Egal ob Straßenlärm oder das Schnarchen des Partners: Beides ist ähnlich laut, lässt sich mit Hilfe von Ohropax aber dämpfen. Was sonst noch gegen Schnarchen hilft, erfahren Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Fotolia

Als würde die ganze Nacht ein Lastwagen durchs Zimmer rauschen: So laut kann Schnarchen sein. Klar, dass das eine Beziehung belastet. Die gute Nachricht: Zumindest an das laute Sägen des Partners kann man sich gewöhnen. Und gesundheitlich bedenklich ist es meist auch nicht.

Ingolstadt - Einmal hat Heidrun im Urlaub ihre Ohrenstöpsel vergessen. „Ich habe meinen Mann nachts mehrfach geweckt, beschimpft und sogar gedroht, dass ich mich von ihm trenne. Erst gegen 5 Uhr konnte ich endlich schlafen“, sagt die Mutter zweier kleiner Kinder. Heidruns Mann ist Schnarcher – wozu Geschlecht und Alter beitragen.

Etwa 60 Prozent aller Männer ab 40 Jahren schnarchen, schätzt Thomas Kühnel, Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) am Universitätsklinikum Regensburg. „Solche Zahlenangaben sind aber immer mit Vorsicht zu genießen, da die Angaben vom Partner stammen“, sagt er.

Dass Männer häufiger betroffen sind, liegt vor allem an den Hormonen. Männliche Hormone bewirken, dass die Muskulatur erschlafft. Denn Schnarchen entsteht, weil die Muskeln im Hals-Nasen-Rachen-Raum nachts entspannen. An Engstellen des oberen Atemwegs beginnen dann die weichen Teile wie Gaumen, Zäpfchen oder Zungengrund zu vibrieren, erklärt HNO-Arzt Thomas Kühnel.

Außerdem spielt bei Männern das typische Fettverteilungsmuster eine Rolle: „Sie nehmen vor allem in der oberen Körperhälfte zu und lagern an Bauch und Hals Fett ein“, sagt Joachim Maurer von der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim. Dadurch verengen sich auch die Atemwege. Bei Frauen hingegen nimmt das „Schnarch-Risiko“ erst in der zweiten Lebenshälfte stark zu. Denn mit den Wechseljahren wächst der Einfluss männlicher Geschlechtshormone.

Geräusche mit bis zu 90 Dezibel

Doch egal welcher Partner sägt: Für Beziehungen kann der nächtliche Dauerlärm belastend sein. „Wenn der Partner so laut schnarcht, dass man nicht einschlafen kann, nervt das ungemein“, sagt Wolfgang Krüger, Psychotherapeut aus Berlin. „Da entstehen manchmal richtige Wutgefühle.“ Immerhin können die Geräusche bis zu 90 Dezibel erreichen und damit lauter als ein Staubsauger sein. Bevor die Situation eskaliert, sei es besser, vorübergehend getrennt zu schlafen – und nach den Ursachen des Schnarchens zu suchen, so Krüger (siehe Hintergrund).

Betroffenen Paaren bleibt zudem die Hoffnung, dass sie sich mit der Zeit an das Schnarchen des Partners gewöhnen. Forscher des Uniklinikums Regensburg haben Versuchspersonen Schnarchgeräusche vorgespielt und stellten dabei fest, dass die Teilnehmer vor allem von fremdem Schnarchen wach wurden. „Das Schlafgeräusch trägt Informationen. Nur wenn es sich um ein unbekanntes, fremdes Geräusch handelt, stuft das Gehirn das als bedrohlich ein, und man wacht auf“, erklärt Kühnel. Deshalb fühle sich der Schnarchende selbst auch nicht durch seinen eigenen Lärm gestört.

Bei Paaren führt der Effekt manchmal dazu, dass sich die Partner an das Schnarchen des anderen gewöhnen und nicht mehr davon wecken lassen: Das belegte in der Regensburger Versuchsreihe das Beispiel einer Frau, die normalerweise friedlich neben ihrem sägenden Gatten schlummert. Als man ihr dagegen das Schnarchgeräusch eines fremden Mannes vorspielte, wachte sie sofort auf.

Erholsamer Schlaf kaum möglich

Wird das Schnarchen dennoch weiterhin als störend wahrgenommen, bleibt ein Trost: Zumindest aus medizinischer Sicht ist es meist völlig harmlos. Gefährlich wird es nur, wenn es im Schlaf zu Atemaussetzern kommt. Dadurch wird das Blut schlechter mit Sauerstoff versorgt, der Körper schlägt Alarm und weckt sich sozusagen selbst. Ein erholsamer Schlaf ist also kaum möglich.

Diese sogenannte Schlafapnoe kann dazu führen, dass die Betroffenen tagsüber in einen Sekundenschlaf fallen. Und sie erhöht auch das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Alarmiert sein sollten Schnarcher vor allem dann, wenn sie sich nicht erholt fühlen, obwohl sie genauso viel schlafen wie früher, sagt HNO-Arzt Kühnel

Weil die Apnoe häufig nicht erkannt wird, empfiehlt Joachim Maurer Schnarchern grundsätzlich einen Besuch beim HNO-Arzt. „Wer tagsüber unter Dampf steht, schüttet manchmal so viel Adrenalin aus, dass er seine Schläfrigkeit nicht bemerkt“, sagt der Schlafmediziner. Stellt der Arzt weitere verdächtige Symptome wie hohen Blutdruck fest, wird er den Patienten genauer untersuchen und eventuell in ein Schlaflabor überweisen.

Außerdem gibt es inzwischen immer mehr Hinweise, dass „normales“ chronisches Schnarchen oft einer Apnoe vorausgeht, wie Maurer berichtet. Die starken Vibrationen könnten das Nervensystem im Bereich des Rachens auf Dauer schädigen und zu einer Atemregulationsstörung führen. „Deshalb erscheint es sinnvoll, auch das normale Schnarchen konsequent zu behandeln.“

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