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Jens Swadzba ist Vorsitzender des Theaters am Turm und liebt die Bretter, die die Welt bedeuten, auch ohne darauf zu stehen

Seit wenigen Wochen ist Jens Swadzba Vorsitzender des Theaters am Turm. Eingebracht hat ihm diesen Posten wohl seine generelle Liebe zur Bühne, auf der er aber nie wirklich gestanden hat.

VS-Villingen. Der selbstständige Bauingenieur schließt indes nicht aus, dass auch das eines Tages noch passieren kann. Im Leben des 70-Jährigen ist nämlich schon so einiges Außergewöhnliche passiert.

In Berlin-Spandau geboren und aufgewachsen, liebäugelte Jens Swadzba schon als Schüler mit einer Bühnenkarriere. Seine Mutter hatte eine Schauspielschule besucht, den Beruf aus familiären Gründen aber nie ergriffen. Sein Schulauftritt als Pyramus in Shakespeares "Sommernachtstraum" sollte dennoch seine einzige Theatererfahrung bleiben, sieht man einmal von seiner späteren Rolle als treuer Besucher der Berliner Bühnenhäuser ab.

Als Drummer der Band "The Lords" blieb es für ihn bei Konzerten in Jugendclubs. Kurios: Die berühmten "Lords", heute dienstälteste Rockband der Welt, entstanden zur gleichen Zeit. "Wir Lords spielten als Vorgruppe der anderen Lords und änderten schließlich unseren Namen in ›The Earls‹", erinnert sich Swadzba und lacht. Geblieben ist ihm aus dieser Zeit die Liebe zum Schlagzeug, zu der sich später noch die Leidenschaft für den Dudelsack gesellen sollte.

Jens Swadzba absolvierte schließlich auf Drängen seines Vaters zunächst eine Ausbildung zum Elektriker, studierte dann Nachrichtentechnik und fügte nahtlos das Studium der Bautechnik und der Wirtschaftswissenschaften an. Studieren in Berlin hieß damals auch Protestieren. Aus den studentischen 68er-Revolten hielt sich auch Jens Swadzba nicht ganz heraus. Im Beruf angekommen, übernahm er beim Aufbau des Kraftwerks Berlin-Lichterfelde sehr schnell die Projektleitung für elektrische Steuerungen. Bei einem Berliner Consulting-Unternehmen lernte er danach von der Pike auf, den Bau schlüsselfertiger Industrieanlagen im Ostblock zu koordinieren, und war bis 1977 "Russlandexperte" auf diesem Gebiet. Deshalb weiß er auch, dass sein Name, "Swadzba", auf deutsch "Hochzeit" heißt.

Er wechselte in ein Architekturbüro nach Bremen, das sich mit Planung, Projekt- und Baumanagement befasste und wurde nach kurzer Zeit Partner dieses Büros. Nach Eröffnung einer Niederlassung in Zürich zog er an den Bodensee, wo er sich 1992 nach dem Rückzug seines Partners mit dem Büro "mds" selbstständig machte. Seit dieser Zeit arbeitet Jens Swadzba vorwiegend für die deutsche Automobilindustrie. Seit 2009 befindet sich sein Büro in Villingen, das er bis heute leitet.

Eigentlich wollte er beruflich schon lange kürzer treten, sagt Jens Swadzba, "aber ich hab’s noch nicht geschafft". Seine Arbeit sei auch sein Hobby, sagt er, und als baubegleitender Berater für die Porsche AG habe er sich in der Branche einen Ruf erworben, der ihm nach wie vor attraktive Aufträge einbringe.

Jens Swadzba kann aber noch mehr. Sein Hang zur Bühne hat ihn als Jugendlicher die Zauberei entdecken lassen. Sein fast einstündiges Repertoire präsentiert er bis heute, aber nur vor privatem Publikum. Er darf einen Gasballon fahren und war zwölf Jahre lang Landesvorsitzender des Deutschen Retrieverclubs. Er züchtete diese Hunde und bildete sie auch zu Begleit- und Jagdhunden aus. Über seine Frau Silvia Besana, die beim Theater am Turm die Gastspiele organisiert und mit der er 2013 nach Bad Dürrheim zog, erhielt Swadzba vor fünf Jahren Kontakt zum Theater am Turm.

Sein großer Erfahrungsschatz und ein konsequentes Auftreten brachten ihm die Anfrage ein, ob er den Verein leiten würde. Das Team und dessen Arbeit gefielen ihm, und er sagte zu. "Ich möchte helfen, das Theater weiterzuentwickeln", sagt er und hat dafür auch schon Ideen. Besonders um den Nachwuchs werde man sich unter seiner Regie kümmern. Das zehnjährige Bestehen des Jungen Theaters werde man zum Anlass nehmen, Talente speziell zu fördern. Was nicht ausschließt, dass er selbst als 70-Jähriger in der nächsten Spielzeit dann endlich doch einmal auf der Bühne stehen wird.