Babyboom im Klinikum Foto: © Aliaksei Lasevich – stock.adobe.com

Zu Spitzenzeiten sind Komfortleistungen nicht leistbar. "Kein nennenswerter Hebammenmangel"

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es ist schon ein kleiner Babyboom, über den man sich am Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen freuen darf. Aber: Auch diese Medaille hat zwei Seiten. Dem Wunsch nach Familien- oder Einzelzimmern kann am Kreisklinikum dadurch nicht immer entsprochen werden.

Der Wunsch nach Intimsphäre ist das eine, die Anspannung das andere: Als eine Leserin unserer Zeitung zur Einleitung der Geburt im Schwarzwald-Baar-Klinikum ankommt, hat sie offenbar eine dieser Babyboom-Phasen erwischt. "Meine Schwägerin erzählt mir, alles was noch Luft hat, wird wenn möglich nochmal nach Hause geschickt", berichtet die Schwägerin der Schwangeren über eine in ihren Augen zu zögerliche Geburtseinleitung. Seit drei Tagen sollte die Einleitung der überfälligen Geburt schon laufen, aber "da passiert gar nichts – sie sollte schon das Kind haben, hat aber gerade mal zweimal Tabletten bekommen, und das zweite Mal sogar erst nach enormer Beschwerde", so ihre Schilderung. "Einleitungen werden bei uns in der Regel nicht verzögert", betont hingegen Kliniksprecherin Sandra Adams, "ob und wann eine Geburtseinleitung in Frage kommt, wird nach medizinischen Gesichtspunkten entschieden".

Dennoch: Die Szene rund um das sehnlich erwartete Baby spiegelt wider, wie gut das Kreiskrankenhaus als Geburtsklinik zwischenzeitlich angenommen wird. Der bundesweite Trend steigender Geburtenzahlen ist auch hier zu beobachten: "Im Schwarzwald-Baar Klinikum sind die Zahlen in den vergangenen Jahren stetig nach oben geklettert, unser Klinikum wird von den werdenden Müttern sehr gut angenommen", freut sich Kliniksprecherin Sandra Adams. 2014 kamen 2075 Kinder im Klinikum auf die Welt, ein Jahr später waren es 2248 Babys, 2016 2292 Neugeborene. Der Einzugsradius geht dabei über die Grenzen des Landkreises weit hinaus: Die werdenden Mütter kommen auch aus den Landkreisen Tuttlingen oder Rottweil, sogar aus dem Raum Balingen und Albstadt, aus Titisee oder Löffingen, so Adams.

Die Gründe dafür liegen aus Sicht des Klinikums auf der Hand: "die Sicherheit für Mutter und Kind" stünden "bei uns an erster Stelle", betont Adams und verweist auf die Spezialisierung als Perinatalzentrum Level 1, wo auch extrem früh geborene Babys versorgt werden können. Um eine möglichst optimale Versorgung zu gewährleisten, arbeiteten die Fachabteilungen Geburtshilfe und Anästhesie sehr eng mit der Kinderklinik zusammen.

Stellenplan sei fast voll besetzt

Und gerade weil Kinderkriegen die natürlichste Sache der Welt ist, ist sie auch weder vorhersehbar noch planbar. "Das Patientenaufkommen schwankt sehr", gibt Sandra Adams zu. "Es gibt Wochen, in denen relativ viel los ist, aber auch Zeiten, in denen es ruhiger zugeht." Wieviele Frauen beinahe zeitgleich eintreffen ist ungewiss. Auch wenn das Klinikum über sechs moderne Kreißsäle verfügt und Fachpersonal rund um die Uhr im Dienst ist, stößt das Team rund um den Kreißsaal offenbar schon mal an seine Grenzen.

"Jeden Morgen hört sie, im Kreißsaal ist Stress, sie müsse sich gedulden", schildert die Verwandte der werdenden Mutter unserer Redaktion. "Das sind doch keine normalen Zustände", findet sie. Im Trubel und Ausnahmezustand liegen rund um den Kreißsaal offenbar hier und da schon mal Nerven blank, wenn der Andrang besonders groß ist.

Ein Zustand, der sich letztlich auf der Station nach der Geburt fortsetzt: Komfortleistungen wie beispielsweise Familien- und Einzelzimmer können nur angeboten werden, sofern die Belegung es zulässt, stellt Sandra Adams klar und auch die besagte werdende Mama bekam das schon mit: "Selbst auf der Station haben sie keinen Platz."

Schildert die Familie in ihren Augen einen absoluten Ausnahmezustand, begegnet man dem im Klinikum mit Blick auf die ruhigen Zeiten, die es ebenfalls gebe, recht gelassen. Personalmangel im Kreißsaal? Offenbar nicht. Obwohl es bundesweit aktuell schwierig sei, "Hebammen zu bekommen", freut man sich im Kreisklinikum über einen in dieser Hinsicht fast vollbesetzten Stellenplan. "Deshalb hat das Schwarzwald-Baar-Klinikum aktuell keinen nennenswerten Hebammenmangel zu verzeichnen", so Adams. Zudem sei geplant, im Frühjahr mehrere Hebammenschülerinnen zu übernehmen. 30 Hebammen gehören aktuell zur Geburtenabteilung sowie mehrere Medizinische Fachangestellte und etwa 20 Ärzte der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Das entspreche – "gemessen an den Geburtenzahlen" – dem bundesweiten Durchschnitt.