Mann soll Jugendlichen mehrfach vergewaltigt haben / Prozessauftakt vor dem Landgericht

Villingen-Schwenningen/Konstanz (tam). Vor drei Jahren soll ein heute 51-jähriger Mann aus dem Raum Villingen-Schwenningen laut einer Anklage der Staatsanwaltschaft Konstanz einen damals 17-jährigen Schüler unter Ausnutzung einer Zwangslage zwölf Mal sexuell missbraucht haben. Seit gestern muss er sich vor dem Landgericht Konstanz verantworten. Der inzwischen 20-jährige Zeuge berichtete gestern, er sei damals von dem Angeklagten hinters Licht geführt und mit einer üblen Geschichte erpresst worden. Er habe ihn in einem einschlägigen Homosexuellen-Chatroom kennengelernt. Er selbst sei damals in einen gewissen T. verliebt gewesen und der Angeklagte habe behauptet, er sei dessen Onkel. Der Neffe sei derzeit im Krankenhaus und könne ihn deshalb nicht persönlich treffen.

Seine Eltern hätten für seine Neigung kein Verständnis gehabt. Der Einzige, der ihn ernst genommen habe, sei der Angeklagte gewesen. Er sei deshalb sogar aus dem Elternhaus aus- und bei diesem eingezogen. Aber jedes Mal, wenn ein Treffen mit T. kurz bevorstand, habe der "Onkel" eine Ausrede gehabt. Im Chat habe T. dann plötzlich verlangt, man möge ihm Aufnahmen schicken, die ihn, den Jungen, und den Angeklagten beim Sex zeigten. Deshalb hätten er und der 51-Jährige beschlossen, "gestellte" Aufnahmen zu machen. Da habe er immer noch nicht gewusst, dass der Angeklagte selbst den virtuellen T. spielte.

Danach habe T. geschrieben, er habe bemerkt, dass die Aufnahmen nur gestellt waren. Er wolle nun richtige Sex-Videos von ihm und dem Onkel, ansonsten würde er die anderen Aufnahmen ins Netz stellen.

Weil er große Angst vor einer öffentlichen Bloßstellung gehabt habe, habe er sich mehrmals vor laufender Kamera von dem Angeklagten vergewaltigen lassen. "Was sollte ich machen, ich war 17 und hatte Schiss", erklärte er. Als er den Schwindel bemerkt habe, sei er zu seinen Eltern "abgehauen".

Der vielfach vorbestrafte Angeklagte, der sich angeblich gerne als Adeliger ausgegeben haben soll, erzählte dem Gericht eine ganz andere Geschichte: Er habe den Jungen durch einen Neffen kennengelernt. Dieser habe ihm berichtet, der Junge sei psychisch am Ende. Er werde von seinem Vater wegen seiner Homosexualität ständig gedemütigt und seelisch misshandelt. Also habe er den Jungen bei sich aufgenommen und versucht, ihn aufzubauen.

"Ich wollte ihm einfach eine Zukunft bieten." Leider habe er sich in einem Fall zum Sex mit dem damals 17-Jährigen hinreißen lassen. Dies sei aber einvernehmlich geschehen, was er sich per E-Mail von diesem schriftlich habe bestätigen lassen. Alles andere, was der Zeuge behaupte, sei völlig haltlos und entspreche in keiner Weise der Wahrheit. Er selbst habe auch zwei Bücher über die Geschichte des Jungen verfasst, erklärte der 51-Jährige, der angab, Psychologie studiert zu haben. Die zweibändige Ausgabe legte er dem Gericht vor.

Der 20-Jährige, der längst in einer anderen Stadt lebt, berichtete, er habe den 51-Jährigen wegen der Bücher verklagt, in denen seine Identität preisgegeben worden sei. Außerdem habe er eine zweite Strafanzeige wegen Stalkings gestellt, da der Angeklagte ihm immer noch nachstelle. Das Urteil in dem Prozess wird voraussichtlich Anfang August bekannt gegeben werden.