Xenia-Theater bringt "Tout va bien"

Von Wolfgang Tribukait

VS-Villingen. Die unterschiedlichen Lebensarten Deutschlands und Frankreichs versuchten Nathalie Cellier und Peter Steiner in ihrem selbst geschriebenen Stück "Tout va bien" darzustellen.

Zwei Schreibtische in einem Büro, mit Akten überhäuft der eine, neben dem anderen ein überlaufender Papierkorb. Überzeugend die kapriziöse Französin: Mit vielen Worten spricht sie über die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens, zum Beispiel das gute Essen, von den Vorspeisen über Lamm-Kotelett und Wein bis zu den verschiedenen Käsesorten; allzu plump, direkt und klischeehaft der Deutsche, der eine neue Stelle in Fahrrad-Kleidung antritt, der Kollegin so derb die Hände schüttelt, dass die fast abfallen, und dem jeglicher Sinn abgeht für die kleinen Verbindlichkeiten, die das Geschäft fördern – er erscheint der Französin als Bulldozer. Unglaubwürdig, dass ausgerechnet ein Verlag einen solchen Menschen, dem jeder Sinn für Umgangsformen fehlt, nach Frankreich schicken soll.

Aber das Stück wollte ja über die Klischees der gegenseitigen Vorurteile amüsieren, und die vielen deutschen Schüler durften sich freuen über die gut verständliche französische Sprache, die von dem Deutschen an vielen Stellen auf Deutsch wiedergegeben wurde.

Amüsant die vielen kleinen erwartbaren "Korrekturen der Wirklichkeit", wenn Brigitte ihren chaotischen Arbeitsstil als "inspirationsfördernd" hinstellt, oder wenn sie in ihrer Kontaktsuch-Anzeige mit ihrer Freundin Gertrude telefonisch bespricht, wie sie sich ein paar Jahre jünger macht. Wenn Norbert ihr seine Umweltschutz- oder Effizienz-Theorien allzu militant aufdrängen will, fragt sich der Zuschauer: Sind wir wirklich so schlimm? Aber Norbert, geschieden und einsam, will die Inserentin doch kennenlernen. Beim Treffen im Restaurant werden verschiedene Möglichkeiten durchgespielt: Von der heftigen Zurückweisung des unsympathischen Kollegen bis zur respektvollen Annahme, ja sogar Liebe zum anderen. Den in seiner Eigenart zu verstehen erfordert einen langen Prozess des Lernens auf beiden Seiten.

Das Xenia-Theater Karlsruhe lieferte einen ironischen Beitrag dazu, nicht ganz glaubwürdig, aber amüsant. Das Frankreich liebende Publikum dankte mit bravem Applaus.