Eva-Maria Säger, Chefarzt Matthias Henschen und Tobias Kammerer besprechen letzte Details für die Gestaltung des "Raums der Stille". Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Trauerarbeit: Tobias Kammerer übernimmt die Gestaltung

Schwarzwald-Baar-Kreis. Wenn das eigene Kind stirbt, dann stürzt das Eltern, Geschwister, ja ganze Familien in Verzweiflung und tiefe Trauer. Um dieser Trauer Raum zu geben, hat sich auf der Kinderintensivstation am Schwarzwald-Baar-Klinikum eine Projektgruppe gefunden, die gemeinsam mit dem Rottweiler Künstler Tobias Kammerer den "Raum der Stille" zu einem würdevollen Abschiedsraum umgestalten möchte.

Der Raum, der etwas abseits vom Stationstrubel liegt, wird auch bislang schon als Abschiedsraum genutzt. Doch die Atmosphäre ist nüchtern. Stationsärztin Francisca Kurz und die beiden Fachkinderkrankenschwestern Jasmin Erichsen und Eva-Maria Säger von der Projektgruppe wissen genau, was Eltern, Geschwister und Angehörige brauchen: Ruhe und genügend Zeit, um mit dem Geschehen fertig zu werden. "Der Raum soll als Andachtsraum dienen, in den sich Eltern und Mitarbeiter – auch schon in der Phase der Sterbebegleitung – zurückziehen können und sich von den Kindern verabschieden können. Es soll den Angehörigen die Möglichkeit gegeben werden, in Ruhe, abseits vom Stationsbetrieb, Zeit mit dem verstorbenen Kind verbringen zu können", erklärt Säger.

Der Raum muss überkonfessionell sein, für alle Glaubensrichtungen passen, da auch eine Nutzung als Andachtsraum vorgesehen ist. Er soll zudem Schutz bieten sowie Wärme und Harmonie ausstrahlen. Kammerer hat die Farben Rot, Orange, Gelb und Gold gewählt. Im Zentrum des Raumes befindet sich die Aufbahrung. Die Form des rechteckigen Tisches nimmt der Künstler an den Wänden wieder auf. In alle vier Richtungen wird sie reflektiert und wer möchte, erkennt darin ein Kreuz. Ganz bewusst verzichtet er auf christliche Symbolik. Er gibt dem Betrachter die Möglichkeit die Farben und Formen selbst zu interpretieren. Und doch ist es ihm ganz wichtig, den Menschen, die sich in dem Raum aufhalten, ein Gefühl der Hoffnung zu vermitteln. Aus dem Orange heraus schwingen sich gelbe und goldene Bänder empor.

In der Geburtsabteilung des Schwarzwald-Baar-Klinikums werden jährlich etwa 2200 Kinder geboren. Dabei sind mehr als 220 dieser Kinder Frühgeborene, über 100 dieser Kinder sind kranke Neugeborene. Auf der Station sterben jährlich etwa acht bis zehn Kinder. In der geburtshilflichen Abteilung kommen jährlich etwa sieben Kinder tot zur Welt, und etwa zehn Frauen verlieren ihre Kinder in einer späten Woche der Schwangerschaft. Für all diese Kinder und ihre Angehörigen wird der "Raum der Stille" geschaffen.

Die Realisierung soll im Sommer erfolgen. Die Spendenbereitschaft der Bürger sei enorm, freut sich Eva-Maria Säger. 50 000 Euro wird die Maßnahme insgesamt kosten. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies über den Verein für Frühgeborene und kranke Neugeborene Schwarzwald-Baar, tun.