Ein Straßencafé für ein buntes VS – am Stand des No-Pegida-Bündnisses konnten die Passanten Farbe bekennen und für die Flüchtlingshilfe spenden. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Rund 180 Gegendemonstranten stehen 90 Pegida-Anhängern gegenüber / Polizei sorgt für friedlichen Ablauf

Von Marc Eich

Villingen-Schwenningen. Abgesehen vom Standort hat sich auch bei der fünften Pegida-Demonstration in VS nichts geändert: Islamkritiker, Antifa und No Pegida gingen gestern erstmals in Schwenningen auf die Straße, es blieb bei einer friedlichen Veranstaltung.

"VS war ist und bleibt bunt." Ein großes Banner am evangelischen Gemeindehaus am Muslenplatz zeigte die Haltung der Kirche deutlich: Auch in Schwenningen gibt es keinen Platz für Rassismus und Fremdenhass.

Um 15 Uhr, zeitlich mit dem Beginn der Pegida-Demo, lud man daher zum ökumenischen Friedensgebet in die Stadtkirche. Rund 120 Bürger folgten dem Aufruf der Organisatoren Dorothea Wiatr, Hans-Lurch Hofmann und Markus Grapke. Grapke, Pfarrer an der Johanneskirche, betonte in seiner Ansprache dabei, wie beschämend er die Haltung gegenüber den Flüchtlingen findet, die der Wille zum Überleben nach Deutschland getrieben hat: "Zuhause der Unmenschlichkeit entflohen, weht ihnen heute auf dem Muslenplatz ein kalter Wind von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entgegen!"

Gemeint war hierbei die Versammlung der Sbh-Gida, zu der etwa 90 Teilnehmer gekommen waren. Der Schweizer Rechtspopulist Ignaz Bearth ätzte zunächst gegen die "linke Brut" und sieht die Patrioten Europas erwachen, während Hauptredner Zahid Khan als gebürtiger Pakistani unter dem frenetischen Jubel der Pegida-Anhänger gebetsmühlenartig wiederholt, dass "die islamische Ideologie" in kein demokratisches Land und "nirgends auf der Welt" hin gehöre.

Organisatorin Sabrina Grellmann betonte zudem, dass "immer mehr Ausländer und Migranten auf unserer Seite stehen" und man immer mehr werde. Ein Blick in die Reihen stützte jedoch keine ihrer Thesen.

Auch auf Seite der immerhin etwa 130 Anhänger der Antifa gab es gestern nichts Neues – abermals wurde der Hass gegen die Islamkritiker geäußert: "Flüchtlinge bleiben, Pegida vertreiben". Getrennt wurden die Lager auf dem Muslenplatz erneut von starken Kräften der Polizei – ein Eingreifen war jedoch nur nötig, als sich etwa 20 Anhänger des Offenes Antifaschistisches Treffens VS im Bereich der Kirchstraße zu einer Spontandemo versammelten und schließlich nach mehrmaliger Aufforderung auf den Muslenplatz begleitet wurden.

Rund 50 Personen kamen derweil zum "Straßencafé für Menschlichkeit und gegen Rassismus" des No-Pegida-Bündnisses an der Muslenpassage. Dort konnten etwa 550 Euro an Spenden für die Flüchtlingshilfe gesammelt werden.

"Die Menschen finden es gut, dass wir keine direkte Gegendemo organisiert haben sondern man sich an unserem Stand über das Thema unterhalten kann", freut sich Mitorganisator Nicola Schurr über die Resonanz.

Gegen 16.40 Uhr wurde, nachdem die Pegida die Nationalhymne ertönen ließ, der Spuk beendet. Doch nur vorerst, denn die Islamkritiker kündigten an: "Wir kommen wieder!"

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