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Stadtwerke-Chef Köngeterim Porträt / Trinkwasser-Panne vom Sommer wirkt emotional noch nach

Inzwischen kann Ulrich Köngeter wieder ruhiger schlafen. Doch die Aufregung um die Verunreinigung des Trinkwassers durch coliforme Keime wirkt beim Geschäftsführer der Stadtwerke Villingen-Schwenningen noch nach.

VS-Villingen. "Der Umgangston wird schroffer", muss er feststellen. Wie es zur erhöhten Belastung mit den Umweltkeimen kam, konnte bislang nicht einwandfrei festgestellt werden. Für Köngeter liegen die Ursachen – "und das wird von der Fachliteratur gestützt" – auf der Hand: die Betriebsruhe großer Firmen, Schulen und Kindergärten im August, die Wärme und nicht zuletzt auch eine erhöhte Messgenauigkeit und Probendichte. "Das ist die Kehrseite der Medaille des bestgeprüften Lebensmittels Wasser", sagt Köngeter, der sehr wohl weiß, dass coliforme Keime einem gesunden Immunsystem nichts anhaben können.

Tag und Nacht haben seine Mitarbeiter das Netz damals gespült und nicht nur das: Die kostenlose Ausgabe von Mineralwasser wurde beschlossen, der Wasserabfüller fuhr kurzerhand seine Produktion hoch und die Stadtwerke organisierten die Verteilung, zunächst in Villingen, dann auch in Schwenningen und Dauchingen. "Uns war klar, wir müssen den Menschen helfen", sagt Köngeter. Das empfohlene minutenlange Abkochen des Wassers sollte der betroffenen Bevölkerung weitgehend abgenommen werden. "Und das würden wir auch jederzeit wieder machen".

Manche schütteten sogar das Wasser weg, um schneller an das Pfand zu kommen

Manche Reaktionen auf die Good-Will-Aktion haben Ulrich Köngeter und sein ganzes Team dann aber doch schockiert. Nicht nur, dass man ihm vorwarf, über das Abkochgebot den Stromverbrauch ankurbeln zu wollen, nicht nur, dass gleichzeitig an mehreren Abholstellen Wasser in Empfang genommen wurde, es seien Wasserflaschen sogar ausgeleert worden, um schneller an das Pfand zu kommen, weiß er. Freilich haben sich viele Menschen auch bedankt, vorort und per Mail, an die Öffentlichkeit gelangt seien aber nur die Beschimpfungen und Vorwürfe, bedauert Köngeter.

Er vermutet, dass der Dieselskandal seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass etliche Menschen inzwischen überall Betrug wittern und versichert, dass "wir nur helfen wollten". Und die nicht unerheblichen Kosten der Aktion werden mitnichten auf den Wasserpreis aufgeschlagen, versichert er.

Ulrich Köngeter leitet die Stadtwerke seit 1999. Der aus Schwäbisch Gmünd stammende Jurist, der nach seinem Abitur 1975 zunächst ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt absolvierte und 1987 sein zweites Staatsexamen in Jura ablegte, kam 1993 aufgrund einer Anzeige in der FAZ nach Villingen-Schwenningen. Erfahrungen hatte er bis dato als Rechtsanwalt für Wirtschaftsrecht in Stuttgart, als Vertriebsleiter bei einem Automobilzulieferer und einem Spritzdüsenhersteller gesammelt. Oberbürgermeister Gerhard Gebauer hatte damals gerade die Wirtschaftsförderungsgesellschaft gegründet.

Ulrich Köngeter war einer ihrer Baumeister. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Manfred Matusza vollzog Köngeter den Verkauf der Bürk- und der Junghans-Villa, gründete den Technologiepark auf dem ehemaligen SABA-Gelände und integrierte das städtische Verkehrsamt in den Betrieb der Neuen Tonhalle. "Ich wollte schon immer Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebes werden", erinnert sich der heute 60-Jährige.

Die Chance kam 1999, Köngeter bewarb sich um den Spitzenposten bei den Stadtwerken. Die Energiemärkte waren gerade liberalisiert worden. Als Wirtschaftsförderer kannte er die Betriebe, seine neuen Strom- und Gaskunden und er behauptete sich damals erfolgreich gegen den seinerzeit propagierten "Yellow Strom". Drei Großprojekte standen an und wurden unter Köngeter realisiert: Die Stadtwerke nahmen die Tiefgarage unter der Neuen Tonhalle 2001 neu in Betrieb, das Neckarbad wurde 2003 eingeweiht und 2004 der EnBW das Schwenninger Stromnetz abgekauft – ohne Rücklagen und mit wenig Eigenkapital alles eigentlich gar nicht machbar für die 100-prozentige Tochter der Stadt. Deshalb holte man sich die Thüga Aktiengesellschaft als 30-prozentiger Teilhaber ins Boot.

...und er ist ein Liebhaber von Youngtimern

"Seither haben wir uns ständig weiterentwickelt", sagt Köngeter heute. Ob der Erwerb der Erdgaskonzession in St. Georgen, die Erschließung der gesamten Ostbaar, der Verkauf der Parkhausgesellschaft oder zuletzt die Ertüchtigung des Villinger Kneippbades – "es wird nicht langweilig". Entspannung braucht und findet Köngeter beim Sport.

Er schwimmt sehr gerne und ist auf Bergtouren unterwegs. Außerdem ist Ulrich Köngeter ein Liebhaber von "Youngtimern", das sind Autos aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Bis vor kurzem fuhr er ein Mercedes-Coupé aus dem Baujahr 1993. "An dem habe ich als Werkstudent am Band bei Daimler schon mitgeschraubt".