Nicht nur Daniel Ginczek liegt flach – sondern mit ihm die halbe VfB-Mannschaft. Foto: Baumann

Von Handbruch über Bandscheibenvorfall bis Muskelfaserriss: Die Krankenakte des VfB Stuttgart dient jedem Orthopäden zur Fortbildung. Immerhin: Am Sonntag gegen den SV Darmstadt kann Trainer Alexander Zorniger auf zwei Rückkehrer hoffen.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart wirkt wie ein überfülltes Wartezimmer, in dem es immer wieder heißt: Der Nächste, bitte! Vor dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) sind gleich acht Spieler verletzt oder zumindest noch leicht angeschlagen. Nur wenige Vereine haben aktuell einen ähnlichen Krankenstand zu beklagen. Dass sich bei einigen Spielern die Verletzungen länger als gedacht hinziehen, lässt den weiß-roten Anhang noch nervöser werden. Ein Überblick:

Daniel Ginczek: Der Stürmer wurde vor zwei Wochen wegen seines Bandscheibenvorfalls an der Halswirbelsäule operiert. Prognosen zum Heilungsverlauf sind schwierig. „Bislang ist aber alles im Lot“, sagt VfB-Mannschaftsarzt Raymond Best.

Filip Kostic: Den Serben hat es mit der typischen Fußballerverletzung – einem Muskelfaserriss – erwischt. Dass er nun schon länger pausiert als ursprünglich angenommen, hat für Best folgenden Grund: „Bevor Sie ein Rennpferd wie ihn wieder loslassen, muss die Verletzung hundertprozentig auskuriert sein.“ Vier Wochen sind normal bei einem Muskelfaserriss. Sollte Kostic kommenden Samstag bei den Bayern zurückkehren, betrüge seine Gefechtspause sechs Wochen.

Robbie Kruse: „Bei ihm muss man die Gesamtsituation betrachten“, sagt Trainer Alexander Zorniger. Der Australier hat schon länger mit Verletzungen zu kämpfen. Aktuell kuriert der Angreifer einen Muskelfaserriss in der rechten Wade aus.

Serey Dié: Die Kampfmaschine hat im Training einen Schlag abbekommen. Die Folge: Muskelverhärtung im Oberschenkel. „Ich gehe davon aus, dass er am Sonntag wieder dabei sein kann“, sagt Zorniger.

Christian Gentner: Gleiches gilt für den Kapitän, der sich mit chronischen Achillessehnenproblemen herumplagt. Zorniger spricht von einem „optimalen Heilungsverlauf“. Eine etwas längere, konservative Behandlung, kein Schnellschuss, denn „sonst kommt die Verletzung als Bumerang zurück“, erklärt der Mannschaftsarzt.

Lukas Rupp: Die Verletzung des defensiven Mittelfeldspielers sorgt im Lager der Roten endgültig für Galgenhumor. „Erst einen Bandscheibenvorfall bei Daniel, jetzt einen Mittelhandbruch bei Lukas, das haben nicht viele Vereine vorzuweisen“, sagt Best mit einem gequälten Lächeln.

Mitch Langerak: Erst ein Muskelbündelriss im Oberschenkel, dann auch noch eine Zyste im Knie – den Torhüter hat es am schlimmsten erwischt. Best spricht von einem „sehr guten Genesungsverlauf“ und davon, dass Langerak wohl schon bald ins Mannschaftstraining zurückkehren wird – auf jeden Fall früher, als noch vor Wochen angenommen.

Georg Niedermeier: In dieser Woche hat es auch noch den Abwehrrecken am Rücken erwischt. „Wegen seiner Größe“ (Zorniger) kann er sich nicht mehr richtig drehen. Die lange Krankenakte des VfB – nur ein Zufall? Raymond Best nennt es „unglaubliches Pech“ und bemüht Statistiken der Fußballverbände Fifa und Uefa, wonach der aktuelle Verletztenstand nicht weit über dem Durchschnitt liege. Den Verdacht, zumindest die Muskelverletzungen könnten wie einst bei Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp ein Ausfluss von Zornigers Tempofußball sein, weisen sowohl Best als auch Zorniger von sich.

Fakt ist: Der VfB führt die Sprint-Tabelle der Bundesliga mit großem Vorsprung an. Auch bei der Laufleistung liegen die Roten im vorderen Bereich. Doch von den drei an der Muskulatur verletzten Kruse, Kostic und Dié sei allenfalls der Faserriss von Kostic auf hohes Tempo zurückzuführen. Zum Gegenbeweis führt Best eine weitere Statistik ins Feld: Demnach ereignen sich die meisten typischen Verletzungen im Fußball, wenn das Bein in Streckung geht, also beim Tackling. Zorniger hat beim VfB zwar vieles neu erdacht – aber nicht den Zweikampf.