Wie Vedad Ibisevic hat auch der VfB nach dem 1:0-Erfolg bei der TSG 1899 Hoffenheim einen großen Schritt nach vorne gemacht: Es war der erste Pflichtspielsieg der Roten in diesem Jahr. Foto: Pressefoto Baumann

Die Erleichterung war groß beim VfB Stuttgart nach dem Sieg bei 1899 Hoffenheim. Klar ist aber auch: Die Wende zum Guten ist deshalb noch lange nicht geschafft. Nur gut, dass sich dessen alle Beteiligten bewusst sind.

Stuttgart - Es nicht unbedingt ein Vormittag, an dem Menschen, die gesundheitlich angeschlagen sind, über eine Stunde im Freien stehen sollten. Aber das war am Sonntagabend ja nicht anders gewesen – und auch da stand Bruno Labbadia am Spielfeldrand und beobachtete seine Mannschaft. So wie auch am folgenden Montagmorgen. Der grippekranke Trainer des VfB Stuttgart überwachte dick eingepackt die Einheit der Reservisten – und war Sinnbild für die Lage beim Fußball-Bundesligisten. Denn: Bei Labbadia geht es langsam aufwärts.

Ein bisschen zumindest fühlte sich Labbadia schon besser am Montagmorgen, gesund aber ist er noch lange nicht. Übertragen auf sein Team bedeutet das: Der 1:0-Sieg am Sonntagabend in Hoffenheim hat dem VfB gutgetan – von der Tabellensituation her, und auch, was die Stimmung betrifft. „Siege sind die beste Medizin“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic. Doch klar ist auch: Mehr als ein erster Schritt zur kompletten Gesundung war der Erfolg gegen die anstiegsbedrohten Kraichgauer nicht.

Euphorie jedenfalls ist noch lange nicht angebracht nach gerade einmal einem Sieg in diesem Jahr und dem ersten in der Bundesliga nach zuletzt fünf Niederlagen – doch beruhigend erscheint: Keiner denkt was anderes. Auch nicht Ibrahima Traoré, der am Sonntag eines seiner besten Spiele im Trikot des VfB Stuttgart machte. „Jetzt müssen wir so weitermachen und dürfen nicht nachlassen“, forderte der Mittelfeldspieler – und fügte mit Nachdruck hinzu: „Da haben wir keine andere Wahl.“ Immerhin: Die Voraussetzungen für weitere Erfolgserlebnisse scheinen nun wieder besser. Das gilt für die komplette Mannschaft. „Sie hat in den vergangenen Wochen viel investiert“, sagte Bobic, „es war unheimlich wichtig, dass sie endlich auch mal belohnt worden ist. Das gibt viel Selbstvertrauen zurück.“ Aber auch einzelne Spieler könnten profitieren von der positiven Wirkung des Sieges.

Ulreich: Überragend gehalten und unheimlich präsent

Zum Beispiel Martin Harnik. Der offensive Mittelfeldspieler hatte zuletzt mehr Tiefen als Höhen – und vor allem seine Torgefährlichkeit verloren. Nun erzielte er den immens wichtigen Siegtreffer, weshalb Bobic erklärte: „Wir haben ihn immer gestärkt, weil wir wissen, dass er ein klasse Fußballer ist. Er hat uns bewiesen, das dies genau richtig war.“

Ein anderes Beispiel ist Sven Ulreich. Auch am Torhüter sind Zweifel aufgekommen in den vergangenen Wochen, da das eine oder andere Gegentor nicht unhaltbar schien. In Hoffenheim war er ein Garant dafür, dass sein Team keinen Treffer kassierte. „Er hat in einigen Situationen überragend gehalten und war unheimlich präsent“, sagte Bobic. „Er ist eine wichtige Säule und hat uns schon so manchen Punkt gerettet“, lobte Christian Gentner. Ulreich selbst war sichtlich bester Laune und scherzte: „Manchmal darf ich ja auch einen halten.“

Weiteres Beispiel: Bruno Labbadia. Der gesundheitlich angeschlagene Trainer hat es vorerst geschafft, sein Team wieder in die Spur zu bringen – und zwar mit einer klaren taktischen Marschroute. „Die Mannschaft war kompakt und ist die Zweikämpfe präzise angegangen“, sagte Bobic. Dass es kein besonders ansehnliches Spiel gewesen war, interessierte da weniger. „Die Ordnung stimmt“, sagte Labbadia. Die Attraktivität muss noch warten – könnte aber wieder in Reichweite kommen, sollte das VfB-Team weiter Selbstvertrauen tanken. Erste Möglichkeit: das Rückspiel in der Europa-League-Zwischenrunde am Donnerstag (19 Uhr/Sky) in Genk.

Der Optimismus ist auf jeden Fall wieder greifbar rund um die Profi-Truppe des VfB. Christian Gentner sagt vor der Partie in Belgien zwar: „Die Chancen stehen 50:50.“ Der Mittelfeldspieler verbreitet trotz des 1:1 im Hinspiel aber auch Zuversicht: „Ich habe uns im Hinspiel schon einen Tick besser gesehen. Wenn wir nun ähnlich geschlossen auftreten, bin ich sicher, dass wir weiterkommen werden.“

Eine Runde in der Europa League. Und einen weiteren Schritt auf dem Weg zur endgültigen Genesung.