Laut Polizei war das in der Wohnung sichergestellte Material geeignet, viele Menschen zu töten. Foto: dpa

Mit Hochdruck arbeitet die Polizei in Hessen daran, die Hintergründe des wohl im letzten Moment vereitelten islamistischen Terroranschlag aufzudecken. Inzwischen wurden bei dem festgenommenen Paar islamistische Gewaltvideos auf einem Computer gefunden.

Wiesbaden - Wenige Tage nach dem wohl im letzten Moment vereitelten Terroranschlag in Hessen erhärtet sich der Verdacht eines islamistischen Hintergrunds. Ermittler haben auf einem Computer des festgenommenen Ehepaars aus Oberursel bei Frankfurt Gewaltvideos gefunden.

Diese seien dem islamistischen Extremismus zuzuordnen, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes in Wiesbaden am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Der Computer sei in der Wohnung der türkischstämmigen Eheleute sichergestellt worden.

Das Paar war in der Nacht zum Donnerstag von einem Spezialeinsatzkommando in Oberursel im Taunus festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. In der Wohnung fanden Ermittler eine Rohrbombe, Munition, Teile eines Sturmgewehrs G3 und eine Übungsgranate für eine Panzerfaust. Vermutlich hatten die beiden das für den 1. Mai geplante Radrennen "Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn" im Visier, das dann kurzfristig abgesagt wurde.

Nach Angaben des LKA-Sprechers werden derzeit sichergestellte Papiere und elektronische Datenträger aus der Wohnung ausgewertet. Dabei werde vor allem nach Hinweisen zu möglichen Mittätern gesucht. "Das wird noch Tage oder sogar Wochen dauern."

Keine Bomben entlang der Rennstrecke

Die Suche entlang der Rennstrecke ist inzwischen beendet. Dort hatten Beamte den Angaben zufolge nach weiteren Bomben Ausschau gehalten, aber nichts gefunden.

Der 35-jährige Deutschtürke und die 34 Jahre alte Türkin werden der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der Vorbereitung einer Explosion verdächtigt. Zu möglichen Komplizen des Duos sagte die Leiterin des "Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam" (FFGI), Susanne Schröter, der Deutschen Presse-Agentur: "Jeder kann eine Bombe bauen, aber in der Regel ist es schon so, dass salafistische Täter ein Umfeld haben." In diesem Umfeld radikalisierten sie sich und besprächen ihre Gedanken.

Derweil entspannt sich eine politische Debatte. Ein Moscheeverein in Wiesbaden forderte mehr gesellschaftliche Teilhabe für Muslime, um ein Abdriften in radikale Netze zu verhindern. "Die Politik darf nicht erst reagieren, wenn es zu spät ist", teilte der Islamische Kulturverein Imam Hossein mit. Wer erfolgreich in die Gesellschaft eingebunden sei, wolle sie schützen und nicht schaden.

Dagegen forderte der Frankfurter Kreisverband der Alternative für Deutschland (AfD) mehr "Durchgriffsrechte" für die Behörden. Bereits am Freitag hatte die Frankfurter CDU ein Verbot aller salafistischen Aktivitäten in Deutschland verlangt.