Dirigent, Chor, Bläser und Organisten lassen Bestleistung beim Münsterkonzert hören. Im Mittelpunkt steht die Messe in e-Moll von Anton Bruckner. Roman Laub (links) hat die Fäden in der Hand. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Oratorienchor, Capella Nova und Kammerphilharmonie glänzen beim Auftritt im Villinger Münster

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Anton Bruckners e-Moll-Messe steht durch die polyphone Bearbeitung und die Beiordnung von nur einer Bläsergruppe einzigartig da. Im Villinger Münster gelang dem Oratorienchor und der Capella Nova mit Roman Laub eine qualitätsvolle Wiedergabe.

Übersichtlich und prägend hatte der Dirigent die Fäden in der Hand. Die Programm-Beigaben passten zum historischen und musikalischen Kontext. Gerade das "Locus iste" schlug den Bogen zu Bruckners Uraufführung. Das Werk ist wegen seiner Vielstimmigkeit eine Herausforderung an Sänger und Instrumentalisten.

Komplizierte Harmonien sind zu bewältigen, und die streckenweisen A-capella-Passagen erfordern Aufmerksamkeit, Präzision und stimmliche Deutungsfähigkeit. Alle Ansprüche wurde homogen bei guter Textverständlichkeit umgesetzt.

Die musikalische Gestaltung durch die Holz- und Blechbläser der Kammerphilharmonie Karlsruhe und der sicher spielende Edouard Tavinor (Truhenorgel) sorgten nicht nur für adäquate Begleitung, sondern brachten musikalisch intensive Farben ein, um den Textsinn zu unterstreichen, verdeutlicht im stimmgewaltigen "Sanctus", das die polyphone Meisterschaft des Komponisten bewies und den kräftig-hymnischen Charakter betonte – ein prachtvoller Lobgesang.

In geballter Kraft des achtstimmigen Chores war das "Kyrie" als flehentlicher Bittgesang zu hören, ausdrucksstark gesteigert im "Christe eleison". Gregorianisch war das "Gloria" intoniert, wobei nach gelungener Hörnereinleitung das schlicht gehaltene "Quitollis" herausragte und die Schlussfuge die Gesamtaussage intensiv bekräftigte.

Gregorianisch eingestimmt war auch das "Credo", ein in allen Phasen nachvollziehbares und überzeugendes Glaubensbekenntnis, bei dem der Auferstehungsgesang "et resurrexit" in plastisch-lebhafter Erregung wieder gegeben wurde.

Besonders beeindruckend auch das "et expecto resurrectionem mortuom". Von feinen, chromatischen Harmonien und lyrischer Empfindung war das "Benedictus" getragen, wobei die Bläser prachtvolle Romantik entfalteten. Von sanftem Flehen und beruhigend-friedlichem Ausklang war schließlich das "Agnus Dei" mit "Dona nobis pacem" getragen.

Total überzeugte der Chor beim "Locus iste" mit dynamischer Gestaltung und gefestigter Mehrstimmigkeit. Das "Ave Maria" zielte im ersten Teil mit anschwellender Tonstärke auf "Jesus", ein exegetischer Gewinn. Innig danach der Bittgesang mit einem im Crescendo und Diminuendo ausklingendem Amen.

Passend erklang mit der Sandtner-Orgel das "Perger Präludium", das in die Tonwelt Bruckners einführte.

Ruben Sturm setzte als Gegenpol die as-Moll-Fuge und das Choralvorspiel "Schmücke dich, o liebe Seele" von Johannes Brahms, äußerst empfindsam wieder gegeben. Eine Besonderheit boten ferner die drei Posaunisten mit zwei "Aequalen" von Bruckner, die beim Konzert im Villinger Münster feierlich innig und majestätisch wieder gegeben wurden.