"Wir sind das Volk": Die Sbh-Gida-Anhänger demonstrieren zum zehnten Mal in der Doppelstadt. Foto: Bloss

Sabrina Grellmann ruft bei zehnter Kundgebung zum Widerstand gegen die Stadt auf. Antifa demonstriert allein.

Villingen-Schwenningen - Die zehnte Kundgebung des regionalen Pegida-Ablegers Sbh-Gida zog zwar unwesentlich mehr Teilnehmer als die vergangene an, dafür stieg das Aggressions-Potenzial am Sonntagnachmittag rund um den Münsterplatz. Und das, obwohl sich der Gegenwind der Antifa diesmal in Grenzen hielt.

"Ich bin heute irgendwie nur noch sprachlos", meinte Sbh-Gida Sprecherin Sabrina Grellmann, wollte sie sich doch eigentlich nur auf die "Vielzahl" der versammelten Menschen beziehen, die gekommen waren, um erstmals selber das Bürgermikrofon als Stimmungsmache gegen die Flüchtlingssituation in VS in die Hand zu nehmen. Doch viel zu sagen hatten in der anderthalbstündigen Kundgebung weder Grellmann noch die weiteren rund 150 versammelten Anhänger. "Wir sind schon so lange da, mittlerweile sind wir fast schon langweilig", gab die Sprecherin zu.

Lieber nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, um sich immer wieder mit der Gegenseite des Offenen Antifaschistischen Treffens VS (OAT), das sich diesmal mit nur rund 50 Anhängern wie üblich auf der anderen Seite Münsters positioniert hatte, einen verbalen Schlagabtausch zu leisten – und der hatte es in sich. So hatte auch die Polizei und deren Anti-Konflikt-Team alle Hände voll zu tun, um Demo und Gegen-Demo nicht eskalieren zu lassen.

Doch das Aggressions-Potenzial stieg an und kochte besonders bei der Sbh-Gida zeitweise über: Nicht nur offensichtliche Provokationen gegenüber den anwesenden Journalisten, die sogar von der Polizei gebeten wurden, den Platz zu verlassen, weil die nötige Sicherheit nicht mehr gewährleistet schien, sondern auch kleine Handgreiflichkeiten in den eigenen Reihen sorgten für Aufsehen.

So warfen die Sbh-Gida-Teilnehmer einen Bürger, der auch auf den bisherigen Kundgebungen stets mit einer Israel-Flagge vor Ort war, kurzerhand vom Platz. "Wenn er die Flagge nicht gleich einrollt, dann knallt’s", hieß es von den Versammelten.

Man brauchte nicht genauer hinschauen, um zu merken, dass die Anhänger sich auch äußerlich zu ihrer politischen Gesinnung klar bekannten: Eine Vielzahl war mit Springerstiefeln, Camouflage-Hosen, Kapuzenjacken und Sonnenbrillen gekleidet und fotografierte sich gegenseitig stolz mit den verteilten Deutschland-Fahnen.

Das eigenwillig interpretierte Flüchtlings-Thema zog sich bis zum Schluss der Kundgebung, als Sabrina Grellmann an ihre Anhänger deutlich appellierte, am morgigen Dienstag bei der Informations-Veranstaltung der Stadt zur Flüchtlingssituation in VS teilzunehmen: "Ich rufe hiermit auf, nein, ich erwarte, dass jeder hingeht, um Flagge zu zeigen. Wir müssen der Stadt deutlich machen, dass es so nicht funktioniert."

Flagge gegen die Sbh-Gida zeigte das OAT in gewohnter Manier, konnte aber nicht auf die Unterstützung des No Pegida-Bündnisses zählen, das sich diesmal ausgeklinkt hatte. Trotzdem versuchten 50 Teilnehmer, den Sbh-Gida Leuten bis zum Schluss Paroli zu bieten. "Wir möchten versuchen, auch auf andere Weise ein Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen und uns aktiv für Flüchtlinge einsetzen. Für die Zukunft haben wir einige Aktionen geplant", meinte Nicolas Schurr von No-Pegida, der trotzdem mit einigen anderen Bürgern vor Ort war, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Trotz mehrerer kleiner handgreiflicher und verbaler Auseinandersetzungen sowie Beleidigungen verliefen die Kundgebungen auch nach deren Ende weitestgehend friedlich, wie Pressesprecher Michael Aschenbrenner vom Polizeipräsidium Tuttlingen resümierte.