6227 Jugendliche in Villingen-Schwenningen sind aktuell dazu berechtigt, dieses Gremium mit ihrer Stimme auf den Weg zu bringen. Foto: Spitz

Da ist noch Luft nach oben: Nur 503 Wähler haben bislang ihre Stimme abgegeben.

Villingen-Schwenningen - 503 Jugendliche haben ihre Kreuzchen für den künftigen Jugendgemeinderat schon gemacht. Doch da ist noch viel Luft nach oben, denn die Wahlbeteiligung liegt (noch) bei gerade einmal 8,08 Prozent.

75 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg haben laut dem Dachverband der Jugendgemeinderäte schon einen, und auch Villingen-Schwenningen soll in Kürze einen Jugendgemeinderat haben.

6227 Jugendliche in Villingen-Schwenningen sind aktuell dazu berechtigt, dieses Gremium mit ihrer Stimme auf den Weg zu bringen. Doch die erhoffte Resonanz ist noch nicht erreicht. "Da es die erste Jugendgemeinderatswahl in Villingen-Schwenningen ist, ist es schwer realistisch einzuschätzen, wie hoch die Wahlbeteiligung sein wird", weiß Julia Heinsen vom Amt für Familie, Jugend und Soziales, die das Projekt mit betreut. Trotzdem: Mit 1000 Wählern rechnet sie bei dieser Premiere schon.

Bliebe es bis zum Ende der Wahl am Samstag, 22. Oktober, bei den bislang 503 Wählern hätten am Ende nur 8,08 Prozent Wahlberechtigten gewählt. Die Wahlbeteiligung von Schwäbisch Gmünd, wo 2014 nur 7,13 Prozent der wahlberechtigten Jugendlichen wählten, hat man damit zwar schon jetzt übertroffen – aber von den 20,96 Prozent Wahlbeteiligung auf die Horb verweisen kann, oder den 20 Prozent Wahlbeteiligung in St. Georgen ist man noch weit entfernt.

Die Wahlbeteiligung schwankt von Kommune zu Kommune im Ländle stark. Und kleinere Kommunen mit wenigen weiterführenden Schulen hätten es, meint Heinsen, tendenziell leichter, eine hohe Wahlbeteiligung zu erreichen als Städte mit einer so großen, heterogenen Schullandschaft und Einwohnerschaft wie Villingen-Schwenningen. Die Werbetrommel zu rühren, wäre also angesagt.

Doch stattdessen spielt die seit dem 13. Oktober laufenden erste Jugendgemeinderatswahl im Stadtbild Villingen-Schwenningens bis dato keine Rolle. Plakate mit einem Wahlaufruf, Info-Veranstaltungen für Jugendliche kurz vor oder während der Wahlzeit oder gar eine groß angelegte Werbekampagne – Fehlanzeige. VS setzt in der Hauptsache auf das Internet – hier aber nicht auf angesagte soziale Netzwerke oder Facebook, sondern auf die klassische Homepage der Stadtverwaltung – wo immerhin für einen neuen Whats-App-Dienst der Jugendbeteiligung in VS geworben wird.

Reicht das aus, um junge Wähler zu mobilisieren und dem Jugendgemeinderat einen fruchtbaren Boden zu bereiten? Fragt man hierzu die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ist klar: Das reicht nicht. "Wer eine kommunalpolitische Beteiligungsform etablieren möchte, muss mit Jugendlichen ins Gespräch kommen" – sagt man dort und regt gezielte Werbung in Schulen, Jugendhäusern und im Internet an, aber beispielsweise auch Plakate an öffentlichen Plätzen.

Klar sei, dass nur eine hohe Wahlbeteiligung "auch eine hohe Legitimation des gewählten Jugendgemeinderats, sowohl unter seinen Wählern als auch gegenüber dem "Erwachsenengemeinderat" schaffe. Und eine hohe Wahlbeteiligung lasse sich nur erreichen, wenn die Wahl "dort durchgeführt wird, wo die allermeisten Jugendlichen verlässlich erreicht werden: nämlich an den Schulen".

Diesen Weg ging beispielsweise Heidelberg – dort gab es großformatige Plakate mit dem Konterfei aller Kandidaten, Wahlveranstaltungen und eine "richtige" Wahl an den Schulen, ähnlich einer Kommunalwahl – mit Urne, Wählerverzeichnis und Wahlkabinen. Die Wahlbeteiligung bestätigte die Heidelberger ganz offenbar in ihrem Tun: Sie lag 2015 beispielsweise bei 48 Prozent.