Sandro Camilli (links) und sein Vater Renato übergeben die Regie des italienischen Restaurants an Franco Moretti. Brigit Deck wird auch weiterhin das Lokal leiten. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder-Bote

Gastronomie: Aus Camilli wird Camilli da Moretti / Catering bleibt bestehen/Küche im Stil der Cucina Povera

Eigentlich wollte sich Franco Moretti aus der Gastronomie zurückziehen. Doch dann kam Sandro Camilli mit einem verlockenden Angebot und der einstige Hacienda-Chef wurde schwach. Ab November führt er als neuer Pächter Regie in dem Lokal.

VS-Villingen. Was schon längst nicht nur im Steppach für Gesprächsstoff sorgt, wurde am Mittwoch nun "ganz offiziell" bestätigt. Sandro Camilli und Franco Moretti luden in das italienische Restaurant in der Sperberstraße, um den Regiewechsel bekannt zu geben. Moretti wird neuer Pächter und übernimmt in gut drei Wochen das Lokal. Klar, hatte der Italiener zunächst andere Zukunftspläne, gibt er zu. Doch bei Sandro Camillis Angebot "konnte ich einfach nicht Nein sagen". Immerhin habe er eineinhalb Jahre Pause gemacht und sich nur um seinen Catering-Service gekümmert. Und den werde er auch weiterhin führen.

Unter seiner Regie wird einiges so bleiben, wie es die vielen Gäste aus VS und der Region gewohnt sind. "Wir werden kein überkandideltes Chi-Chi-Restaurant." Der 51-jährige Gastronom wird künftig verstärkt auf das Konzept der Cucina Povera setzen und dieses auch weiterentwicklen also mit einfachen traditionellen italienischen Gerichten und frischen Zutaten. Und noch mehr als zuvor sollen saisonale Gerichte auf der Karte landen. Moretti wird am Mittagstisch festhalten; deutsche Gerichte wie Rouladen werden auch angeboten. Dem neuen Camilli-Chef schweben zudem Abende vor, bei denen die Musik eine Rolle spielt. Jazz zu Spaghetti Bolognese oder Lasagne, "warum nicht?", denkt Moretti laut. Was bleibt sind neben der Inneneinrichtung und den Öffnungszeiten des Lokals auch Restaurantleiterin Birgit Deck. "Wir werden auch künftig mit dem vorhandenen Personal arbeiten", so Moretti. Weiterhin stehen im Restaurant 100 Sitzplätze zur Verfügung und die Terrasse bietet Platz für 50 Gäste.

Für Sandro Camilli und auch seinen Vater Renato gehen mit dem Regiewechsel in der Küche fünf anstrengende wie erfolgreiche Aufbaujahre des neu eröffneten Restaurrants zu Ende. "Wir haben einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht und ich kann mich jetzt wieder gänzlich meiner Tätigkeit als Immobilienökonom widmen." Die Zeit sei schon heftig gewesen. "Denn mein Schreibtisch steht in Stuttgart." Gänzlich werde sich Vater Renato nicht aus seinem Lokal zurückziehen, das er mit seiner Frau aufgebaut hat. Der Seniorchef, so das Versprechen, werde Franco Moretti, falls möglich unterstützen, wenn mal Not am Mann sein sollte. Seit fünf Generationen sind die Camilli in Villingen ein Begriff. In den siebziger Jahren folgte einem mehr als bekannten Kiosk das Restaurant, "in dem ich mir mein Studium verdiente", erinnert sich Sandro Camilli. Immerhin hatte er auch eine Ausbildung an einer privaten Hotel- und Gaststättenschule abgeschlossen und ist Restaurantkaufmann.

Vor fünf Jahren wollte der Camilli-Spross es dann wissen, investierte eine siebenstellige Summe und 1,7 Millionen Euro, um Restaurant und Gebäude rundum zu sanieren. Eine "500-PS-Qualität" habe man erreicht, aber der "Laden gibt noch etwas mehr her", meint er. Immerhin, erzählt Camilli stolz, habe man über diverse Internet-Plattformen für Gastronomie stets sehr gute wie zahlreiche Bewertungen bekommen. Ein Verdrängungswettbewerb, beobachtet er, habe auch nicht stattgefunden. "Wir konnten zusätzliche Klientel nach VS holen." Was Camill und Moretti am meisten freut: Das Publikum sei völlig gemischt: So sitzen Handwerker neben Unternehmern oder Ärzten. Und, was dem gebürtigen Villinger besonders auffällt: Viele Stammgäste kommen aus Schwenningen.