Ein Lette erlitt einen Stromschlag. Der 21-Jährige kletterte auf dem Villinger Bahnhofsgelände auf einen Güterwaggon und erlitt einen Stromschlag. Seither liegt er im Koma. Foto: Huber

Junger Lette klettert am Villinger Bahnhof auf Güterwagen. Mann liegt im Koma. Hintergründe völlig unklar.

Villingen-Schwenningen - Was führte ihn nach VS? Besuchte er Freunde? War er auf der Flucht? Warum hielt er sich am Bahnhof auf? Viel weiß die Bundespolizei noch nicht. Nur, dass ein junger Mann, vermutlich ein Lette, auf einen Güterwagen kletterte, einen Stromschlag erlitt und nun im Koma liegt.

Was sich am Freitag gegen 3 Uhr auf dem Villinger Bahnhofsgelände abgespielt haben soll, bestätigte gestern ein Sprecher der Bahn in Stuttgart auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Es habe gegen 3 Uhr einen Notfall gegeben. Ein Funkenflug sei vom Fahrdienstleiter in Villingen beobachtet worden. Gleichzeitig sei in der Schaltstelle eine Störung angezeigt worden. Der Grund dafür fand sich auf Gleis 6. Dort wurde ein junger Mann gefunden, der starke Verbrennungen aufwies. Der 21-Jährige sei auf einen Kesselwagen geklettert. Ganz offensichtlich war er der Oberleitung dabei zu nahe gekommen: Wenn der Sicherheitsabstand zur 15.000-Volt-Oberleitung von 1.50 Metern nicht eingehalten werde, entstehe ein Lichtbogen, es komme zu einem Stromschlag. "Wir hatten aber schon Fälle, da ist bei einem Sicherheitsabstand von zwei Metern schon etwas passiert", hieß es aus Stuttgart.

Die Bundespolizei, die für das Bahnterrain zuständig ist, hat die Ermittlungen aufgenommen. Noch sind die Informationen äußert mager, die Pressesprecher Thomas Gerbert von der zuständigen Inspektion in Weil am Rhein geben kann. Der junge Mann sei noch kurz bei Bewusstsein gewesen, dann aber ins Koma gefallen und schwebe immer noch in Lebensgefahr. Seither wird er in der Uniklinik in Tübingen behandelt. Bei dem 21-Jährigen, so Gerbert, handle es sich um einen Mann mit vermutlich lettischer Staatsangehörigkeit ohne Wohnsitz in Deutschland.

Warum er sich in VS aufhielt, ob er Freunde oder Familienangehörige im Schwarzwald hatte oder sich möglicherweise als Wanderarbeiter aufhielt, dazu konnte der Pressesprecher noch nichts sagen. Alkoholisiert sei der Schwerstverletzte jedoch nicht gewesen. Unklar ist auch noch, wer die zweite Person sein soll, die am Bahnhof gesehen wurde und die angeblich nach dem Unglücksfall geflüchtet sei. "Wir haben noch keinerlei Hinweise zu dieser Person", so Gerbert.

Selten tauchen solche Unglücksfälle in der Statistik der Bahn auf, " aber wenn sie passieren, dann enden solche Unglücksfälle meistens tödlich, so der Bahnsprecher. Deshalb warne die Bahn in schöner Regelmäßigkeit vor allem vor den Schulferien davor, auf Waggons zu klettern. Häufig riskieren dies junge Menschen, die alkoholisiert seien oder sich auf solche Mutproben einlassen. So heißt es in einer Info: "Besondere Vorsicht ist bei elektrischen Oberleitungen mit einer Spannung von 15 000 Volt geboten. Berührungen verursachen meist tödliche Verletzungen. Selbst bei einem Abstand von bis zu eineinhalb Metern kann der Strom in einem Lichtbogen überspringen. Es gilt daher ausreichend Abstand zur Oberleitung zu halten und sich nicht etwa durch das Klettern auf Fahrzeuge, selbst wenn diese abgestellt sind, in Lebensgefahr bringen."

Nach dem Unglücksfall ließ die Bahn zwischen 3.35 und 4.44 Uhr alle Gleise sperren. Bedingt dadurch gab es am Vormittag Auswirkungen auf den Zugverkehr, Zwei Züge seien knapp eine Stunde zu spät im Bahnhof eingetroffen.