In der wärmen Jahreszeit reiht sich in der Villinger Färberstraße vielleicht ein Straßencafé ans andere. Wenn es nach dem Technischen Ausschuss geht, erhält jeder Wirt, der die Möglichkeit zur Außenbewirtung hat, auch eine Konzession. Foto: Zieglwalner

Wirte erfreut über Meinungsbild im Ausschuss. Geschäftsfrau sieht keinen Platz für bis zu 16 Terrassen.

Villingen-Schwenningen - »Wir Gastronomen sind angenehm überrascht«, so fasste gestern Michael Steiger vom Irish Pub und dem Warsteiner Humpen die Stimmung nach der im Technischen Ausschuss vorherrschenden Meinung zusammen, allen Wirten in der Färberstraße eine Außenterrasse zu genehmigen.

Jetzt hoffe er, dass der Gemeinderat am nächsten Mittwoch ein ähnliches Urteil fällt, betonte der Sprecher der Interessengemeinschaft Färberstraße und Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Die ebenfalls in der Interessengemeinschaft vertretene Anwohnerin und Geschäftsfrau Brunhild Sprissler fordert die Kommunalpolitiker hingegen auf, sich nochmals Gedanken zu machen, bevor sie solch eine Entscheidung treffen. Denn den Platz gebe es gar nicht, allen 16 Gaststätten und Imbisslokalen, die eine Außenbewirtung wünschen, diese auch zu erlauben. Jahrelang habe das Thema die Interessengemeinschaft beschäftigt, die sich nicht nur aus Wirten, sondern auch aus Gewerbetreibenden und Anwohnern zusammensetze. Gefragt sei eine Lösung für alle Beteiligten.

Natürlich sei der ausgehandelte Kompromiss eines rollierenden Systems unter den Gastronomen auch kein glückliches Konzept, aber in ihren Augen die einzige Möglichkeit. Denn von Beginn an sei es nicht um eine Belebung des Viertels am Abend gegangen, sondern um ein ganzes Paket, um die Färberstraße gerade tagsüber aufzuwerten und als attraktive Einkaufsmeile zu präsentieren.

Neben Straßencafés seien immer auch Außenflächen für Gewerbetreibende im Gespräch gewesen. »Ich bin frustriert«, macht Brunhild Sprissler ihrem Ärger Luft. Die Diskussion im Ausschuss trage zur Politikverdrossenheit bei, zeige sie doch, dass bürgerschaftliches Engagement gar nicht mehr gefragt ist. Sie selbst ziehe jedenfalls die Konsequenz, sich nicht mehr zu engagieren.

»Ein Kompliment an den Technischen Ausschuss«, kommentierte indes Gastronom Steiger die Argumentation der Kommunalpolitiker. Wie seine Kollegen strebe er eine gute Nachbarschaft mit den Anwohnern an. Er ist sich sicher, dass die Biergärten und Straßencafés keine lauten Partygänger anlocken, sondern vielmehr Menschen, die sich in Ruhe am Tisch unterhalten oder auch mal lachen. Falls sich der Gemeinderat dem Urteil des Ausschusses anschließe, seien die Wirte in der Pflicht, in ansprechende Möbel für die Außenbewirtung zu investieren und so zum Erscheinungsbild der Straße und einer tollen Atmosphäre beizutragen. Und sie müssten auf Ordnung und die Einhaltung der Sperrzeit achten. Vor allem sei zu wünschen, dass die Lokale auch über Mittag öffnen, um die Färberstraße tagsüber zu beleben und dem Leerstand der Geschäfte entgegenzuwirken.