Extravagante Hutkreationen und androgyner Glamour: Monella Caspar und Benny Hiller beim Auftritt im Capitol. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Capitol: Berliner Duo Schwarzblond begeistert mit "Glamour-Pop-Entertainment" / Musikrevue mit ständigem Kleiderwechsel

VS-Schwenningen. Teil eins, Pause, Teil zwei, eine Zugabe, Ende: Diesem Schema folgte am Mittwochabend im Schwenninger Capitol das Konzert nicht. Stattdessen hatten das Duo Schwarzblond und sein Publikum besonders gegen Ende gemeinsam soviel Spaß, dass im etwas selbstverliebten "Best of-Programm" nach dem offiziellen Teil noch Zugabe um Zugabe folgte.

"Wir machen uns vom Acker und sagen jetzt good bye, habt ihr gedacht, wir spielen bis um drei?", war bereits einer der frühen Zugabesongs. Es folgten noch zahlreiche weitere –nicht bis um drei, aber doch recht lange.

Benny Hiller und Monella Caspar touren seit 2004 mit "Glamour-Pop-Entertainment", wie sie es selbst nennen, von Bühne zu Bühne. Zu Beginn vor allem auf Kreuzfahrtschiffen, seit 2007 in vielen Städten Deutschlands. Die beiden unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht und scheinen offenbar genau deshalb sehr gut zusammenzupassen.

Nenny Hiller verfasst alle Bühnentexte selber

Da ist Benny Hiller, der während des gesamten Konzerts auf der Bühne agiert – mit seinem in den Playback-Sound optimal eingepassten Klavierspiel und mit seiner im Tonspektrum verblüffend breiten Stimme über vier Oktaven. Oft ähnelt sein in hohe Frequenzen aufsteigender Gesang einer singenden Säge.

Und da ist Monella Caspar mit einer sehr piepsigen Stimme und dem ständigen Bühnen-Ab- und Auftritt durch den Wechsel ihrer Kostüme. Hillers Stimme klingt perfekt, egal ob er Gedichte zitiert oder Lieder singt. Doch wirkt er im Ganzen eher wie ein programmabspielender Automat, während seine wesentlich ältere und äußerst grazil-kleine Partnerin eine große Bühnenpräsenz zeigt. Sie kommt mit ihrer "Berliner Schnauze" lebendig und authentisch rüber.

In den von Benny Hiller verfassten Texten geht es meist um Liebe und Leidenschaft, mal ins Ernste, Nachdenkliche oder Selbstironische tendierend, meist aber eher ins Kitschige abdriftend. Egal: Die revuehaften Songs zwischen Pop und Rock, Chanson und Kabarett unterhielten das Publikum bestens.

Welch enorm musikalisches Talent der androgyn auftretende Musiker besitzt, war nicht nur aus den durchweg selbstkomponierten Liedern herauszuhören, sondern auch aus den rein instrumentalen Stücken: so beispielsweise in zweien, in denen ein australisches Didgeridoo zum Einsatz kam. Monella Caspar verspielt sich dafür in der Begleitung schon bei einer einfachen Tonfolge auf dem Kinder-Xylofon.

Monella Caspar ist von Zweitberuf Modedesignerin

Die Optik ist dafür eine ihrer Stärken: Wie sehr die Künstlerin ihren Zweitberuf Modedesignerin liebt, ist in den immer neuen, selbsterstellten eindrucksvollen Kostümen und fantasievollen Hutkreationen deutlich zu sehen. Schon viele Prominente aus Showbusiness und sogar Politik kleidete Caspar ein. Ihr andauernder, meist zum Inhalt des nächsten Liedes passender Kleiderwechsel erzeugt in der Revue Spannung – mal als extravagante Dame, mal als bissige Schwarze Witwe.