So kann ja nichts mehr schiefgehen – mit Routinier Rupert Kubon stand Ortsvorsteherin Anja Keller beim Fassanstich zum Tannheimer Jubiläum ein versierter Fass-Anstecher zur Seite. Foto: Zimmermann

Ganzes Wochenende steht im Zeichen des Jubiläums. Für ganze Familie wird viel geboten.

VS-Tannheim - Gefeiert wurde das 1200-jährige Ortsjubiläum bereits das ganze Jahr über, das zu Ende gehende Festwochenende in Verbindung mit viel Musik und dem historischen Umzug war der Höhepunkt.

Alles hat gepasst und auch das Wetter hat sich unter die Gratulationsgäste gemischt. "Es hat Spaß gemacht, mit Euch zu planen und es umzusetzen", bedankte sich Ortsvorsteherin Anja Keller auf dem zum Festplatz umgestalteten Schulhof beim Festausschuss, den Vereinen und Helfern, die das Fest erst ermöglicht hatten.

Auch Oberbürgermeister Rupert Kubon war in bester Jubiläumslaune. Er erinnerte daran, dass die drei relativ nahe beieinander liegenden Orte zwar gleich alt sind, es aber bis in die jüngste Zeit durch staatliche Grenzen nicht immer einfach war, problemlos von einem Ort in den anderen zu kommen, so wenig wie nach Tannheim an der Iller oder in Tirol, die als Gäste nach Tannheim im Schwarzwald kamen.

Der Fassanstich wurde in Gemeinschaftsarbeit von Ortsvorsteherin Keller und OB Kubon vorgenommen. In solchen Dingen habe sie noch nicht die Erfahrung wie der OB, erklärte Anja Keller, er solle doch etwas behilflich sein. So hielt der OB den Zapfen und die Ortsvorsteherin schlug zu. Es hat auf Anhieb funktioniert, es gab keine blauen Finger, wie von einigen Umstehenden befürchtet wurde, und mit einem kleinen Nachschlug sorgte Kubon auch dafür, dass das Ding richtig fest mit dem Fass verankert war.

Ganz viel Spiel und Spaß für die Kinder

Für den angemessenen festlichen musikalischen Rahmen sorgte die einheimische Musikkapelle Tannheim. Musikalisch ging es schon vor dem Festakt zu. Die Musikkapelle Tannheim-Villingen ließ es sich nicht nehmen, zuvor ihren ankommenden Kollegen aus Tannheim in Tirol einen großen Bahnhof von der Ehrentribüne vor der Festhalle herab zu bereiten, ehe die Gäste in ihre Quartiere geleitet wurden. Am frühen Abend lösten die Tannheimer aus Tirol die Tannheimer aus VS ab, quasi als Taktstockübergabe erklang in diesem Fall nicht das Badnerlied, sondern "Mein Tirolerland".

Zum zünftigen Festabend in der vollen Turn- und Festhalle spielten die Stettener Musikanten aus dem Hegau auf und sorgten für beste Stimmung. Zur gleichen Zeit war auch der Festplatz auf dem Schulhof mit Mitfeiernden sehr gut gefüllt, auch wenn es dort "nur" Musik aus der Dose gab. Sehr gut angenommen wurde auch Disco & Party mit DJ Benjamin Klein im Feuerwehrhaus.

Am Sonntag nach dem Festgottesdienst unterhielt die Musikkapelle aus Tannheim an der Iller die Gäste zu Frühschoppen und Mittagsessen. Nach dem Umzug gab es auf dem Schulhof musikalische Unterhaltung mit Susie & Peter sowie dem Jugendorchester des Akkordeonvereins Tannheim. Der Festbetrieb in der Turn- und Festhalle und auf dem Festplatz an der Schule wurde durch ein breites Rahmenprogramm abgerundet. Für die jüngsten Besucher gab es im Kinderzelt mit Basteln, Malen, Buttons gestalten und Schminken Kurzweil, eine Hüpfburg stand zur Verfügung, an einem Ballonweitflugwettbewerb konnte teilgenommen werden. Der Renner war jedoch Zocken mit den jungen "Ententürmlern" aus Brigachtal wie im Mittelalter. Dicht umlagert war die Spielarena um das mittelalterliche Miniaturdorf, um zu erfahren in welcher Haustür die kleine Maus verschwindet.

Einen Einblick ins Mittelalter wurde auch den Erwachsenen vermittelt. Dafür sorgten im mittelalterlichen Lager neben der Festhalle die Ententürmler aus Brigachtal, die "Buure von 1524" aus Marbach und Grüningen, eine Wikingergruppe sowie die Templer-Kreuzritter aus Villingen und Dauchingen. Nicht nur Kochen und Handwerkliches war zu erleben, auch waffentechnisch konnte man sich mal mit einer "eisernen Faust" versuchen. Eine Sonderausstellung mit Geräten und Oldtimer-Maschinen aus der Landwirtschaft auf der Wiese hinter dem Dorfbrunnen in der Ortsmitte zeigt den agrarisch geprägten Hintergrund von Tannheim in Vergangenheit und auch noch in der Gegenwart.

Große Wege mussten motorisiert anreisende Gäste nicht gehen. In der unteren Stankertstraße kurz vor dem Feuerwehrhaus war eine Wiese als Parkmöglichkeit ausgesteckt.

Ein Gottesdienst nach Tannheimer Jubiläumsart

Wie an hohen kirchlichen Feiertagen war die St. Gallus-Kirche in Tannheim beim Festgottesdienst mit Orchestermesse zur 1200-Jahrfeier vollbesetzt. Durch den Kirchenchor Tannheim unter der Leitung von Birgit Mundweiler, verstärkt mit 25 Gastsängern, vier Solisten und einem Ensemble des Sinfonieorchesters VS, kam die "Spatzenmesse" von Wolfgang Amadeus Mozart und das "Halleluja" von Georg Friedrich Händel zur Aufführung. Einen Bezug zwischen der Heiligen Schrift und dem Jubiläum stellte Pfarrer Dominik Feigenbutz, der mit Diakon Michael Radigk und dem früheren Tannheimer Pfarrer Werner Bauer den Gottesdienst zelebrierte, anschaulich dar. Und wenn es vor 1200 Jahren in Tannheim so etwas wie eine Landnahme gab, verglichen mit dem Volke Israels in der Bibel, dann bedeute dies, dass sich diese Landnahme von Generation zu Generation wiederholen muss. Das Erbe antreten und gestalten, das Leben ist nicht statisch. Dazu gehöre Wachheit, Kraft und Mut.

Bei einer solchen außerordentlichen organisatorischen Festgestaltung durch die Tannheimer dürfe man dankbar, froh und glücklich sein, dass man die Gelegenheit bekam, so gut und schön zu feiern.