und harmonischem Bariton im Secco-Rezitativ "Gottlob….".

Mit der über einen hell klingenden Sopran verfügenden Alice Fuder gelang bei bester Feinabstimmung das eindrucksvoll interpretierte Duett "Gott, ach Gott", getoppt durch die Violinen (Anna-Maria Falan und Mihaela Matei). Bedeutungsvoll erklang abrundend der Schluss-Choral "Erhalt uns in der Wahrheit". Einen weiteren musikalischen Leckerbissen servierte Christof Wünsch an der Hauptorgel. Seine fantasiereiche Meditation vermittelte expressive Gedanken in einer Kombination des Cantus firmus von "Nun lasst uns Gott, dem Herren" und Motiven aus der Johannes-Passion.

Plastisch tauchten der sanft erscheinende Jesus, das höhnische Gelächter des Pilatus oder Hammerschläge, die an Kreuzigung und Thesenanschlag in Wittenberg erinnerten, auf. Beeindruckend auch das mit perfekter Bassbehandlung und gekonntem Laufwerk gestaltete Orgelvorspiel.

In ihrer Predigt ging Pfarrerin Brigitte Güntter auf Luthers Verkündigung seiner Thesen vor 500 Jahren ein und öffnete den Blick für eine im Alten und Neuen Testament begründete Wahrheit, die auch den Dialog mit anderen Religionen ermögliche.