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Gesellschaft: Noch vor Maueröffnung geflohen / Fix Wohnung und Arbeit gefunden

VS-Villingen. "Man kann doch nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren", sagen Helma und Klaus Schmidt (75 und 73 Jahre) aus Villingen. Als "schlimm" empfänden sie Vorurteile. Das Paar flüchtete im Jahr 1989 selbst mit der Tochter.

"Wir flohen damals aus dem Osten, der ehemaligen DDR. Und wir kamen mit so gut wie nichts im Westen an", erinnern sich die Rentner. Mitgenommen hatten die Schmidts nur wenige Kleidungsstücke – und das Federbett. Erst später konnten Möbel und Habseligkeiten geholt. "Wir hatten zu dem Zeitpunkt doch keine Ahnung, dass wenige Wochen später die Mauer fallen sollte", erklärt Klaus Schmidt.

Vor dem Mauerfall Flucht geplant und gegangen

Regelrecht eingeschränkt und der Freiheit beraubt hätten sich die Schmidts gefühlt. Dabei wollten sie zu gern die Welt sehen und reisen, wohin es sie reizte. "Noch vor der Maueröffnung flohen wir dann im September 1989 über Ungarn", erklärten sie.

Die Tochter war dabei. Dem erwachsenen Sohn hatten sie von der Fluchtplänen gar nichts erzählt – aus Schutz. "Dass wir ihm damals nichts sagten, das trägt er uns aber noch heute nach. Wir waren nur selbst so verunsichert", gestehen die Schmidts.

In einem Urlaub lernte das Paar Westdeutsche – aus Villingen-Schwenningen – kennen. "Sie baten uns inständig darum, dass wir – im Fall einer Flucht – unbedingt zu ihnen in die Region kommen sollten", erinnert sich Helma Schmidt noch gut. Den Rat befolgte das Paar – und tat gut daran. Bald schon waren Arbeit und eine Wohnung gefunden. Wie sieht das Paar die heutigen Flüchtlinge?

"Natürlich können wir mit den heutigen Flüchtlingen mitfühlen." Aber bessere Kontrollen hätten sich die Schmidts gewünscht. Andererseits seien Videoüberwachung und "Abschottung" traurig. Und wie sieht es weltweit aus? Sie sind skeptisch: "Erdogan sollte man zum Mond schießen, der hat in der EU nichts zu suchen. Man weiß nicht, was Donald Trump noch vorhat, und Putin will aufrüsten". Frieden auf der Welt und Gesundheit seien das Wichtigste.