Aus diesen Blicken spricht wenig Zuversicht: Das VfB-Team nach der 0:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund. Foto: Eibner

Das Motto des VfB für die kommenden Tage ist klar: Alle Konzentration auf Bremen. Doch reicht das aus, um im vorentscheidenden Auswärtsspiel am 2. Mai zu bestehen? Die Zweifel sind groß.

Stuttgart - Weil Robin Dutt nicht gerade zu den Wankelmütigsten der Branche gehört, war klar, dass er nach einer wohl eher unruhigen Nacht nicht zum Kurswechsel ansetzen würde. Also stand der Sportvorstand am Sonntagmorgen vor Mikrofonen und Reportern – und wiederholte eifrig, was er schon am Vorabend zum Motto für die kommenden Tage erkoren hatte: „Wir richten den Fokus auf Bremen.“ Nur auf Bremen.

Das 0:3 gegen Borussia Dortmund ist zwar auch für Dutt nicht ins Reich der Schauermärchen zu verbannen, darüber reden wollte der Sportchef der Roten schon gleich nach dem Abpfiff aber nicht mehr: „Das interessiert mich nullkommanull“, sagte er mit entschlossener Miene – um sogleich die Richtung vorgeben zu können. Im Auswärtsspiel am kommenden Montag (2. Mai, 20.15 Uhr) bei Werder Bremen geht es im Kampf gegen den Abstieg „mehr oder weniger um alles“.

Sagte Florian Klein, der Rechtsverteidiger des VfB – und erweckte damit den Eindruck, er hätte verstanden, um was es derzeit geht beim Club von der Mercedesstraße. Wer dem Österreicher und dessen Kollegen beim vorangegangenen Duell mit den Schwarz-gelben aus dem Pott zugeschaut hatte, konnte diesen Eindruck eher weniger bestätigen. Und wer diese und die anderen Leistungen der weiß-roten Kicker in den vergangenen Wochen in die aktuelle Bewertung mit einfließen lässt, dem wird nicht gerade wohler mit Blick auf die letzten drei Saisonspiele der Fußball-Bundesliga – erst Recht nicht beim Blick auf den kommenden Montag.

Dutt erinnert an die vergangene Saison

Wie gesagt: Robin Dutt blendete diese Eindrücke aus und wandte sich viel lieber noch weiter zurück. Vor einem Jahr, erklärte er, habe man auch die letzten drei Saisonspiele gewinnen müssen. Kaum einer habe das für möglich gehalten, es gelang aber, weshalb er nun sagte: „Wieso sollte ich jetzt negativer sein als damals?“

Zum Beispiel, weil die Erinnerung an diese bestandene Nervenprobe bisher auch niemandem half, eine erneute Ultimativsituation erfolgreich zu vermeiden. Oder: Weil das aktuelle Team nicht gerade den Anschein erweckt, psychisch so stabil zu sein, um diese „mental brutale Nummer“ (Kapitän Christian Gentner) als positiven Kick zu sehen. Die Last der Lage scheint die VfB-Profis derzeit eher zu lähmen.

Klar, gegen Borussia Dortmund hat keiner einen Kantersieg erwartet. Sich nach flottem Beginn aber klaglos (es gab nicht eine Gelbe Karte für einen VfB-Spieler) in die Chancenlosigkeit zu fügen – der Fan erwartet da etwas anderes. Und wird den Eindruck nicht los, dass dieser Truppe in dieser Saison die ganz große Wende nicht mehr zuzutrauen ist.

Der Torwart? Mal stark, dann wieder mitverantwortlich für Gegentore, wie beim 0:2 und 0:3. Die Defensive? Längst wieder ein Sicherheitsrisiko, daran änderte auch die Hereinnahme von Federico Barba nichts.

Das Mittelfeld? Keine funktionierende Einheit mehr. Am Samstag war Lukas Rupp weit entfernt von guten Tagen, Daniel Didavi wirkte bisweilen, als wolle er sich vor seinem Abgang nicht mehr weh tun, und Christian Gentner ist zwar stets bemüht, seine Mittel als Wachrüttler sind aber begrenzt. Die Außen? Filip Kostic beschäftigt zwar noch den Gegner, findet aber selten Abnehmer seiner Flanken. Der Sturm? In Form von Timo Werner am Samstag quasi nicht vorhanden. Und in Bremen wird nun all das anders? „Die Mannschaft wird gewappnet sein“, versicherte Dutt und trieb sein zweischneidiges Spielchen auf die Spitze.

Einerseits ersparte er dem Team die Aufarbeitung der dürftigen Darbietung – im Gegensatz zur Vorwoche, als nach der 0:1-Niederlage in Augsburg noch die totale Analyse ausgerufen wurde. Andererseits nahm er der Mannschaft jegliches Alibi, indem er dem Trainer trotz nur einem Sieg aus den vergangenen zehn Spielen eine Jobgarantie über den Sommer hinaus ausstellte: „Er wird in Bremen auf der Bank sitzen, er wird die restliche Saison auf der Bank sitzen – und auch in der kommenden Saison.“ Ehrlich? Auch, wenn noch was grundlegend schief läuft?

Psychologe Laux ist besonders gefordert

Solche Denkansätze lässt Dutt nicht zu. „Wir müssen positive Gedanken und Emotionen haben“, forderte er und lenkte auch dabei den Blick nach Bremen. Die Werderaner, sagte Dutt, seien doch in einer ähnlichen, wenn nicht misslicheren Lage. Zumal nach dem verlorenen Nordderby gegen den HSV (1:2). Allerdings: Die Bremer hatten dabei wenigstens gute Phasen, sie haben am Montag ein Heimspiel (der VfB reist ohne Fans an), und vorne drin steht bei den Grün-Weißen ein Knipser, wie der VfB vor einem Jahr in Daniel Ginczek einen hatte: Claudio Pizarro. Alles zusammen nährt die Zweifel vor der Nervenprobe an der Weser.

Robin Dutt lässt sich dennoch nicht von seinem Kurs abbringen. „Ich vertraue der Mannschaft, dem Trainerteam und Philipp Laux.“ Der Sportpsychologe ist in dieser Woche womöglich besonders gefordert.