Fürchtet sich nicht vor großen Aufgaben: Unternehmer Wolfgang Dietrich soll neuer VfB-Boss werden. Foto: Kraufmann

Fußball: Aufsichtsrat hat ihn für die Mitgliederversammlung am 9. Oktober als einzigen Kandidaten auserkoren.

Große Baustellen und Konflikte ist Wolfgang Dietrich gewöhnt. Viereinhalb Jahre lang verteidigte er als Sprecher von "Stuttgart 21" eines der nicht nur in der baden-württembergischen Landeshauptstadt am stärksten umstrittenen Großprojekte.

Nun soll der ehemalige Unternehmer beim VfB Stuttgart als künftiger Präsident die dortigen Baustellen zielstrebig angehen. "Es wird kein Spaziergang. Aber es ist kein Vergleich zu S 21", versicherte Dietrich in einer Presserunde. Der Aufsichtsrat hat ihn für die Mitgliederversammlung am 9. Oktober als einzigen Kandidaten auserkoren.

Dietrich bezeichnete seine Bereitschaft, bei dem schwäbischen Traditionsverein nach dem bitteren Abstieg ehrenamtlich an verantwortlicher Stelle zur möglichst direkten Rückkehr in die Fußball-Bundesliga beizutragen, als "eine Herzensangelegenheit". Seit 42 Jahren ist der in Stetten geborene Remstäler VfB-Mitglied. "Ich habe die Nummer 836", berichtete er stolz.

"Wir sind nicht dem Weltuntergang geweiht"

Die Lage sei schwierig, räumte Dietrich ein: "Aber wir haben keine katastrophale Situation. Wir sind nicht dem Weltuntergang geweiht." Er sieht die Voraussetzungen als gegeben, um wieder aufzusteigen. Sich selbst charakterisierte der Familienvater als "absoluten Teamplayer". Er sei politisch, finanziell und persönlich komplett unabhängig. "Ich kann das Amt unvoreingenommen annehmen", versicherte der 68-Jährige.

Es gibt keine personelle Alternative

Dass Dietrich im Oktober zum Präsidenten der "Roten" gekürt wird, scheint außer Frage, zumal es keine personellen Alternativen gibt. "Ich bin davon überzeugt, dass Herr Dietrich in der Phase, in der der VfB ist, die mit Abstand beste Lösung ist. Er ist der Kandidat, der fachlich und menschlich passt", verteidigte Martin Schäfer, der Vorsitzende des momentan nur drei Mitglieder umfassenden Aufsichtsrates, die Präsentation nur eines Anwärters.

Dietrich will – im Gegensatz zu seinem nach dem Abstieg zurückgetretenen Vorgänger Bernd Wahler – ehrenamtlich tätig sein. Das sei auch "ein klares Signal", betonte er. Der Vorstand müsse in der Lage sein, den Verein alleine operativ zu führen. "Der Präsident muss moderieren und genügend Durchsetzungsstärke mitbringen", beurteilte er seine künftige Aufgabe. Konflikte will er dabei nicht scheuen.

Vier Jahre will er den VfB führen. Im Spannungsfeld Traditionsverein versus kommerzielle Ausrichtung liegt ihm "eine besondere Vereinskultur" am Herzen. Dem Jugendbereich misst Wolfgang Dietrich ebenfalls große Bedeutung bei.