Die Mooshexen Michael Müller, Frank Zölle, Andreas Menge und Thomas Schlenker sind derzeit im Bauhof der Schwenninger Narrenzunft dabei, die große Strohhexe für das Verbrennen der Fasnet am Fasnet-Zieschtig auf dem Muslenplatz zu bauen. Fotos: Diebold Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Verbrennen der Strohhexe auf dem Muslenplatz beendet die fünfte Jahreszeit / Mooshexen bauen momentan meterhohe Figur

Von Markus Diebold

VS-Schwenningen. Während die närrischen Tage derzeit so richtig in Wallung kommen, gibt es auch schon eine kleine Gruppe in der Schwenninger Narrenzunft, die sich mit dem Ende der Fasnet beschäftigt: die Mooshexen.

Es war im Jahr 1966, als auf dem Schwenninger Sturmbühl, in der Nähe der ehemaligen Zunftstube, erstmals am Abend des Fasnet-Zieschtigs eine Strohhexe als symbolisches Ende der Fasnet vom Zunftmeister verbrannt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von der Narrenzunft Kehrausbälle ausgerichtet, die jedoch immer weniger von den Besuchern angenommen wurden. Darum entschied sich die Zunftführung zur Strohhexen-Verbrennung, um der Fasnet ein anderes Ende zu bereiten.

Im Jahre 1974 schuf die Narrenzunft Schwenningen die Mooshexen als neue Figur der Traditionsfastnacht. Die Idee, eine Hexenfigur zu schaffen, kam aber schon 1972 auf. Die Aufgabe der drei Mooshexen, unter denen nur Männer stecken, ist es, die Moosmulle bei den Umzügen anzutreiben und zusammenzuhalten. Erst mit ihrer Gründung übernahmen die Mooshexen das Anzünden der Strohhexe bei der Verbrennung der Fasnet.

Vor vielen Jahren wurde die Fasnetseinäscherung vom Sturmbühl auf den Muslenplatz verlegt und fand bis jetzt so gut wie jedes Jahr statt. Einzig in den Jahren 1990 fiel sie wegen eines Sturms aus, und 1991 wurde die ganze Fasnet wegen des Golfkriegs abgesagt.

In einem kleinen Umzug, an dem sich seit vielen Jahren auch einige andere Schwenninger Narrenvereine beteiligen, ziehen die Narren – angeführt von der Schwenninger Narrenzunft – vom Gasthaus Felsen in Richtung Muslenplatz, wo die überdimensionale Hexe aus Holz und Stroh schon darauf wartet, in Flammen aufzugehen. Schon jetzt, kurz nachdem der Eröffnungsball gefeiert und die Zunft ihren ersten Umzug gelaufen ist, beschäftigen sich die Mooshexen mit dem Bau der diesjährigen Strohhexe.

"Drei bis vier Abende gehen da schon drauf", erzählt Michael Müller, eine der Hexen. Mit ihm sind Frank Zölle, Andreas Menge und Thomas Schlenker als Mooshexen aktiv. Es laufen zwar nur drei am Umzug mit, doch hat man insgesamt vier Personen, um auch mal einen Ausfall von einem Hästräger zu überbrücken.

Die vier haben schon jahrelange Routine im Bau der Hexe. Begonnen wird mit einem groben Lattengerüst, bevor dann meterweise brauner Rupfen zum Einsatz kommt. "Früher, im alten Bauhof der Zunft, mussten wir noch alte Nägel geradeklopfen", erinnern er sich mit einem Schmunzeln im Gesicht, "heute dürfen wir glücklicherweise neue nehmen." Wenn dann die verschiedenen Rupfenschichten sitzen, wird die Hexe mit Stroh in Form gebracht, bevor dann wieder mit Rupfen die Arme geformt werden. Aus alten Gardinen formen die Männer am Schluss noch einen Rock.

Ganz ohne weibliche Hilfe kommt das Männerquartett jedoch nicht aus. Corinna Benz malt seit einigen Jahren das Gesicht der Hexe. Denn Malen können die Männer doch nicht so richtig. Wie es dazu kam? Nachdem vor einigen Jahren die Hexe nur ein Punkt-Punkt-Komma-Strich-Gesicht hatte, sah sie sich gezwungen einzuschreiten. Die Männer waren davon begeistert und engagierten sie für diese Arbeit.

Die alten Gardinen, die der Strohhexe als Gewand dienen, gehen langsam zu neige, und so würden sich die Mooshexen freuen, wenn ihnen alte Gardinen gebracht würden. Auch rein weiße Kopfkissenbezüge für das Gesicht der Hexe nehmen die Männer gerne an. Wer in dieser Hinsicht was abzugeben hat, kann beides gerne vorbeibringen. Die Zunftstube in der Sturmbühlstraße ist jeden Donnerstagabend geöffnet.

"Alles Schöne geht auch einmal zu Ende", dieser Satz kommt jedem Schwenninger Zunftmeister am Abend des Fasnet-Zieschtigs meist sehr wehmütig über die Lippen. Nach einem kurzen letzten närrischen Schlagabtausch gibt Zunftmeister Martin Wittner den Stadtschlüssel äußerst ungern bis zum nächsten Schmotzigen Dunnschtig an Oberbürgermeister Rupert Kubon zurück. Danach bittet er die Mooshexen, ihrer Aufgabe zu walten und mit ihren Fackeln die Strohhexe den Flammen zu übergeben. Ein letztes Mal ertönt dann in wehmütigem und leisem Klang der Narrenmarsch, die Narrenräte nehmen die Hüte ab und die Narren schieben ihre Schemmen nach oben. Ein Wehklagen über das jähe Ende der Fasnet setzt ein, bevor der Zunftmeister dann doch nochmal zum Mikrofon greift und laut verkündet: "Denket dra, ‘s goht degege!".