Angesprochen auf den sehr theoretischen Fall der Begegnung eines Waldbesuchers mit

Angesprochen auf den sehr theoretischen Fall der Begegnung eines Waldbesuchers mit einem Wildschwein, gibt Kühn folgende Verhaltenstipps: entweder auf den nächstbesten Baum klettern, Reißaus nehmen, denn das Schwein hat keinen Jagdinstinkt wie ein Hund und nimmt nicht die Verfolgung auf, oder – für die ganz Beherzten – "mit dem Stock eine überziehen".

Allerdings, so betont der Forstamtsdirektor, der in 15 Berufsjahren mit intensivem Waldkontakt höchstens zehn Tiere im Forst angetroffen hat, werden derlei Maßnahmen nur notwendig, "wenn man über den Wurfkessel einer Sau mit Frischlingen stolpert oder auf ein verletztes Tier trifft".

Villingen-Schwenningen (bn). Pilzesucher kennen das: Der Waldboden ist verräterisch aufgewühlt, eine Trampelspur führt mitten durch die Pfifferlinge – Wildschweine! Forstamtsdirektor Tobias Kühn gibt Entwarnung: Von Angriffen durch Schwarzwild braucht sich niemand von einem Waldspaziergang abbringen zu lassen – auch wenn die Zahl der Tiere dramatisch gestiegen ist.

Die Schäden, die die Schweine vor allem auf Weidewiesen und in Maisfeldern hinterlassen, werden immer mehr. In Herzogenweiler, Tannheim, Obereschach, Weigheim und im Groppertal haben die Forstleute bisher die meisten entdeckt und können daraus Rückschlüsse auf eine wachsende Population ziehen. Zwar sei sie noch nicht so groß wie in der Region um Blumberg, sagt Kühn, doch mit Schadensregulierungen sind er und seine Mitarbeiter gut ausgelastet.

Vor drei Jahren hat sich das Forstamt einen "Wiesenhobel" angeschafft, der aufgewühlte Flächen einebnet und auch gleich mit frischem Grassamen versieht. Früher waren damit zwei Arbeiter für einen Hektar einen Tag beschäftigt, mit dem Hobel geht es doppelt so schnell. "Das Gerät kann man bei uns auch ausleihen", sagt Kühn.

Noch größer sind die Schäden durch Wildschweine in den Maisfeldern. Hier hält sich Kühns Bedauern allerdings in Grenzen, denn die nur noch für Biogasanlagen angelegten Felder seien überhaupt eine wesentliche Ursache für die Schwarzwildvermehrung. Den wachsenden Maisanbau für die staatlich subventionierte Biovergasung empfindet Kühn ohnedies als "Etikettenschwindel", denn eine so artenarme Fläche sei "alles andere als Bio".

Gleichwohl bemühen sich im und rund um den Stadtwald rund 60 Jäger zumindest um die Begrenzung des Wildschweinzuwachses. Acht Fortbeamte, 45 Jagderlaubnisscheininhaber sowie sechs Jagdpächter ziehen dabei an einem Strang.

Das war nicht immer so. Früher sei Schwarzwild im Revier für den Jäger reizvoll gewesen, manch einer lockte es mit Futter sogar an. Inzwischen wird es von fast allen als Schädling wahrgenommen und hin und wieder auch mit einer Drückjagd – einer konzertierten Aktion von mehreren Jägern – bekämpft.

"Wildschweine sind kluge Tiere", sagt Tobias Kühn. Wurde eines aus ihrer Mitte heraus erlegt, so kann es sein, dass die Rotte vorübergehend Reißaus nimmt. In einer Nacht kann sie bis zu 20 Kilometer zurücklegen.

In VS erlegte Tiere werden alle einer freiwilligen Untersuchung auf Cäsium unterzogen. Im Winter, wenn die Schweine vermehrt den für den Menschen ungenießbaren und schwer belasteten Hirschtrüffel fressen, "müssen wir jede zweite Sau wegwerfen", sagt Kühn. Die unbedenklichen werden zu Ragout, Bratwurst oder Salami verarbeitet, ihre Keulen und Rücken eingefroren. Im Keller des Forstamtes stehen drei Tiefkühltruhen. "Unsere Stammkunden werden über das Internet informiert, wenn wir wieder Wildschwein haben", sagt Kühn.