Konkurrenten im Kampf um die Plätze in der Innenverteidigung des VfB: Neuzugang Felipe Lopes (li.), der vom VfL Wolfsburg kommt, und Antonio Rüdiger. Foto: Montage/dpa/Baumann

Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Der VfB Stuttgart hat Felipe Lopes (25) für seine Innenverteidigung verpflichtet, aber in diesem Fall sorgt die Konkurrenz für reichlich Irritationen zwischen dem Spielerberater Ferber und Manager Bobic.

Stuttgart - An diesem Dienstag soll der brasilianische Neuzugang Felipe Lopes, der vom Bundesligarivalen VfL Wolfsburg kommt, beim VfB die sportmedizinische Untersuchung absolvieren. Wenn alles klargeht, tritt der Leihvertrag in Kraft. Am Nachmittag hat Lopes erstmals auf dem Cannstatter Wasen trainieren.

So weit, so gut? Keine Spur.

Denn der Transfer löst bei Uli Ferber Unmut aus. Der Spielerberater aus Kleinaspach vertritt unter anderen Antonio Rüdiger (19), der beim VfB als Innenverteidiger die gleiche Position bekleidet wie Felipe Lopes und als Juwel gilt – nicht ohne Grund verlieh ihm der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Herbst 2012 die Fritz-Walter-Medaille in Gold und zeichnete ihn damit als bundesweit größtes Talent seines Jahrgangs aus. Durch den Transfer von Lopes sieht Ferber jetzt die Perspektive seines Schützlings gefährdet – und meldet Protest an. Er drängt so schnell wie möglich auf einen Termin bei VfB-Manager Fredi Bobic: „Ich will wissen, was der Verein vorhat.“ Ferbers Vorstoß wiederum bringt Bobic in Rage: „Zu diesem Thema sage ich nichts, denn für mich ist es kein Thema“, erklärt der Sportdirektor kurz angebunden.

Ferber befürchtet, dass Antonio Rüdiger beim VfB ins Hintertreffen geraten könnte: „Toni versucht, immer 100 Prozent zu geben, und am Samstag beim Spiel in Wolfsburg und auch zuvor hat er einen guten Job gemacht.“ Lopes dagegen ist in Wolfsburg aufs Abstellgleis geraten. Unter Ex-VfL-Trainer Felix Magath war er nur in der Rückrunde der vergangenen Saison Stammspieler. In dieser Runde kam er nur in einer Bundesligapartie zum Einsatz.

Sportliche Leitung musste umdenken

Mit dem Transfer reagiert der VfB auf drei Ereignisse: auf den Abgang von Innenverteidiger Maza nach Mexiko; auf die Erkrankung von Rechtsverteidiger Tim Hoogland, der wegen Windpocken die komplette Vorbereitung auf die Rückrunde verpasst hat – und auf die Trainingspausen, die Innenverteidiger Serdar Tasci vor dem Spiel in Wolfsburg wegen Problemen an der Achillessehne einlegen musste. Das hat bei der sportlichen Leitung, die zunächst nur einen Stürmer verpflichten wollte, zu einem Umdenken geführt. Denn hinter den gesetzten Innenverteidigern Tasci und Georg Niedermeier hat Trainer Bruno Labbadia nur noch Jungprofi Benedikt Röcker (23) für diese Position – und Antonio Rüdiger, der zurzeit mal wieder als rechter Verteidiger aushelfen muss. „Wir haben uns gefragt, was wäre, wenn Tasci und Niedermeier gleichzeitig ausfallen würden?“, sagt Fredi Bobic, „wenn wir da keine Optionen hätten, würde jeder sagen: Seid ihr eigentlich doof? Wir spielen in drei Wettbewerben, da brauchen wir Alternativen.“

Der Lopes-Transfer, beteuert Trainer Labbadia, spreche ohnehin nicht gegen Rüdiger, er soll ihn indirekt sogar fördern. Mit seinem Plan kommt er einer Forderung von Uli Ferber („Ein Junge wie Rüdiger braucht Spielpraxis, um sich zu entwickeln“) entgegen. „Als Toni 2011 zum VfB kam, hat ihn sein Ex-Club Borussia Dortmund ein halbes Jahr sperren lassen, weil dem Club der Wechsel nicht behagte. Jetzt hat er bei uns seit eineinhalb Jahren nur selten Innenverteidiger gespielt“, sagt Labbadia, „aber wir wollen ihn für diese Position aufbauen. Lopes kann bei den Profis aushelfen, und Toni soll in der zweiten Mannschaft gezielt Spielpraxis als Innenverteidiger erhalten.“

Das wird auch Uli Ferber im Gespräch mit Fredi Bobic zu hören bekommen. Ob er damit einverstanden ist oder nicht, es ändert nichts an der Sachlage. Antonio Rüdiger ist bis 2014 vertraglich an den VfB gebunden. Daran will Ferber auch nicht rütteln: „Ein Vereinswechsel ist nicht unser Thema.“