Die treuesten VfB-Fans werden am Montag nicht im Stadion in Bremen sein. Sie demonstrieren am Sonntag gegen Montagsspiele. Foto: Maurer

Fußball: Stuttgarter müssen punkten

Für viele Fans ein absolutes No-Go, für die Klubs brutaler Existenzkampf: Der Abstiegsthriller zwischen Werder Bremen und dem VfB Stuttgart (Montag, 20.15 Uhr) erhitzt in jeder Hinsicht die Gemüter.

Während es auf dem Rasen zum Showdown um den Klassenerhalt kommt, laufen die treuesten Anhänger Sturm gegen den ungeliebten "Zweitliga-Termin". Ultra-Gruppierungen beider Fan-Lager werden die Partie boykottieren – trotz der sportlichen Brisanz. "Wir haben eine schwierige Phase im Verein und brauchen jede Unterstützung", sagte Werder-Sportchef Thomas Eichin und warb um jeden Fan. Die Bremer haben auf dem Relegationsrang derzeit zwei Punkte weniger auf dem Konto als Stuttgart, könnten mit einem Sieg also vorbeiziehen.

Und Werder kann im Kampf gegen den drohenden Absturz in die Zweitklassigkeit im Gegensatz zu Stuttgart immerhin noch eine breite, lautstarke Unterstützung durch die Fans erwarten. Die Schwaben trifft das erste Montagsspiel seit über 16 Jahren, das erste reguläre der Geschichte, deutlich härter. Nur 780 Fans (das Kontingent umfasst eigentlich 4000 Tickets) werden den VfB im Weserstadion anfeuern, die meisten Anhänger verzichten auf die rund 650 km lange Reise am Wochenanfang und sparen sich die zwei Urlaubstage.

Ihr Protest richtet sich gegen die zunehmende Zerstückelung des Spielplans durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) zum Wohle gesteigerter TV-Erlöse. Stuttgarts Sportvorstand Robin Dutt sprach direkt nach der Ansetzung bereits von einem "Wettbewerbsnachteil", der Termin sei "so nicht akzeptabel".

Ausgerechnet im Existenzkampf, ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten müssen die Stuttgarter auf ihre heißblütigsten Fans verzichten. Dabei geht es in der Partie 16. gegen 15. sportlich schon fast um alles – der Gewinner verbessert seine Chancen enorm, am 14. Mai den Klassenerhalt feiern zu können. Dutt will den Fan-Boykott deshalb auch "nicht als Ausrede oder Alibi" gelten lasse, "wir wollen dort um jeden Preis gewinnen", sagte der ehemalige Bremer Trainer.

Während das "Commando Cannstatt", die Ultra-Gruppierung der Schwaben, am Sonntag zu einer Demo gegen Montagsspiele aufgerufen hat und mit einem Marsch zum Abschlusstraining "unserer Mannschaft nochmals den Rücken stärken" will, pusht der Bremer Fan-Klub #Twerder sein Team mit der Aktion "Mors hoch" (frei übersetzt Hintern hoch). Ein Appell an die Mannschaft, alles zu geben und an die Zuschauer, die Partie lautstark zu verfolgen. Und so wurde die Hoffnung von Claudio Pizarro, die Partie möge ausverkauft sein, nach Klubangaben doch noch Realität.