Foto: Marc Eich

Rund 35.000 Zuschauer verfolgen am Dienstag den närrischen Lindwurm der Zuggesellschaften in Villingen. Mit Video.

VS-Villingen - Ganz schön viel "kriminelle" Energie für eine Stadt: Ratsmitglieder gehen stiften, der OB bricht aus und ein Landrat wird gekidnappt...und Investoren werden vergrault. Wen juckt’s: Villingen erlebte, trotz schaurigem Wetter, ein super Umzugs-Finale.

Da waren die Passanten aber gestern am frühen Nachmittag gespannt. "Bei dem Wetter laufen sicherlich nicht so viele Narros als bei gutem Wetter, wegen der tollen Kragen", fachsimpelten einige. Doch, von wegen.

Ein Villinger Maschgerle kann doch das bissle Regen nicht abhalten. Mit (aufgespanntem) Schirm und der Alt-Villingerin am Ärmel ging’s zu den einschlägigen Klängen der Musikgruppen zielstrebig durch die Stadt. Wer von der historischen Narrozunft gestern buchstäblich auf dem hohen Ross saß, hatte sich sogar ein blaues Cape übergestreift: "Alles historisch", scherzte Ehrenzunftmeister Klaus Hässler.

Rund 35.000 Zuschauer verfolgten den langen Zug mit prächtigen und stattlichen Maschgere, mit Stroh vollgestopften Wueschten, dem stets zu Späßen aufgelegten Butzesel und seinen Triebern, mit kleinen und großen Kätzle, lautstarken Glonkis, schaurigen Hexen, pfiffigen Clowns und den kleineren Zünften aus den kleinen Stadtbezirken. Nicht zu vergessen die vielen (Gugge)-Musiker, die die Menschen an den Straßen zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen brachten.

Eines hatten Übrigens alle Zünfte gestern gemeinsam. Nicht ganz so an Villinger Verhältnisse gewöhnte Schaulustige staunten über die großen Spendierhosen der hiesigen Hästträger. Manch ein Narresome warf seinen Schokoriegel zwar im Übermut an einen der Köpfe, aber was soll’s. Die Getroffenen nahmen es gelassen.

Gelassen nahm es auch Landrat Sven Hinterseh, dass er am gestrigen Nachmittag gekidnappt wurde, und das noch vor den Augen der übrigen Prominenz, grad von der Ehrentribüne in der Niederen Straße weg.

Verantwortlich für die "Entführung" war freilich die Villinger Hexenzunft, die ihr neues Mitglied nur zu gerne abschleppte.

Für reichlich Gelächter sorgten freilich die Themenwagen. Was sich die Katzenmusik da wieder ausgedacht hatte. Flüchtende Stadräte, ein flüchtender OB; das Thema Grexit wurde ebenso behandelt. Offen blieb nur, wer aus dem Oberzentrum nun die Eulen nach Athen tragen wird. "Schlimmer geht’s nimmer", war eine der nicht ganz so optimistischen Losungen. Zu toppen allemal durch die These: Alte Tonhalle, Ostbahnhof, in VS gibt man "Investoren keine Chance".

Rundum zufrieden zeigte sich mit dem Umzugsverlauf auch Dieter Popp von der Pressestelle des Polizeipräsidiums. Nicht zuletzt aufgrund der Vorfälle in Köln habe es eine hohe Polizeipräsenz gegeben, meinte er. Fazit nach Umzugsende. "Rund 35 000 Zuschauer erlebten einen sehr friedlichen Umzug, ohne jeglichen Vorkommnisse."