Bereit für Großtaten: Daniel Didavi legt sich den Ball zurecht - der Mittelfeldmann will mit dem VfB den Klassenverbleib schaffen Foto: Pressefoto Baumann

Knapp zwei  Jahre lang spielte Daniel Didavi beim VfB  so gut wie keine Rolle. Ein Knorpelschaden im Knie und dessen Folgen machten dem Mittelfeldmann zu schaffen. Nun ist Didavi zurück im Rampenlicht – und hat Großes vor.

Knapp zwei  Jahre lang spielte Daniel Didavi beim VfB  so gut wie keine Rolle. Ein Knorpelschaden im Knie und dessen Folgen machten dem Mittelfeldmann zu schaffen. Nun ist Didavi zurück im Rampenlicht – und hat Großes vor.

Stuttgart - Nein, das Tattoo am linken Oberarm hatte er schon vorher, betont Daniel Didavi (24). Die Kopfhörer, die Kassette und die Musiknoten, die sich der Musikliebhaber mit den Lieblingsrichtungen Hip-Hop und R&B auf den Arm stechen ließ, sind ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Optisch ist der Mittelfeldmann des VfB nach zweijähriger Leidenszeit noch immer der Alte – ansonsten aber, so viel wird schnell klar, ist vieles anders bei Daniel Didavi.

Der gebürtige Nürtinger, der am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund (2:3), sein erstes Bundesligaspiel in dieser Saison machte, wirkt nach dem überstandenen Knorpelschaden im Knie irgendwie runderneuert. Didavi scheint sich zu einem gestandenen, reifen Profi entwickelt zu haben – zu einem Spieler, der auch über den Tellerrand hinausblickt. „Viele Fußballer wissen gar nicht, wo gut es ihnen geht“, sagt Didavi, „ich weiß es jetzt. Ich weiß meinen Beruf nun viel mehr zu schätzen als vor meiner Leidenszeit.“ Auch im privaten Umfeld hat der junge Mann einen Reifeprozess durchlebt. „Man weiß nach einer schwierigen Phase, wer seine Freunde sind und wer nicht“, sagt Didavi. Und überhaupt: „Man lernt zu kämpfen, niemals aufzugeben und den Glauben an sich nicht zu verlieren.“

Diese Haltung ist nach den zwei Jahren voller Leiden nicht selbstverständlich. Im Mai 2012 erlitt Didavi in seinem letzten Spiel für den 1. FC Nürnberg einen Knorpelschaden und wurde operiert . Anfang 2013 lief er dann dreimal für den VfB auf, nach einem Rückschlag musste Didavi im Mai dann erneut unters Messer. Es folgte die langwierige Reha, ehe Didavi zu Beginn dieses Jahres die Belastung steigerte und sich nach und nach ans Mannschaftstraining heranarbeitete.

Es folgten zwei Einsätze für den VfB II in der dritten Liga. Und dann, gegen Dortmund, stellte Trainer Huub Stevens Didavi überraschend von Beginn an auf. „Ich würde nicht sagen, dass ich in der schwierigen Phase an mir gezweifelt habe“, sagt der Mittelfeldspieler nach seinem Bundesliga-Comeback, „aber wenn dir der Arzt sagt, dass du in sechs Wochen dies oder jenes schon wieder machen kannst und das dann doch nicht klappt, denkst du dir manchmal schon: ‚Mensch, das gibt’s doch nicht’.“

Didavi aber verarbeitete die Nackenschläge. Er ging gestärkt aus der Talsohle hervor – und hat nun Großes vor. An diesem Samstag empfängt der VfB den SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) zum Landesderby. „Ich hoffe, dass ich wieder spiele“, sagt Didavi vor dem wegweisenden Duell im Kampf gegen den Abstieg. Das Anforderungsprofil des Trainers jedenfalls klar. „Ich soll meine Stärken einbringen. Dabei geht es darum, dass ich Ruhe ins Spiel bringe und die Bälle so verteile, dass wir die Kugel länger in den eigenen Reihen halten können.“ Obendrein baut Stevens auf die Dynamik und die Abschlussqualitäten Didavis. Der wiederum setzt darauf, „dass die Mannschaft begriffen hat, in welcher Situation wir stecken“.

Didavi übrigens hat bei jedem Spiel eine Bibel in seiner Sporttasche dabei. Der gläubige Christ aber baut im Kampf gegen den Abstieg nicht auf Gottes Hilfe. „Gott spielt nicht für uns Fußball“, sagt Didavi und lacht, „den Klassenverbleib müssen wir schon selbst schaffen.“