Bundesjugendspiele werden in VS weiterhin Bestandteil des Sportunterrichts sein. Foto: dpa

An den doppelstädtischen Schulen und im Gesamtelternbeirat sieht man keinen akuten Handlungsbedarf.

Villingen-Schwenningen - Eine Diskussion über die Bundesjugendspiele entzündete Christine Finke aus Konstanz und startete eine Petition, die Bundesjugendspiele abzuschaffen. Alles begann mit ihrem Sohn, der nur eine Teilnehmerurkunde mit nach Hause brachte und deswegen weinte.

In Villingen-Schwenningen ist das Thema wohl nicht ganz so brisant. Die Gesamtelternbeiratsvorsitzende Claudia Kienast teilte auf Nachfrage mit, dass in diesem Gremium die Petition noch kein Thema war.

Rainer Beha, geschäftsführender Schulleiter für die Real-, Haupt- und Werkrealschulen sieht die Petition als legitimes Mittel, um sich Gehör zu verschaffen. In der Lehrerschaft gibt es Befürworter und Gegner der Bundesjugendspiele. Er persönlich plädiert für eine Reform, aber nicht für die Abschaffung. Die Reform sollte das Ziel haben, das lebenslange Sport treiben in den Vordergrund zu setzen und nicht das reine Leistungsranking in den Mittelpunkt zu stellen. Viele Schulen aus seinem Bereich würden seines Wissens nach ein modifizierte Form, wie beispielsweise Sporttage, durchführen.

Ähnliche Auskünfte gibt es von Manfred Koschek, Geschäftsführender Schulleiter für die Gymnasien. Er kann nicht sagen, wie es an den anderen Gymnasien der Doppelstadt gehandhabt wird, am Gymnasium am Deutenberg jedoch werden abgewandelte Formen durchgeführt. So gibt es am Ende des Schuljahres einen Sporttag ohne Noten, bei dem das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund steht. Beliebt an diesem Tag ist dabei das Schüler gegen Lehrer Spiel, bei dem entweder eine Volleyball oder Fußballmatch gespielt wird. Dann gibt es am Gymnasium noch das Sportprofil, hier wählt der Schüler Sport als Hauptfach.

Leistung soll durch Petition nicht abgeschafft werden

Auf die Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele angesprochen, sieht er zwei Seiten einer Medaille. Es benötigt auch von den Lehrern etwas Fingerspitzengefühl bei der Mitteilung der Leistungsbewertung. Die Lehrer seien gehalten, diese Rückmeldung so zu machen, dass es nicht zur persönlichen Krise kommt. Es ist ein vernünftiger Umgang von Lehrern gefordert, Schüler nicht in Verlierer und Sieger einzuteilen

Auf der anderen Seite darf man aber auch Leistungstests nicht abschaffen. "Leistung verlangen ist nicht per se inhuman", diesen Satz stellte er auch in den Mittelpunkt seiner Abi-Rede in diesem Jahr.

Die Notwendigkeit von Bundesjugendspielen in der herkömmlichen Form sieht er für die Gymnasien nicht unbedingt als gegeben an, da man noch andere Möglichkeiten habe, Noten zu ermitteln. Dann kämen auch noch äußere Umstände hinzu, wie beispielsweise das Wetter, das die Leistung auch beeinflusst.

So hat sich in der Schullandschaft in den vergangenen Jahren wohl schon einiges geändert. Christine Finke, welche die Petition gestartet hat will noch mehr. Das große Ziel ist die Abschaffung, das kleine Ziel zumindest eine Reform. Die Haltung des baden-württembergischen Kultusminister Andreas Stoch ist klar: "In einer Umwelt mit immer weniger Bewegungsanreizen kann Sport einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Entwicklung junger Menschen leisten." Stoch weiter: Sport – und gerade auch sportliche Wettkämpfe – sind zudem eng verbunden mit Werten wie Teamgeist und Fairness. Die Bundesjugendspiele sind in erster Linie als Sportfest der Schulgemeinschaft zu verstehen, bei dem das gemeinsame Erlebnis und der Spaß an der Bewegung im Mittelpunkt stehen. Dass Einzelne für ihre Leistung nicht an den Pranger gestellt werden, ist selbstverständlich und ich bin mir sicher, dass unsere Pädagogen hierfür auch Sorge tragen."

Weitere Informationen: www.bundesjugendspiele.de