Zusammen mit Vize-Präsident Joe Biden freuen sich Barack Obama und seine Frau Michelle über weitere vier Jahre im Weißen Haus. Foto: EPA

Bei der US-Präsidentenwahl fährt Barack Obama einen klaren Sieg über Mitt Romney ein: Die notwendige Mehrheit von 270 der 538 Wahlmännerstimmen sicherte sich Obama durch Erfolge in den Swing States.

Washington - US-Präsident Barack Obama geht nach einem überzeugenden Wahlsieg in eine zweite Amtszeit. Der Demokrat sicherte sich bei der Abstimmung am Dienstag mindestens 303 von insgesamt 538 Wahlmännerstimmen und damit einen deutlichen Vorsprung, wie die US-Fernsehsender am Mittwochmorgen berichteten. In der Dankesrede vor Tausenden jubelnden Parteifreunden in seiner Heimatstadt Chicago beschwor der 51-Jährige die Einheit des amerikanischen Volkes. Obamas republikanischer Herausforderer Mitt Romney (65) räumte nach längerem Zögern seine Niederlage ein. Die Republikaner sicherten sich allerdings wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus.

Der wiedergewählte US-Präsident ließ sich von seinen Anhängern feiern. „Ich möchte jedem US-Bürger danken, der an den Wahlen teilgenommen hat“, sagte Obama am frühen Mittwochmorgen in einem Konferenzzentrum seiner Heimatstadt Chicago. Er gratulierte seinem unterlegenen Kontrahenten Mitt Romney zu dem hart umkämpften Wahlkampf.

Liebeserklärung an Michelle

Mit einer Liebeserklärung wandte sich der wiedergewählte Präsident an seine Ehefrau: „Michelle, ich habe Dich niemals mehr geliebt“, sagte er vor seinen jubelnden Anhängern. Er sei stolz, dass auch der Rest der Nation ihr als First Lady so zugewandt sei. Auch seine Töchter Sasha und Malia hob Obama hervor: Sie seien junge, intelligente und wunderschöne junge Frauen.

„Wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Wir leben in dem großartigsten Land der Welt“, rief Obama seinen Anhängern in Chicago zu, an seiner Seite Ehefrau Michelle und die beiden Töchter Sasha und Malia. „Egal, woran Du glaubst, wo Du herkommst, ob Du weiß oder schwarz bist, Latino oder Indianer, schwul oder hetero: Du kannst es hier schaffen.“

Seinem unterlegenen Kontrahenten Romney gratulierte Obama zu einem hart geführten Wahlkampf: „Wir haben erbittert gekämpft, aber nur weil wir dieses Land so sehr lieben und weil wir so sehr um seine Zukunft besorgt sind.“ Der Präsident versprach, sich mit den Parteiführern von Republikanern und Demokraten zusammenzusetzen, um dringende Probleme wie Steuersenkungen, Schuldenbegrenzung und das Einwanderungsgesetz voranzubringen.

Jubel vor dem Weißen Haus und am Times Square

Nachdem die Fernsehsender CNN und Fox News Barack Obama zum Sieg der Präsidentwahlen vom Dienstag erklärt hatten, brandeten Applaus und Jubelgeschrei am Times Square auf. Im Herzen Manhattans hatten sich Hunderte Menschen versammelt, um den Ausgang der Wahl zu verfolgen, mehrheitlich Anhänger von Obama. Auch in der Hauptstadt Washington lagen sich die Menschen in den Armen: In den Straßen waren bereits Minuten nach der Bekanntgabe des Obama-Siegs Autokorsos zu sehen - vor allem Taxifahrer reagierten mit Hupkonzerten. Das Weiße Haus - in dem Obama mit seiner Familie auch die kommenden vier Jahre wohnen wird - war auch in der Nacht hell von Flutlichtern erleuchtet. Der widergewählte Präsident und seine Familie halten sich in Chicago auf.

Romney gesteht Niederlage ein

Mitt Romney ließ mit dem Eingeständnis seiner Niederlage lange auf sich warten, doch schließlich trat der frühere Gouverneur von Massachusetts in Boston doch vor seine Anhänger und gratulierte Amtsinhaber Barack Obama zur Wiederwahl. „Ich bete für den Erfolg des Präsidenten bei der Führung unserer Nation“, sagte ein gefasster Romney in seinem Wahlkampfhauptquartier in Boston. Die Wahl sei vorbei, „aber unsere Prinzipien haben weiter Bestand.“ „Ich habe mir so sehr gewünscht, eure Hoffnungen zu erfüllen, das Land in eine andere Richtung zu führen“, sagte der Unterlegene. Zugleich bedankte sich Romney bei seinen Mitstreitern und seiner Frau Ann. „Sie wäre eine wundervolle First Lady gewesen“, sagte er.

Für den Sieg bei der US-Präsidentenwahl werden mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlmännerstimmen benötigt. Mit Colorado und Virginia, aber ohne Ohio, kommt Obama auf 285 Stimmen. Selbst wenn Ohio im Nachhinein noch Romney zuerkannt werden sollte und er zudem den Swing State Florida gewinnt, würde es für ihn nicht reichen.

Obama bedankt sich auf Twitter

Nur wenige Minuten nach der Entscheidung in der US-Präsidentschaftswahl hat Amtsinhaber Barack Obama das Ergebnis im Internet-Dienst Twitter gefeiert. „Vier weitere Jahre“, schrieb er kurz und knapp und fügte ein Foto hinzu: Es zeigt Obama in einer innigen Umarmung mit seiner Frau Michelle. In weiteren Kurzmitteilungen dankte Obama seinen Wählern und Anhängern.

US-Stars bejubeln Wahlergebnis

Zahlreiche Stars meldeten sich per Twitter begeistert zu Wort. „Ich bin so froh! Das ist eine der besten Nächte meines Lebens! Tränen laufen über mein Gesicht!“, twitterte Pop-Star Cher (66). „Alles in Butter!“, jubelte Sängerin Katy Perry (28). Sie hatte sich im Wahlkampf mit Auftritten für Obama stark gemacht. Sängerin La Toya Jackson (56) gratulierte Obama zu seinem Wahlsieg. „Vier weitere Jahre! Der beste Mann hat gewonnen!“, tat sie ihren Twitter-Anhängern kund.

„Twilight“-Schauspielerin Nikki Reed (24) freute sich auf Twitter: „Amerika! Wir haben es geschafft! Obama!“. Auch das deutsche Model Heidi Klum (39) hatte an den Wahlen teilgenommen. „Ich habe zum zweiten Mal in Amerika gewählt“, sagte Klum als Gast in der „Ellen DeGeneres“ Fernsehshow, ohne aber zu verraten, wer ihre Stimme bekommen hat. Gerade rechtzeitig zu den Wahlen vor vier Jahren hatte sie ihre Staatsbürgerschaft und damit auch das Wahlrecht erhalten.

Romney im eigenen Lager umstritten

Für den Sieg bei der US-Präsidentenwahl werden mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlmännerstimmen benötigt. In letzten Umfragen hatten beide Kandidaten sich noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Romney schaffte es allerdings bis zuletzt nicht, eine breite Wechselstimmung zu entfachen. Aber auch Obama hatte nach der Begeisterung 2008 zeitweise Mühe, die eigene Basis zu mobilisieren, weil viele seiner Versprechen unerfüllt blieben.

Auch in seiner zweiten Amtszeit muss Obama damit rechnen, dass wichtige seiner Gesetzesvorhaben im Kongress blockiert werden, denn das Land bleibt gespalten. Gewählt wurde am Dienstag nicht nur der Präsident, sondern auch alle 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 33 von 100 Senatoren. Nach vorläufigen Wahlergebnissen der US-Sender vom Dienstag kontrollieren die Republikaner weiter das Repräsentantenhaus. Die Demokraten halten ihre Mehrheit im Senat.

Demokraten halten Mehrheit im Senat, Republikaner bleiben stärkste Kraft im Repräsentantenhaus

Der Präsident des Abgeordnetenhauses, der Republikaner John Boehner, konnte seinen Sitz behaupten. Der 62-Jährige hatte nach dem haushohen Sieg der Konservativen bei der Kongresswahl 2010 die Demokratin Nancy Pelosi in diesem Amt abgelöst. Mehrheitsführer im Senat bleibt der Demokrat Harry Reid. „Nun, wo die Wahl vorbei ist, ist es Zeit, (...) zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden“, erklärte Reid nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses. „Das amerikanische Volk hat der Strategie der Behinderung, des Stillstands und der Verzögerung eine deutliche Absage erteilt.“

Die Republikaner hatten bei den Kongresswahlen 2010 von den Demokraten die Mehrheit mit 242 zu 193 Sitzen übernommen und konnten Obamas Politik dadurch mehrfach ausbremsen. Der US-Präsident ist zwar mit einer Fülle von Kompetenzen und Aufgaben ausgestattet. Allerdings darf selbst der mächtigste Mann der Welt im eigenen Land keine Gesetze ins Parlament einbringen.

Auf den wiedergewählten Präsidenten warten gleich enorme finanzielle Probleme. Sollten sich Republikaner und Demokraten nicht bis Jahresende auf einen Sparkompromiss einigen, treten 2013 automatisch Steuererhöhungen sowie Ausgabenkürzungen in Milliardenhöhe (fiscal cliff) in Kraft. Diese Maßnahmen dürften das Wirtschaftswachstum zusätzlich behindern.

Merkel gratuliert dem neuen alten Präsidenten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Obama zur Wiederwahl und lud ihn zu einem Besuch in Deutschland ein. Sie freue sich auf die Fortsetzung der engen und freundschaftlichen Zusammenarbeit, schrieb Merkel am Mittwoch. Als gemeinsame Aufgaben hob sie besonders die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, das Engagement in Afghanistan und die Herausforderung durch das iranische Nuklearprogramm hervor.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte in New York am Rande eines Besuchs bei den Vereinten Nationen: „Wir haben mit der Obama-Regierung sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben auch noch vieles gemeinsam vor.“ Auch Bundespräsident Joachim Gauck wünschte Obama viel Glück für seine zweite Amtszeit. Als Partner gleicher Werte und Überzeugungen trügen die USA und Deutschland gemeinsam Verantwortung in der Welt, schrieb er ihm.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Ratschef Herman Van Rompuy teilten mit, sie hofften auf eine noch engere Zusammenarbeit, insbesondere in der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte in einer Erklärung die für Frieden und Sicherheit wichtige „Verbindung zwischen Europa und Nordamerika“. Der britische Premierminister David Cameron sagte über Obama: „Ich habe in den letzten vier Jahren gern mit ihm zusammengearbeitet. Und ich freue mich, auch die kommenden vier Jahre mit ihm zu arbeiten. Es gibt viel, was wir tun müssen.“