Huub Stevens mit Jüregn Klopp in der Mercedes-Benz-Arena: Ruhe bewahren ist jetzt das wichtigste für den VfB Foto: dpa

 Weil der Abstiegskampf nicht dadurch besser wird, dass man Bobic auf den Mond schießt oder Wahler nötigt, Massenentlassungen auf der VfB-Geschäftsstelle zu initiieren, hilft unter Umständen die Ruhe, mit der Huub Stevens die Dinge ordnet, die zuletzt ein wenig durcheinander geraten sind.

Stuttgart - Der VfB steckt mitten im Abstiegskampf. Doch was jetzt nicht hilft, ist aufgeregtes Hin- und Herflattern und die krampfhafte Suche nach Schuldigen.

Vielleicht gönnte sich Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auch deshalb einen volkskundlichen Exkurs, den er nach dem 3:2-Erfolg seiner Borussen mit dem Geständnis eröffnete, selbst auch ein Schwabe zu sein. Und weil der gern mal den Kopf so lange über der Suppe schüttelt, bis er ein Haar darin findet, forderte der Trainer aus dem westfälischen Exil zu mehr Zuversicht auf. „Ich will nicht erwarten, dass ihr bei 24 Punkten durch die Straßenzüge feiert“, sagte Klopp, „aber wenn man die Ruhe bewahrt, hat der VfB die Qualität, um drin zu bleiben. Ich bin mir sicher, dass es reichen wird.“

Das ist nett gesagt, relativiert sich allerdings mit dem Blick auf die Tabelle, in welcher der VfB Stuttgart anscheinend so unveränderlich auf einem Abstiegsplatz steht wie der Fernsehturm in Degerloch.

Weil dieser Missstand aber nicht dadurch behoben wird, dass man Bobic auf den Mond schießt oder Wahler nötigt, Massenentlassungen auf der VfB-Geschäftsstelle zu initiieren, hilft unter Umständen die Ruhe, mit der Huub Stevens die Dinge ordnet, die zuletzt ein wenig durcheinander geraten sind. „Wir müssen zusammenhalten“, sagte der Niederländer nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund, und: „Ich habe einige positive Dinge gesehen.“

Den Kampfeswillen zum Beispiel, mit dem sich die Mannschaft in die Herkulesaufgabe gegen den Tabellenzweiten geworfen hatte. Gleich am Tag nach der fürchterlichen Darbietung beim 1. FC Nürnberg hatte Stevens seine Loser angezählt. Und wer dabei war, berichtet von Sätzen, die so scharf waren wie das Messer eines Chirurgen. Er packte die Herren Profis bei der Ehre und machte noch einmal klar, worum es geht, wenn man mit Sport sein Geld verdient: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und weil Stevens weiß, wie man eine Gruppe von Schnarchern zu neuem Leben erweckt, verschaffte er einem jungen Mann ein Comeback, der am Ende vergangenen Jahres noch daran denken musste, den Antrag auf Sportinvalidität auszufüllen: Daniel Didavi. Und er verhalf dem Wintereinkauf Carlos Gruezo zu seiner Bundesliga-Premiere.

Beide machten ihre Sache gut und nährten zusätzlich die Hoffnung, dass es am Ende doch noch irgendwie reichen könnte, zwei Mannschaften hinter sich zu lassen. Dann müsste der VfB Stuttgart in die Relegation gegen den Dritten der zweiten Liga. Ein Horrortrip, aber immer noch besser, als ohne Federlesens abzusteigen.