Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Nachricht über die ungewisse Zukunft des Hotels am Franziskaner schlägt

Die Nachricht über die ungewisse Zukunft des Hotels am Franziskaner schlägt in Villingen-Schwenningen ein wie eine Bombe.

Das größte Haus am Platz hatte schon in den 90ern für viele Schlagzeilen gesorgt. Nachdem es für über 40 Millionen Mark erfolglos zum Verkauf gestanden hatte, wechselte es 1995 bei einem Verkehrswert von damals 28 Millionen Mark den Besitzer – in einer Zwangsversteigerung. Sie war der traurige Höhepunkt im Zerfall des Bauer-Imperiums. Der Geschäftsmann Reinhard Bauer hatte die Nobelherberge am Franziskaner einst geschaffen, später jedoch war die Schuldenlast erdrückend. Der Furtwanger Horst Siedle kaufte das Hotel aus der Zwangsversteigerung heraus. 2001 blühte ihm eine neue Zukunft und es wurde als Mercure-Haus, völlig umgebaut, neu eröffnet.

Seither ist es ruhig geworden um das größte Haus am Platz. Zu ruhig offenbar. Keine bahnbrechenden Neuerungen, keine Nachrichten über großzügige Modernisierungen oder neue Konzepte. Doch: Stillstand ist Rückschritt.

Im Hotelgewerbe weiß man längst um den digitalen Gradmesser in Sachen Kundenzufriedenheit. Man hätte sie hören können, die immer lauter werdende Kritik von Gästen, die sich seit Jahren für jedermann nachlesbar in Hotelbewertungsportalen im Internet über ein "altbackenes", "abgewohntes" Hotel mit "Renovierungsstau" auslassen. Doch ihre Rezensionen blieben offenbar ungehört – zumindest wurden keine klaren Konsequenzen daraus gezogen.

Nun steht das Hotel am Franziskaner gleichzeitig am Scheideweg. Die Mitarbeiter hängen in der Luft – ihre Arbeitsverträge enden Ende Februar. Der Vertrag zwischen Geschäftsführer Uwe Aschke und dem Eigentümer läuft aus – ein neuer Betreiber ist noch nicht in Sicht.

Blickt man in die Vergangenheit des Hotels erlebt man genau an dieser Stelle ein Déjà-vu: "Wie bekannt, sind Zimmersanierungen dringend notwendig", heißt es in einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 2001 über die Unterkunft. Und mehr noch: "(...)Deshalb kam das Gespräch auf die Einrichtung eines Mercure-Hotels. Beim Umbau müsste deren Ambiente berücksichtigt werden. Der Erfolg der Accor-Gruppe mit ihrer Hotelpalette liegt im jeweiligen Outfit" – ein Anspruch, dem das größte Hotel der Stadt nun offenbar nicht mehr genügt.

Für Villingen-Schwenningen indes wäre eine Schließung des Hotels ein Desaster. Zwar soll die Hotellandschaft mit dem Neubau des Holiday Inn am Schwarzwald-Baar-Klinikum ganz neue Dimensionen bekommen – geplant sind bei dem 28-Millionen-Euro-Projekt insgesamt 152 Zimmer –, aber trotzdem: Beim Mercure-Hotel handelt es sich mit 90 Betten dann immerhin noch um das zweitgrößte Hotel des Oberzentrums – und obendrein um das am zentralsten gelegene. Ein leer stehendes Hotel unmittelbar neben der guten kulturellen Stube, dem Franziskaner – das ist nicht gerade die beste Visitenkarte, die Villingen-Schwenningern den Veranstaltungsbesuchern in die Hand drücken würde.

Bleibt die Betreiberfrage für das Hotel am Franziskaner also weiterhin ungelöst, drängt sich damit für die Villinger Innenstadt neben der noch immer ungelösten Frage um die Zukunft des Alten Tonhallenareals und diversen kniffeligen Kleinprojekten noch ein ganz anderes, zentrales Problem auf.