Auch VfB-Maskottchen Fritzle ist traurig, aber Schwanz einziehen hilft nicht. Ebensowenig wie Schuldzuschiebungen - eine Hitliste: Foto: Baumann

Manager Fredi Bobic, Präsident Bernd Wahler, Finanzvorstand Ulrich Ruf oder der Aufsichtsrat? Wer ist schuldig für die Misere beim VfB Stuttgart. Die Antworten klingen einfach, sind es aber nicht.

Stuttgart - Den Leserbriefen und Anrufen nach zu urteilen, die unsere Redaktion seit Wochen in wachsender Zahl erreichen, liegt der VfB Stuttgart den Menschen in Stadt und Region mindestens so sehr am Herzen wie die Maultasche, der Mercedes oder das Sparbuch. So viel Zuspruch ist einerseits gut für den vom Abstieg bedrohten Verein, andererseits aber gar nicht so gut für diejenigen, die ihn repräsentieren. Sie rücken zwangsläufig in den Fokus derer, die sich in ihrer emotionalen Bedrängnis auf die Suche nach den Schuldigen machen.

In erster Linie wäre hier zu nennen: Fredi Bobic, der VfB-Sportvorstand, der ungefragt die Ersatzbank von Hannover 96 leer kaufte, was ein großer Fehler war – wie nachher alle schon vorher gewusst haben. Bisher allerdings hat auch noch nie jemand mit dem Geld für ein Moped einen Porsche gekauft.

Auf Platz zwei rückte vor: Präsident Bernd Wahler, nach Meinung seiner erstklassigen Kritikaster ein „drittklassiger Manager“ aus dem Hause Adidas – den im vergangenen Sommer allerdings 97,4 Prozent der Mitgliederversammlung zum neuen Häuptling bestimmt haben.

Rang drei teilen sich Finanzvorstand Uli Ruf, der seit Ewigkeiten breit wie ein Buddha auf einer Kasse sitzt, in der seit Jahren aber nichts mehr drin ist – und der komplette Aufsichtsrat, mit dessen angeblicher Inkompetenz man problemlos eine Weltwirtschaftskrise auslösen könnte. Einige führen oder führten allerdings ganz erfolgreich ein Unternehmen.

In der Liste tauchen nicht mehr auf: Ex-Coach Bruno Labbadia, der mit seinem Assistenten Eddy Sözer die Spieler so lange zutextete, bis sie mit Ohropax ins Training kamen. Und der frühere B-Jugend-Trainer Thomas Schneider, der als Profi-Coach den Fehler machte, einfach so weiterzumachen. In der Bewertung der Causa Schneider könnte es aus heutiger Sicht hilfreich sein, dass die Entscheidung kurz nach Beginn der Saison auf breite Sympathie gestoßen war – auch bei den Medien.

Das alles lehrt: Das diffuse Gefühl der Furcht vor dem Abstieg hat längst die Herrschaft übernommen über die von Fakten getragene Analyse einer Situation, die sicherlich zu den schwierigsten zählt, die der Verein für Bewegungsspiele in den 121 Jahren seiner Geschichte zu überstehen hatte. In der Not neigt der Mensch eben gern mal zu Übertreibungen. Die sind zum jetzigen Zeitpunkt aber so hilfreich wie Fußpilz beim Barfußlaufen.