In den kommenden Wochen ziehen in der Sturmbühlstraße Flüchtlinge ein. Foto: Bloss

Flüchtlinge werden von der Schubert- in die Sturmbühlstraße verlegt. Ehrenamtsarbeit verändert sich.

VS-Schwenningen - Emotional ging es in der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Asyl zu: Nicht nur die Schließung der Gemeinschaftsunterkunft in der Schubertstraße sorgte für Diskussion. "Unsere Flüchtlingsarbeit wird sich grundsätzlich verlagern", machte Reinhold Hummel deutlich.

Es sei kein guter Stil gewesen, aus der Zeitung zu erfahren, dass die Unterbringung der Flüchtlinge im ehemaligen Fabrikgebäude in der Schubertstraße bald ein Ende haben werde, meinte Reinhold Hummel, Leiter der diakonischen Beratungsstelle Schwenningen.

Der Gemeinderat hatte sich in der Sitzung in der vergangenen Woche mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Obdachlosenheim von der Turnerstraße dorthin zu verlegen. Aufgrund der stark zurückgehenden Flüchtlingszahlen hatte der Landkreis der Stadt zuvor die drei derzeit nur gering belegten Flüchtlingsheime als Unterbringung vorgeschlagen. Aus Kostengründen sei die Entscheidung auf die Schuberstraße gefallen. Der genaue Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest.

Wie auch Heimleiter Henning Lehmann bestätigte, sollen die Flüchtlinge künftig im ehemaligen Fabrikgebäude in der Sturmbühlstraße 177 unterkommen. Hier erfolgen derzeit die letzten Sanierungsmaßnahmen.

"Wir haben einen großen Leerstand in den Unterkünften im Kreis", sagte Hummel. Nach Angaben des Landratsamt soll daher das Heim am Villinger Fürstenberg komplett geschlossen werden und die übrigen Bewohner wiederum in die Sturmbühlstraße verlegt werden. Auch in den Villinger Erbsenlachen werde die Flüchtlingsanzahl nochmals reduziert.

"Wir planen erst einmal weiter, bis wir konkret wissen, wann sich etwas ändert", resümierte Evelyn Preuß, Ehrenamtskoordinatorin bei der Diakonie. Trotzdem war der Unmut bei allen Beteiligten unverkennbar. Denn: Das aufwendig sanierte Fabrikgebäude gilt nicht zuletzt durch die großzügigen Aufenthaltsräume als Vorzeigeobjekt unter den Flüchtlingsheimen. Und auch die Mitglieder des AK Asyl hatten in den vergangenen Monaten durch Sprachkurs, Nähstube oder Fahrradwerkstatt eine gut funktionierende Flüchtlingsarbeit in der Schubertstraße aufgebaut.

Bedarf an Unterstützung der Flüchtlinge in Schwenningen gebe es aber weiterhin, so Hummel, aber verändert: Weil der Sprachunterricht in der Alleenstraße derzeit nicht erforderlich ist – die Bewohner besuchen Integrationskurse an der VHS – könnten die Ehrenamtlichen künftig bei der Hausaufgabenbetreuung von schulpflichtigen Kindern eingesetzt werden.

Und nicht nur das: "Wir brauchen mehr Betreuung für diejenigen Flüchtlinge, die aus den Gemeinschaftsunterkünften raus müssen", betonte Margrit Schmider, die große Zustimmung erhielt. "Sie sind hilflos und ausgeliefert." Sie verwies dabei vor allem auf die Unterstützung bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen.

Elke Ketterer, die eine ehemalige Flüchtlingsfamilie in ihrem neuen Leben in Schwenningen begleitet, unterstrich zudem die Relevanz einer Patenschaft: Es sei enorm wichtig für die Flüchtlinge, sich ein Netzwerk aufzubauen und Kontakte zu knüpfen.

Doch dass diese Integrationshilfe nicht allein durch Ehrenamtliche geleistet werden könnte, unterstrich auch Pastor Hans-Ulrich Hofmann: "Die Migrationsberatung muss hauptamtlich gefördert werden. Denn das ist ein riesiges Aufgabenfeld."

Info: Bewohnerzahlen

"Eine offizielle Einwanderung findet nicht mehr statt", sagt Reinhold Hummel. Das spiegelt sich auch in den Belegungszahlen in den Schwenninger Flüchtlingsunterkünften wieder: R90 Bewohner zählt zwar noch die Villinger Straße, in der Alleenstraße wohnen jedoch nur noch 35. In der Schubertstraße, die geschlossen wird, sind 36 Flüchtlinge, zumeist aus Afghanistan und Syrien, untergebracht.