Ulrich Merz hat die Multimediareportage "Alter Mann im Park" über seinen Vater produziert. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Medienfestival: Ulrich Merz hat sich für Multimediareportagen begeistern können

Wenn vom 10. bis 12. März das Medienfestival in der Neuen Tonhalle in Villingen-Schwenningen steigt, ist Ulrich Merz als ein Wiederholungstäter dabei – mit einer sehr persönlichen Multimediareportage.

Villingen-Schwenningen. Auf den Bildschirmen in seinem Keller laufen die Bilder und Videos seiner letzten Reise, die er zu einer Multivision zusammengeschnitten hat. Es sind Erinnerungen, die er nicht einfach auf seinem Rechner versauern lassen, sondern ganz besonders gestalten möchte. "Das ist schon immer ein Aufwand, vor allem, wenn man das nur nebenher und nicht beruflich macht." Doch Ulrich Merz ist schon seit Jahrzehnten der Kunst des Filmens und Fotografierens verfallen – und auch der Reportage-Vorträge.

"Mein Vater hat früher ebenfalls fotografiert und mich zu den Vorträgen von Hermann Schlenker mitgenommen", erinnert sich der 57-Jährige an die Besuche beim Pionier des Dokumentarfilms. Gerade deshalb war es kein Wunder, dass Merz selbst den Weg zur Fotografie fand. "Als es von Film zu digital wechselte, hatte ich aber irgendwie mal die Schnauze voll", sagt er lachend.

Immer bei storyVS dabei

Mit den regelmäßigen Besuchen bei storyVS, bei denen er – wie damals sein Vater – seine Jungs immer mitnahm, kam jedoch auch wieder die Lust am Fotografieren. Da war es passend, dass er auf den Veranstaltungen Michael Hoyer, den Organisator des Medienfestivals, kennenlernte. "Das war vor sechs Jahren", erzählt Merz, der als Leiter des Bereichs Notfallmedizin bei Karl Storz arbeitet. Nach mehreren Kursen zum Thema Multimediareportage ließ er sich vom Festival-Macher überreden, etwas für das Medienfestival einzureichen.

"Am Anfang war ich schon erschrocken, weil da auch Profis mit dabei sind", kennt er noch seine Überlegungen vor dem Medienfestival 2015. Und so bediente er sich an Bildern, die während eines Kongresses in Neufundland entstanden sind und schnitt hiermit eine Show zusammen. "Ich kam damit in der Endauswahl relativ weit", war Merz durchaus stolz auf seinen Erfolg vor zwei Jahren.

Und es kam, wie es kommen musste – er leckte Blut. Merz sieht es als "phänomenal" an, als Amateur diese Möglichkeit zu haben, dem Publikum etwas zu präsentieren, das von der Jury bewertet wird. "Es ist schon toll, wenn die Zuschauer, dann darüber diskutieren." Die Atmosphäre und der Kreis der Besucher hätten ihn motiviert, auch dieses Jahr wieder mitzumachen.

Im Mittelpunkt sollten dabei die regelmäßigen Besuche seines Vaters auf dem alten Friedhof in Schwenningen stehen. "Er konnte zu jedem Grab eine Geschichte erzählen."

Bereits bevor klar war, dass er wieder beim Medienfestival etwas einreichen wird, beginnt er Mitte 2014 ihn bei seinen Spaziergängen zu begleiten – zu allen vier Jahreszeiten. "Daraus habe ich dann eine Show gemacht."

Zuerst abgesagt gehabt

Mit seinem Vater besprach er im vergangenen Jahr schließlich, diese gemeinsam mit ihm beim Medienfestival zu präsentieren. Doch es kam anders – der Vater starb im August, Merz sagte seine Teilnahme bei der international besetzten Veranstaltung im März ab.

Nach Weihnachten entschied er sich jedoch anders – "ich glaube nicht, dass es der Wille von meinem Vater gewesen wäre, dass ich das nicht mache." Er kürzte die Reportage deshalb auf die geforderten sechs Minuten und ließ die ergreifende Multivision vor dem Grab des Vaters enden.

"Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihn begleiten muss", erinnert sich Merz nach dem Zeigen der Reportage zurück. Nun weiß er, dass es die richtige Entscheidung war – schließlich kann er so die Zuschauer beim Medienfestival an dieser besonderen Geschichte vom "Alten Mann im Park" teilhaben lassen.