Das Namensschild am neuen AWO-Gebäude Marktplatz 3 in Schwenningen enthüllten (von rechts): OB Rupert Kubon, die Großnichte der Namensgeberin Lydia Struck aus Hamburg, die AWO-Vorsitzende Brigitte Schmidt-Kempe, Christa Lörcher und Heinz Pfeiffer. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebäude am Schwenninger Marktplatz nach einer der Gründerinnen benannt / OB erinnert an Probleme

Von Willi Zimmermann

VS-Schwenningen. Die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im neu errichteten Gebäude Marktplatz 3, einstmals Teppichhaus Schlenker-Seiler, in Schwenningen gegenüber dem Rathaus wurde in einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben.

Das Haus wird nach Elisabeth Kirschmann, einer der Gründerinnen der AWO nach dem Ersten Weltkrieg gewidmet. Die Vorsitzende der AWO Beate Schmidt-Kempe bedankte sich bei allen, die dazu beigetragen haben, das ehrgeizige Projekt umzusetzen und bei der Stadt VS für die politische Unterstützung.

In den unteren drei Stockwerken werden in vier Gruppen je zehn Kinder betreut. Eine 150 Quadratmeter große Dachterrasse bietet den Kindern genügend Platz, sich im Freien betätigen zu können. Im den oberen Stockwerken ist Platz für die AWO-Kreisgeschäftsstelle und für Wohnungen.

Oberbürgermeister Rupert Kubon erinnerte daran, dass das Projekt aufgrund des Standorts in der Innenstadt mit seiner angeblichen Enge und Unsicherheit an einer Hauptstraße nicht unumstritten war. Es sei schon immer so gewesen, auch in einer Innenstadt besteht Bedarf und Nachfrage, man müsse nur gewillt sein, Lösungen zu finden. Die Landschaft der Kinderbetreuung verändere sich zurzeit rasant, erklärte Kubon. Die Stadt nehme diese Herausforderung an. Man setze dafür im Gegensatz zu früher sehr viel mehr Mittel ein. Das Preisgefüge für Betreuung liege in VS immer noch eher am unteren Standard.

Mit der Namensgebung für das Haus nach Elisabeth Kirschmann möchte man eine Brücke schlagen von der Vergangenheit zur Gegenwart, die Ideale der Gründer der AWO zurückrufen, so Beate Schmidt-Kempe. Die Biografie der AWO-Gründerinnen und Reichstagsabgeordneten während der Weimarer Republik Elisabeth Kirschmann-Röhl und ihrer Schwester Marie Juchacz stellte deren Großnichte Lydia Struck Kulturanthropologin im Speicherstadtmuseum in Hamburg anhand persönlicher Dokumente vor.

Von Marie Juchacz ist die Aussage überliefert: Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns mehr um unsere Kindern kümmern müssten. Wie schwierig es in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg für Frauen war, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, insbesondere bei intensiver politischer Betätigung, ging aus dem Vortrag sehr anschaulich hervor.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Stephan Weisser von der Musikakademie Villingen-Schwenningen.