Foto: Foto: Schwarzwälder-Bote

Von einem Ausflug auf die Reeperbahn und "späten Mädels"

Von Monika Hettich-Marull

Der Blick von Oberjungfer Margot Schaumann schweifte über die Reihen und zauberte ihr gleich ein Lächeln auf das Gesicht: "Toll, das so viele junge Jungfere da sind."

VS-Villingen. Die gaben – zusammen mit den "älteren Jungfern" im Theater am Ring ein prächtiges Bild ab – Roben in Samt und Seide, Däschle, Händsche und natürlich Jungfere-Hüte in allen Farben und Formen.

Ein Jahr musste man warten, bis man das schöne Häs aus dem Schrank nehmen konnte – ein Jahr musste man aber auch warten, bis es endlich auf der Bühne los ging und die Alte Jungfere ihr großes Potential auspackten. Wer das große Glück hatte, eine der begehrten Karten für den Jungfere Obed zu ergattern wurde auch 2016 nicht enttäuscht: Die Jungfere brannten wieder ein wahres Feuerwerk ab. Ein Gläsle Sekt im Foyer, kurz die Freundin mit Küssle begrüßt, dä Hofknicks – das Bild gibt’s auch dazu, genießerisches Bäuchle reiben nach köstlichem Essen und endlich kommen sie: Die Programmjungfere den Gästen ebenbürtig herausgeputzt, sind bester Laune und grüßen von der Bühne.

Schon das Warm Up sorgt für die richtige Stimmung im Saal: Zwei ganz putzige "Ballett-Elfen" sorgen für wahre Lachsalven. Ja, sind die Kiri Lauterbach und die Margot Schaumann etwa geschrumpft? Nein, nein, alles eine optische Täuschung. Puh, Lachtränen abputzen und weiter geht es.

Was passiert, wenn zwei Alte Jungfere träumen zeigen Uli Merkle und Usa Sommer. "Die ewige Seidennummer macht mir lang scho Kummer." Mit fetziger Musik und gewagteren Outfits würde man gerne die Damen locken. "Ich träum scho lang – mir Jungfere a dä Schtang", testet Uli Merkle ihr Talent beim Poledance, mit mäßigem Erfolg. Auch der heiße Stripp kann am Ende nicht überzeugen, und beim Bauchtanz sinniert Usa Sommer: "Do dreht noch nach Stunde, der Bauch allei sinne Runde."

Zwei besondere Nachbarinnen machen sich am Fenster das Leben schwer – Heike Görlacher und Kiri Lauterbach kennen jeden und wissen alles. Na ja, fast alles: Es gibt keine Transitsexuellen, und Transvestiten wachsen nicht in Höhlen von "obe nach unne".

Die beiden werden garantiert keine Freundinnen mehr. Geht es jedoch gegen andere, ist man sich am Fenster einig. Warum die Nachbarn mit ihrem Sohn Schwenningerisch schwätze? "Der guckt dappig un isch nit guet in dä Schuel – jetz’ machet se halt en Schwenninger drus."

Comtessa Barbera, alter "Alageadel" aus Villingen (Evi Blaser) macht auf ihrem Bänkle vielen wichtigen und noch wichtigeren Leuten ihre Aufwartung und besticht wieder durch ihre Ehrlichkeit: "Isch des en Kartonage-Ausflug – wenn ich do nab guck, luter alte Schachtle". Als Emanze steht sie mit der Sprache im Konflikt. Solange der Mann – wie in Manschette, Mansarde und sogar Emanze – noch so im Mittelpunkt steht, läuft was falsch.

Der Gemeinderat und die Verwaltung kriegen ihr Fett weg, das macht Comtessa Barbera besonders viel Spaß: "Bi de Eskimo hocket die alte Lit irgendwann uf ä Eisscholle un sin weg – bim Gemeinderat bauet se bald en Rollator-Parkplatz."

Ob OB Kubon oder Joachim Wöhrle, ob CMT ohne Villinger Beteiligung oder das Münster als Location für Events (in die Wasserbecke am Eingang könnt mer ä Wellcome-Bowle ifülle und Telefonzelle sin au do) – Comtessa ist auf Krawall gebürstet.

Zum Schluchzen schön die Geschichte von "sellere Frau, die eweng usgsehe hät wie d’Christa Grießhaber und die in der Bäckerei für Verwirrung sorgt: "Brot, wo morge vu geschtern isch, hit bschtelle."

Die "Späten Mädels" auf der Suche nach einem Mann, verschlägt es zunächst nach Amerika, jedoch erfolglos. Erst ein Sultan schmilzt dahin und nimmt die prachtvollen Mädels alle mit in seinen Harem, doch auf Dauer wollen sie sich den Mann nicht teilen. Nächstes Ziel auf der Männersuche: Italien. Doch weder Venedigs Gondoliere, noch Roms feurige Männer, noch Michelangelos David in Florenz können punkten – da geht man doch lieber wieder heim ins Städtle.

Henne Frieda (Margot Schaumann) schlägt sich derweil im Hennenstall mit ganz anderen Problemen herum: Ein Hahn für 100 Hennen wird ersetzt durch einen Kaukasischen Rammelhahn, der die Henne Frieda doch stark bedrängt. Als der Bauer dann noch eine "Fiddleerweiterungsmaschine" anschafft und durch Hormongaben die Produktion steigern will, ist Schluss bei Frieda. Schließlich befindet sie sich schon im Omaschutz. Letzte Möglichkeit: Asylantrag bei der Gockelgilde im Zollhäusle.

Ein genialer Ausflug auf die Reeperbahn nach Hamburg setzt einen weiteren Höhepunkt auf das tolle Programm. Dabei müssen die beiden "Süßwassermatrosen" aus Villingen ganz schön schlucken – angesichts der verruchten Weibsbilder, die ihnen da begegnen. Auch Stadtführer Oliver Jonas – nein falsch, Olivia Jones ist nicht das, was er zu sein scheint. Bravo Jungfere für ein umwerfendes Programm.