Die Fledermausarten, wie beispielsweise das "Große Mausohr", stehen unter einem ganz besonderen Schutz, vor allem wenn es um Sanierungen von Gebäuden geht. Foto: Hollemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Experten geben Architekten und Handwerkern Tipps für Lebensraum seltener Tiere

Umweltschutz beschränke sich nicht nur auf Energiesparen, es geht dabei auch um Tierschutz. Diese Aussage trafen die beiden Fachleute bei dem Vortrag über Tierschutz rund ums Haus.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Mit einem Informationsnachmittag im Landratsamt gaben Johannes Mayer und Jennifer Theobald von der Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung J. Trautner aus Filderstadt Hilfestellung für Bauherren, Architekten und Handwerker zum Thema "Artenschutz am Haus".

In Vertretung von Landrat Sven Hinterseh begrüßte Joachim Gwinner die Zuhörer mit den Worten: "Auch wenn die Natur sich in Ruhe befindet, können wir Ihnen einiges mit dem Umgang am Haus mitgeben, denn der nächste Frühling kommt bestimmt."

Er streifte kurz große Themen wie das Vorkommen der Mopsfledermaus an der Sauschwänzlebahn im Süden, auch die Gefahr von Windkraftanlagen für Vögel habe für Aufsehen gesorgt, um dann zum Artenschutz am eigenen Haus oder der eigenen Wohnung überzuleiten: "Wie gehen wir mit Sanierungsvorhaben vor, wenn unter dem Dach eine Fledermauskolonie lebt und wie gehen wir mit Schwalbennestern an unseren Häusern um und welche Tierfallen wie Gullis und Schächte haben wir um unser Haus herum", fragte er und übergab Johannes Mayer das Wort.

Da sich der Mensch mit baulichen Maßnahmen immer mehr ausbreite, haben Vögel und Fledermäuse Häuser und auch Hochhäuser als Lebensräume entdeckt, so Mayer. Wo früher Bauerngärten genügend Nahrung für diese Tiere boten, biete heute oft ein englischer Rasen keine Nahrung mehr für Vögel und Fledermäuse, fuhr er fort. Fensterläden an Häusern könnten ein ideales Quartier für Fledermäuse bieten, Nischen an Häusern und Spalten an der Fassade würden von kleinen Bartfledermäusen und auch Vögeln aufgesucht, ein Fassadenbewuchs sei ideal für Amselnester, so Mayer.

Haussperlinge und Mauersegler würden kleine Öffnungen an Hochhäusern gerne bewohnen, Dachböden, die großvolumig, dunkel und ohne Zugluft seien, würden gerne von Fledermäusen als Rückzugsgebiet genutzt. Gewölbekeller als Winterquartiere für Fledermäuse dürften nicht zu trocken sein, sonst würden die Fledermäuse austrocknen und sterben. "Wir haben 40 Arten von Vögeln und Fledermäusen in Siedlungsbereichen, wobei man die Fledermäuse oft garnicht bemerke", betonte er.

Viele Gebäude bewohnende Vogel- und Fledermausarten seien sehr standorttreu, das heißt, sie kehren jedes Jahr wieder an die gleichen Stellen am Haus zurück, so Mayer. Daher sollten bestehende Brutplätze und Quartiere bei einem Bauvorhaben nach Möglichkeit immer erhalten werden. Sei dies nicht machbar, sollte möglichst an gleicher Stelle Ersatz geschaffen werden, betonte er. Die heimischen Fledermäuse seien nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt, das bedeute, sie dürfen weder gestört, gefangen, getötet noch ihre Quartiere verschlossen oder zerstört werden. Sind Fledermausquartiere bei Baumaßnahmen betroffen, müssen die Eingriffe mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen und genehmigt werden, unterstrich er. Nach der Pause, in der Mayer und Theobald Fragen beantworteten, stellte Jennifer Theobald Info-Material mit Hilfen vor, wie man den Tieren bestehende Quartiere erhalten könne oder für Ersatz sorgen könne.