Lisa und Max sprechen über das Waffenrecht in den USA

Mehr als eine Woche ist das Attentat in einem Kino in der Stadt Aurora in den USA schon her. Dort hat ein Mann zwölf Menschen erschossen und 59 verletzt. Lisa muss immer wieder darüber nachdenken. Sie war mit Freundinnen im Kino und fand die Vorstellung gruselig, dass jemand hereinkommen könnte… Doch ihre Freundin Mira meinte, in Deutschland sei das unwahrscheinlich. Denn hier könne niemand so einfach an Waffen kommen wie in den USA. Dort gebe es ganz andere Waffengesetze.

Kennst du dich da aus, Max? Stimmt das denn? Miras Vater hat ihr das mit den Waffengesetzen gesagt. Was hat es denn damit auf sich?

Ja, Lisa, Miras Vater hat Recht. In Deutschland dürfen nur ganz wenige Menschen eine Waffe haben. Dazu gehören natürlich diejenigen, die beruflich eine benötigen, wie zum Beispiel Polizisten. Außerdem dürfen Jäger eine Waffe besitzen, zudem Sportschützen. Alle, die eine Waffe besitzen dürfen, benötigen dafür einen Waffenschein. Außerdem ist ganz genau geregelt, wie die Waffen zu lagern und zu transportieren sind.

Die Vorschriften sind also ziemlich streng, oder? Deshalb ist es also schwierig, eine Waffe zu haben. Ich kenne auch niemanden, der eine Waffe hat, du etwa?

Ja, ich kenne jemanden. Mein Onkel ist Jäger, er hat also welche.

Mmh. Und wie ist das jetzt in den USA? Was ist dort anders?

In den USA kann fast jeder eine Waffe haben, der eine haben will. Das Recht, eine Waffe zu besitzen, steht dort sogar in der Verfassung, also in dem Dokument, das die grundsätzlichen Regeln, die Rechte und Pflichten der Bürger auflistet. Eine Waffe zu besitzen ist also ein ebenso wichtiges Recht wie das, seine Meinung frei zu äußern. Insgesamt gibt es mehr als 20 000 Gesetze, die den Waffenbesitz in den USA regeln. Das liegt daran, dass jeder der 50 Bundesstaaten, aus denen die USA bestehen, eigene Regelungen hat. In manchen Staaten dürfen nur die Menschen Waffen kaufen, die dort wohnen, in manchen ist es schwieriger, besonders gefährliche Waffen zu erwerben. Keine Waffe haben dürfen in der Regel Menschen, die nachgewiesen geisteskrank oder vorbestraft sind. Weil es so einfach ist, haben in den USA auch sehr viele Menschen eine Waffe.

Echt? Das verstehe ich nicht. Ich wollte keine Waffe, auch wenn ich mir eine kaufen könnte. Ich finde das total daneben. Das ist doch viel zu gefährlich!

Siehst du, Lisa, viele Amerikaner denken da ganz anders. Sie fühlen sich sicherer, weil sie eine Waffe haben dürfen – und sich so im Notfall selbst verteidigen können.

Aber wenn keiner eine Waffe haben dürfte, dann bräuchten diese Leute auch keine Angst davor haben, dass einer so verrückt ist, seine zu benutzen.

Ich bin ja ganz deiner Meinung, Lisa. Wenn Waffen im Umlauf sind, passiert auch mehr. Das ist erwiesen. Doch die meisten Amerikaner überzeugt das nicht. Vielen ist ihr Recht auf eine Waffe heilig. Diese Einstellung führt dazu, dass nach einer Tragödie wie in Aurora nicht weniger Waffen gekauft werden, sondern mehr. Die Menschen sind zwar geschockt, doch die Mehrheit möchte sich erst recht mit einer Waffe absichern, anstatt darüber nachzudenken, ob nicht weniger Waffen mehr Sicherheit bringen. Solange das so ist, wird das Waffengesetz in den USA vermutlich nicht geändert.

Anregungen an: maxundlisa@schwarzwaelder-bote.de