Bernhard Weißhaar (links) und Markus Salhab laden zu den regelmäßigen Treffen des "Väteraufbruchs" ein. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

"Väteraufbruch": Verein ist politisches Sprachrohr sowie Selbsthilfegruppe

In 20 Prozent der Familien leben Kinder nur mit Mutter oder Vater. Die Zahl der Trennungskinder steigt jedes Jahr.

Villingen-Schwenningen. Der Verein "Väteraufbruch" steht dafür, dass beide Elternteile Verantwortung übernehmen. Die Realität sieht anders aus: Bei rund 50 Prozent der Väter bricht der Kontakt zu ihren Kindern nach einem Jahr ab. "Weil er ihnen erschwert oder unmöglich gemacht wird", sagt Markus Salhab vom "Väteraufbruch".

Offizielle Statistiken sprechen zudem von 75 Prozent, die keinen Unterhalt bezahlen. Die Zahl treibt Markus Salhab und Bernhard Weißhaar die Zornesröte ins Gesicht. "Da werden Klischees bedient und keiner hinterfragt die Zahlen", sagen die beiden betroffenen Väter, die den 1988 gegründeten Väterverein in VS neu etablieren wollen. Man sei sowohl ein politisches Sprachrohr, als auch eine Selbsthilfegruppe mit demnächst wieder regelmäßigen Treffen. Zu denen sollen Väter "kommen, bevor sie austicken oder von der Brücke springen", schlägt der Diplom-Psychologe Salhab vor und Weißhaar ergänzt: "Alleine schafft man’s nämlich nicht".

Die Forderung von Familienministerin Manuela Schwesig, unterhaltssäumigen Vätern den Führerschein zu entziehen, ärgert Weißhaar und Salhab maßlos. Es gebe weder einen logischen Zusammenhang noch stimmten die zugrunde liegenden Zahlen. Außerdem frage niemand, warum unterhaltssäumige Väter nicht zahlen. "Ich habe mein Auto verkauft, damit ich den Unterhalt bezahlen kann", erinnert sich Salhab an sein eigenes Schicksal.

Beide wissen aus eigener Erfahrung, dass Vätern nach der Trennung nur wenig Zeit bleibt, ihr Leben und ihre Einkünfte neu zu regeln. "Da wird Druck gemacht und es kommt ganz schnell zur Pfändung". Dazu komme, dass der Vater zu 100 Prozent das Leben seiner Kinder zu finanzieren habe, ganz gleich wie er und die Mutter finanziell gestellt sind.

"Wenn das Geld nicht reicht, sind manche Väter gezwungen, nach Feierabend weiterzuarbeiten". Häufig wird ihnen der Kontakt zu ihren Kindern von den Müttern dennoch erschwert oder gar unmöglich gemacht.

Da frage sich manch einer schon, warum er arbeiten und zahlen soll. Am schlimmsten empfinden es die Väter, wenn ihre Kinder instrumentalisiert werden, um dem einstigen Partner zu schaden. "Dass die Männer leiden, das sieht die Gesellschaft nicht", sagt Bernhard Weißhaar und gibt zu, dass er vor seiner eigenen Trennung auch so gedacht habe: arme Mütter, skrupellose Väter. Inzwischen habe er feststellen müssen, dass man als geschiedener Vater nicht nur keine Lobby habe, sondern auch und immer mit einem Bein im Gefängnis stehe. Das hier und da vorkommende gesetzeswidrige Verhalten – von Beamtenbeleidigung über Kindesentzug bis hin zu Gewalt gegen die Frau oder die Kinder – ist für Salhab und Weißhaar angesichts der psychischen Belastung der Betroffenen zwar nicht entschuld-, aber erklärbar. Man wolle keinen Geschlechterkampf austragen, sondern vielmehr erreichen, dass keiner der Expartner Macht ausübe.

Der Idealfall: Eltern, die sich auf Augenhöhe begegnen. "Wenn die Mutter lacht, lacht der Vater mit und die Kinder auch", wünscht sich Weißhaar. Mit dem sogenannten "Schwarzwald-Baar-Modell" wird genau diese Situation angestrebt. Viele Institutionen – Richter, einige wenige Anwälte, das Jugendamt, Diakonie, Caritas, Pro Familia und der Kinderschutzbund – unterstützen eine Mediation, die die Machtverhältnisse in den einstigen Familien auszugleichen sucht. "Die Bindung zu Vater und Mutter ist eine elementare Voraussetzung für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung eines Kindes", heißt es beim "Väteraufbruch". Und dafür kämpft er: stärker als bisher sollen Gesellschaft und Politik die Bindung zwischen Kindern und ihren Eltern als Grundlage des sozialen Zusammenhalts der Familien herstellen, fördern und schützen.

An jedem letzten Dienstagabend im Monat, erstmals am 25. Oktober, lädt der "Väteraufbruch" um 20 Uhr zum Treffen in den Nebenraum des Parkhotels ein. Anmeldung und weitere Informationen über kontakt@markus-salhab.de oder Telefon 07721/2 06 06 76.