Hochmodern sind die Arbeitsplätze in der neuen Integrierten Leitststelle in der Klinikstraße ausgestattet. Leser des Schwarzwälder Boten hatten die Möglichkeit, noch vor Inbetriebnahme der Leitstelle hinter die Kulissen zu blicken. Fotos: Dorer Foto: Schwarzwälder-Bote

Blaulicht: Leser des Schwarzwälder Boten von neuer Leitstelle fasziniert / Hier kommen die Notrufe an

Wie funktioniert die neue Integrierte Leitstelle, die jüngst nahe des Schwarzwald-Baar-Klinikums entstanden ist? Einen spannenden Einblick erhielten gestern Zeitungsleser, die bei einer Verlosung des Schwarzwälder Boten gewonnen hatten.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Leitstellen-Chef Dirk Sautter brachte es auf den Punkt: "Mit Ausnahme der Polizei wird von uns alles bearbeitet, was ein Blaulicht auf dem Dach hat." Neben Rotem Kreuz und Feuerwehr sind das zum Beispiel auch die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), die Bergwacht, das Technische Hilfswerk (THW) und die Johanniter.

Wer im Schwarzwald-Baar-Kreis vom Festnetz oder vom Mobiltelefon die 112 ruft, kommt bei einem der insgesamt 14 Mitarbeiter an, die demnächst hier ihre Arbeitsplätze beziehen. Bisher arbeiten sie noch in der Villinger Josefsgasse. Sobald die umfangreichen Testläufe erfolgreich absolviert sind, soll der Umzug erfolgen.

Die Mitarbeiter an den hochmodernen Arbeitsplätzen nehmen täglich 600 Anrufe entgegen, wobei es sich nicht nur um Notrufe handelt. Zum Beispiel werden auch Krankentransportfahrten disponiert. "Die Schichten sind an das Notrufaufkommen angepasst", informierte Sautter. Während tagsüber bis zu vier Mitarbeiter im Einsatz sind, ist nachts nur einer im Dienst. Ein weiterer schläft allerdings in der Leitstelle und wird bei Bedarf hinzugezogen. Die Mitarbeiter in der Leitstelle sind alle Rettungsassistenten und gleichzeitig ausgebildete Gruppenführer der Feuerwehr. So haben sie in beide Hilfsorganisationen beste Einblicke und wissen, was im Notfall zu tun ist. Um auf dem neusten Stand im Rettungsdienst zu bleiben, fahren sie auch immer wieder im Rettungswagen mit.

Faszinierend für die Besucher war die hochmoderne Technik – von der Heizung, die aus der Abwärme der Computeranlagen gespeist wird, über das Notstromaggregat, das selbst bei einem kompletten Stromausfall für sieben Tage die notwendige Energie liefert, bis zum Raum, in dem die Mitarbeiter am Telefon sitzen.

Allerdings ist von einem Telefon im herkömmlichen Sinne nichts zu sehen. Jeder Arbeitsplatz ist mit insgesamt sechs Bildschirmen ausgestattet, auf denen unzählige Informationen zu finden sind. Ein weiterer ist ein Touch-Screen, der sozusagen das Telefon darstellt.

80 Kilometer Kabel im Gebäude verlegt

Auf einer großen Medienwand werden die Standorte der einzelnen Rettungsfahrzeuge auf einer Karte angezeigt. Für alle Straßen im Schwarzwald-Baar-Kreis wurde ausgerechnet, von welchem Notarztstandort sie am schnellsten erreicht werden können. "In VS ist der Notarzt normalerweise am schnellsten mit dem Auto am Einsatzort", erläuterte Sautter. Wenn aber beispielsweise in Schonach ein Notfall eintritt, wird meistens der Hubschrauber eingesetzt, da die Unglücksstelle aus der Luft in der Regel zügiger zu erreichen ist, als mit dem Auto vom Notarztstandort St. Georgen. Freilich müssen die Mitarbeiter das nicht in irgend einem Aktenordner nachschauen, sondern der Computer berechnet die kürzesten Ausrückzeiten und gibt eine Empfehlung ab. Bei so viel Technik ist es kein Wunder, dass rund 80 Kilometer Kabel in dem Neubau verlegt wurden.

Für Szenarien wie beim Orkan Lothar oder beim großen Hagelunwetter in Schwenningen gibt es in der neuen Leitstelle einen Lage- und Führungsraum, in dem Experten aus verschiedenen Bereichen die beste Vorgehensweise besprechen können.

Die Leiststelle ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt. Auch am Umzugstag darf es keine Einschränkungen in der Erreichbarkeit geben. Dann werden die Arbeitsplätze sowohl im Neubau als auch in den bisherigen Räumen in der Josefsgasse besetzt sein, bis alle Telefonleitungen auf den neuen Standort in der Klinikstraße umgeschaltet sind.

Betrieben wird die Leiststelle gemeinsam vom Roten Kreuz und dem Landkreis. Beide Partner haben sich die Investitionskosten von rund 4,5 Millionen Euro jeweils zur Hälfte geteilt. Bei den Personalkosten übernimmt das DRK mit 60 Prozent einen höheren Anteil.