Stuttgart – Wenn nichts dazwischenkommt, bleibt dem VfB Stuttgart sein Cheftrainer noch zwei Jahre erhalten. Bruno Labbadia hat Pläne. Im Gespräch mit unserer Zeitung schildert er, was daraus entstehen soll.

Herr Labbadia, Glückwunsch zum neuen Vertrag.
Danke!

Warum haben Sie mit der Unterschrift so lange gewartet?
(Lächelt) Mal war ich erstaunt, mal amüsiert über das, was da alles in die Gespräche hineininterpretiert wurde. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wir hatten unheimlich viel zu tun, es gab Dinge zu besprechen, die wichtiger waren. Außerdem hatten wir einfach keine Eile. Wir waren immer voll im Zeitplan.

Sie haben bis 2015 unterschrieben. Können wir jetzt über die Zukunft reden?
Nichts lieber als das.

Sie interessieren sich sehr für Architektur. Kann man sagen, Sie sind einer der Architekten der Zukunft beim VfB, der Verein ist der Bauherr?
(Überlegt) Ja, aber ich bin kein Architekt, der seine Vorstellungen ohne Rücksicht auf die Gegebenheiten durchzieht. Die Fakten, Zahlen und Vorstellungen lagen auf beiden Seiten klar auf dem Tisch. Und damit kein Missverständnis aufkommt: Es gab von mir keinerlei Forderung nach neuen Spielern . . .

. . . aber Sie legen Ihre Pläne vom Haus der Zukunft vor.
Das machen wir eigentlich schon, seit ich beim VfB angefangen habe. Zunächst ging es aber darum, das Haus vor dem Einsturz zu bewahren . . .

. . . das ist gelungen. Dann wurde ein neues Fundament gelegt . . .
. . . und wir haben einige morsche Balken entfernt und dafür neue und tragfähige eingezogen.

„Wir wollen dauerhaft unter die ersten sechs“

Ein bisschen wackelig ist es aber noch immer.
Weil wir noch immer am Bauen sind. Wir stabilisieren das Gebälk mit unseren Möglichkeiten weiter. Teure Spieler sind gegangen, preisgünstigere gekommen. Trotzdem haben wir den Wert des Hauses gesteigert, weil wir einzelne Spieler zu wertvollen Stützen entwickelt haben. Nehmen Sie zum Beispiel Sven Ulreich, Martin Harnik, Shinji Okazaki, Gotoku Sakai oder auch Vedad Ibisevic. Vedad würde wesentlich mehr kosten als das, was wir für ihn bezahlt haben.

In Zdravko Kuzmanovic geht jetzt womöglich ein weiterer Pfeiler verloren.
Das ist noch nicht ganz sicher. Wenn ja, haben wir aber verschiedene Optionen, das aufzufangen.

Wie soll das Haus der Zukunft aussehen?
Es soll eines der schönsten in der Liga sein. Was bedeutet: Wir wollen dauerhaft unter die ersten sechs. Das ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten, wir müssen jeden Tag mit unserer Arbeit an die Grenzen gehen. Aber das tue ich gern, das ist der Reiz. Die Mannschaft und das Trainerteam sind in den vergangenen zwei Jahren zusammengewachsen. Ich habe die Menschen hier schätzen gelernt. Ich habe unterschrieben, weil mir der VfB am Herzen liegt.

Ihren Kritikern geht alles nicht schnell genug.
Es ist eben so, dass man von außen nicht immer gleich sieht, was innen alles gemacht wird. Wir haben schon viel an den Strukturen verändert. Zum Beispiel in der Nachwuchsförderung. Wir arbeiten sehr viel mit den jungen Spielern, zeigen ihnen auf, wo sie sich verbessern können, und helfen ihnen auf diesem Weg. Das alles wird in den kommenden Jahren dazu beitragen, das Gebäude weiter herauszuputzen. Ich will, dass man unser Haus gerne anschaut.

Gegen den FC Bayern wirkte es zeitweise so emotionslos wie ein Plattenbau.
Ich würde eher von einem funktionalen Zweckbau reden. Schauen Sie sich mal die letzten Spiele der Gladbacher an, die agierten weit defensiver als wir, aber die Stimmung im Stadion war trotzdem prima. Natürlich war die Rückrunde der vergangenen Saison toll, da haben wir sehr häufig begeisternden Fußball gespielt. Dass das in dieser Saison nicht immer so klappt, hat aber Gründe, die ich in den Antworten zuvor dargelegt habe. So ein Umbau braucht eben Zeit. Das klappt nicht von heute auf morgen.

Verstehen Sie, dass die Fans öfter mal eine Party feiern wollen – auch in einem Haus, das sich im Umbau befindet?
Klar, verstehe ich das. Ich würde am liebsten jede Woche eine Party feiern. Aber dafür braucht man viele Getränke und was Gutes zum Essen. Das kann man sich aber auch nicht unbedingt jede Woche leisten.