An der Villinger Südstadtschule wurde jetzt eine Unterschriftenaktion gestartet. Foto: Hennings

Unruhe in Südstadtschule: Eltern möchten an flexiblem Modell festhalten. Unterschriftenaktion.

Villingen-Schwenningen - Die flexible Ganztagesbetreuung der Südstadtschule war für viele berufstätige Mütter ein Segen. Doch mit der Landesschulreform hat es die Eltern eiskalt erwischt. Was jetzt von oben und dem Kultusministerium kommt, empfinden sie nicht als einen Segen.

Mit einer Unterschriftenaktion möchte die Elternbeiratsvorsitzende der Südstadtschule, Katherine Martinez, die Macher der Reform im Kultusministerium zum Umdenken bewegen. Der Frust ist groß. Kaum kommt das Gespräch auf die Neuerungen bei der Ganztagesbetreuung in den Grundschulen, sprechen betroffene Eltern auch schon im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten ihren Groll gegen die Auswirkungen der Reformen an.

Mit den flexiblen, "elternnahen" Betreuungszeiten sei es dann an der Südstadtschule endgültig vorbei. Was einige vor Probleme stellt: "Ich möchte an zwei Tagen arbeiten und für den Rest der Woche meine Kinder selbst betreuen", meint eine Mutter. "Und nun?"

Zenn wenn das neue Gesetz dann für die Südstadtschule ab dem kommenden Schuljahr gelten soll, sind solche Wahlmöglichkeiten nicht mehr möglich, bestätigt Elmar Dressel. Der stellvertretende Schulleiter betonte im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass viele Eltern "ganz arg beunruhigt sind. Sie befürchten, dass unser elternfreundliches Modell bald auslaufen wird." Eine Art Baukasten-Modell, "auf das wir stolz sind". Und das der Schule nicht zuletzt viele Schüler gebracht habe. "Die Schülerzahlen sind bei uns ständig gestiegen", ergänzt er.

Das Problem: Der Antrag der Schule habe sich vor Jahren auf die Betreuungsregelung "vier Tage, acht Stunden" bezogen, zu verstehen als maximal mögliches Angebot. Dass dieser Passus durch die Neuregelung so rigoros ausgelegt würde, "das dachten wir nicht", ergänzte Schulleiterin Erika Götz. Doch eine Mitteilung auf die Anfrage der Schule aus dem Regierungspräsidium habe jeglichen Zweifel ausgeräumt und "uns mit der harten Realität" konfrontiert". Um so bitterer für die Eltern, von denen die meisten die bisherige Zweitages-Regelung wählten.

Treffen dürfte diese Regelung auch all jene sechs anderen Grundschulen aus VS, die sich per Antrag und Konzeption über die Stadt auf den Weg zu einer anerkannten Ganztagesschule machen. Denn die Landesregierung bestehe darauf, bemerkt Dressel: "Entweder ganz oder gar nicht." Ganz bedeute wahlweise, drei Tage sieben oder acht Stunden oder vier Tage sieben oder acht Stunden. Entsprechend auch der Kommentar von Catherine Martinez: "Uns Eltern hat es eiskalt erwischt", ärgert sich die Elternbeiratsvorsitzende der Südstadtschule. Sie überlegt, sich auch mit den übrigen Grundschulen, die auf Ganztagesbetrieb umstellen möchten, kurzzuschließen.

Michael Grieshaber vom Vorstand des Gesamtelternbeirats VS sieht die Problematik ähnlich wie mancher Rektor aus VS. "Es lag wohl auch an der Information vorab." Die hochkomplexe Materie sei schwierig zu verstehen. "Doch am Schluss zählt halt der Paragraph." Noch kann er nicht abschätzen, welche Kreise die Neuregelung noch ziehe. Schulrat Werner Nagel (beim Staatlichen Schulamt für die Ganztagesschulen zuständig) kennt die Sorgen und den Frust. "Wir haben Verständnis für die Eltern", meint er, verweist aber auf die gesetzliche Neuerung.