Der Platzwart eines Bundesligisten mäht nicht nur – Ralf Wagner, Herr über den Rasen in der Mercedes-Benz-Arena und über eine computergesteuerte Bewässerungsanlage. Mehr Fotos finden Sie in der Bildergalerie. Foto: Max Kovalenko

Die Fußballer des VfB Stuttgart kicken demnächst auf einem der besten Rasen Europas. "Auf dem besten", behauptet der Hersteller der neuen Beregnungsanlage, die derzeit in der Mercedes-Benz-Arena eingebaut wird. Moderne Steuerungstechnik macht es möglich.

Stuttgart - Ralf Wagner ist beim VfB Stuttgart das, was Ex-Kicker Lothar Matthäus beim FC Bayern niemals wird: Greenkeeper oder, wie man früher sagte, Platzwart. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte seine herzliche Abneigung gegenüber dem Rekordnationalspieler einst flapsig untermauert, indem er öffentlich erklärte, Matthäus werde „nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion“.

Platzwart also ein Job von nachrangiger Bedeutung? Von wegen. Männer wie Ralf Wagner haben vielfältigere Aufgaben zu erledigen, als gelegentlich zu düngen, zu mähen oder Linien zu markieren. „Jeder Rasen ist anders, jedes Stadion besitzt sein eigenes Mikroklima“, sagt Wagner. Das zu beherrschen, sprich, den Profifußballern stets das optimale Geläuf zu bieten, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Dafür braucht es neben Gespür fürs Gras jede Menge Technik.

Bester Beweis: die neue Beregnungsanlage in der Mercedes-Benz-Arena. Die Firma Toro, ein in den USA ansässiger Spezialist für Rasenpflege, installiert dieser Tage für den VfB Stuttgart eine intelligente Bewässerung, die weit über das hinausgeht, was sich Lieschen Müller unter einem Rasensprenger vorstellt. Von 21 Punkten aus wird der Rasen in der Arena künftig besprüht, und zwar jeder Quadratmeter exakt in derselben Dosierung, wie Markus Blind von Toro während einer Testvorführung vor Medienvertretern betont, „mit der Möglichkeit, es auf 47 verschiedene Arten regnen zu lassen.“ Auf die Weise werde gewährleistet, dass sich Dünger im versprühten Wasser gleichmäßig löst.

Alte Anlage stammt aus dem Jahr 2009

Der Clou an der Anlage ist jedoch weniger die moderne Sprühtechnik. „Wir haben jetzt ein Gesamtpaket aus Beregnung und Analyse“, sagt Matthias Huber, Chef der VfB-Betriebsgesellschaft. Soll heißen: Fünf zusätzliche Sensoren im Rasen liefern Greenkeeper Wagner künftig Informationen über den Zustand des Rasens samt Untergrund. Salzgehalt, Temperatur und Feuchtigkeit lassen sich dabei online über ein Smartphone abrufen. Auf dieselbe Weise kann Wagner dann die Einstellungen für die Besprühung ändern. Auch erkennen die Sensoren frühzeitig drohende Krankheiten wie Pilzbefall. Weniger Wasser soll die computergesteuerte Begegnungsanlage überdies verbrauchen. Angestrebte Ersparnis: bis zu 20 Prozent. Um die 140 Liter pro Minute schickt Wagner durch jeden Regner. Der VfB Stuttgart verfügt damit über eine Beregnungsanlage, die laut Hersteller europaweit einzigartig ist und bisher nur noch im Stadion von Porto Alegre, einem Spielort der WM 2014 in Brasilien, eingebaut wurde.

Die bisherige Anlage in der Mercedes-Benz-Arena stammt aus dem Jahr 2009. Toro-Mann Blind beziffert die Lebensdauer von moderner Beregnungstechnik auf mindestens 15 Jahre. Dennoch hat der VfB bereits nach vier Jahren einen laut Huber „hohen fünfstelligen Betrag“ investiert. Grund: Der uneinheitliche Schattenwurf des Stadiondachs habe vor allem in den Eckbereichen des Fußballfelds einen ungleichmäßigen Rasenwuchs bewirkt.

Dachmembran soll 20 Jahre halten

Genaue Angaben zu den Kosten wollen weder Huber noch Binder machen. Die Anlage habe nicht die Neckarpark GmbH bezahlt, deren Gesellschafter die Stadt Stuttgart und der VfB sind, sondern die Betriebsgesellschaft des Fußball-Bundesligisten. Daher tauche der Betrag nicht in den Büchern der Neckarpark GmbH auf, „die Anlage kostet die Stadt also keinen Cent“.

Bezahlen muss die Stadt allerdings, wenn die 20 Jahre alte Membran des Stadiondachs ausgetauscht werden muss. 20 Jahre sollte eine solche Membran halten. „Die in der Mercedes-Benz-Arena sieht aber noch recht gut aus“, so Huber. Jedenfalls würde sich ein Austausch womöglich positiv auf die Beregnung auswirken. Dann soll nämlich auch die Dachentwässerung optimiert und mit mehr Regenwasser bewässert werden.