Die "Zombies in Tutus" (von links): der Spieler, Reverend Clayton und der Quacksalber. Foto: Weinacker Foto: Schwarzwälder-Bote

Projektband: Die "Zombies in Tutus" geben nicht einfach Konzerte, sondern erschaffen eine ganze Saga

Opfergaben, Voodoo-Zauber und Ritualroben – was die Konzeptband "Zombies in Tutus" macht, klingt wie aus einem Musikvideo des Schockrockers Marilyn Manson. Doch eigentlich geht es den drei Jungs aus Villingen um etwas anderes: Licht in den dunklen Musikeinheitsbrei zu bringen.

Wenn sie auftreten, dann handelt es sich nicht um ein Konzert, sondern um eine bizarre Show. "Wir machen mehr Theater mit musikalischer Untermalung, eine Voodoo-Show", erklärt P. T. Shag, auch der Spieler genannt. Die Künstlernamen sind Teil der Show, die Jungs wollen auf der Bühne ganz zu den Personen werden, die sie kreiert haben. Das sind neben dem Spieler noch Reverend Clayton und Senor Pete, der Quacksalber.

Was völlig abgedreht und wie ein Witz klingt, hat sich zu einer einzigartigen Idee entwickelt. "Unsere Songs formen eine zusammenhängende Geschichte, einen roten Faden und wir selbst sind die Hauptpersonen darin", sagt der Spieler. Darum, unbedingt berühmt zu werden, geht es den Jungs zwischen 22 und 28 Jahren nicht. Sie alle haben parallel auch andere Bandprojekte laufen. "Deshalb haben wir kein Problem damit, mal einen Song zu kicken, wenn er nicht zu unserer Story passt", meint der Reverend.

Von Blues bis Country

Diese erzählt nämlich, wie die drei Jungs sterben, zu Zombies werden und verschiedene Erfahrungen machen. "Das ›in Tutus‹ kommt daher, dass die Röckchen in der Geschichte als Ritualtücher zur Wiederbelebung eingesetzt werden", erklärt der Reverend halbernst. Die Jungs finden es wichtig, mit Humor bei der Sache zu sein.

Anfang diesen Jahres haben sie sich gegründet und hatten ihren ersten Auftritt im Soundservice Villingen. "Davor haben wir niemandem gesagt, wer wir sind oder was wir machen. Die Leute haben erst ziemlich irritiert geschaut, sich dann aber darauf eingelassen", erinnert sich der Reverend, der in der Band vor allem für den Sound und das Schlagzeug zuständig ist.

Und auch dieser klingt bei den Jungs unerwartet und speziell. "Unsere Musikrichtung ist eine Mischung aus Voodoo-Blues, Zombie-Gospel und Occult-Country", sagt der Spieler. Dabei sei die Instrumentierung ähnlich bizarr. Er selbst spielt Flügelhorn, Trompete und singt. Der Quacksalber tobt sich an der Gitarre aus. Wer mit Screamo-Metal à la Bullet for my Valentine gerechnet hat, wird angenehm überrascht. "Wir haben uns überlegt, wie Zombies Musik machen würden und kamen darauf, dass es eine Mischung zwischen Country und Rock mit Singer-Songwriter-Einflüssen sein sollte", erklärt der Spieler. Gesungen wird auf Englisch. "Es sind düstere, schwere Lieder, aber schöne", meint der Reverend.

Generell sei die Country-Bluegrass-Szene in Villingen-Schwenningen sehr klein. "Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen Traditionalisten und Subkultur-Leuten und haben diesen New Orleans-Style", versucht der Spieler seine Band zu definieren. Dabei kommen die Jungs aus völlig verschiedenen Musikrichtigungen: der Quacksalber ist mehr Hippie, der Reverend Singer-Songwriter und der Spieler eher Punk. Dennoch haben sie einen gemeinsamen Nenner gefunden: das Interesse an der Voodoo-Kultur.

Trotz Beschreibung fällt es schwer, sich eine Show der "Zombies in Tutus" vorzustellen. So läuft laut der Jungs zunächst ein erklärendes Intro vom Band, das in die Geschichte einführt. Erst dann geht es mit dem ersten Lied los. Zwischen den Stücken gibt es immer wieder erzählerische Sequenzen, die in die Songs fließen, ähnlich einem Musical. "Die Zuhörer sollen die Realität vergessen. Wir wollten weg von diesem auf die Bühne gehen, singen und wieder verschwinden. Außerdem verteilen wir Schnaps als Mittel gegen Schwermut", meint der Reverend lachend. Er selbst predigt seiner Rolle entsprechend auf der Bühne.

Ritualroben und Kerzen

Neben Gesten und der aufwändigen Schminke sind die Requisiten besonders wichtig. "Da kann man kreativ werden. Wir verkaufen beispielsweise statt T-Shirts Ritualroben und Gesangsbücher, stellen Grabkerzen auf und mehr", erklärt der Spieler. Die Villinger machen alles selber: von Symbolen über Bühnenrequisiten bis zu Merchandise-Artikeln. Auch kreieren sie vor jedem Konzert oder Ritual einen Video-Teaser. Ebenso steht auf dem Plan, ihre Geschichte als Hörbuch aufzunehmen. Gut vorstellbar wäre für die Männer auch ein Themenabend oder eine begleitende Schauspieltruppe, um "ganz in die Szene einzutauchen", wie der Spieler es sagt.

Generell wollen die "Zombies in Tutus" mit ihrer Show etwas Neues bieten. "Wir haben viele Konzerte gespielt und besucht, aber warum das nicht noch eine Stufe höher setzen?", erklärt der Spieler die Intention. "Ach ja, wir würden uns freuen, wenn die Fans zu unseren Ritualen Opfergaben wie Gin, Rum oder Zigarren mitbringen", meint er. Doch der Quacksalber fällt ihm ins Wort: "Aber keine toten Tiere. Wir kennen unsere Leute."